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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Straßenrand zahlenmäßig weit überlegen waren. Falls es zum Kampf kam, würden sie mühelos Sieger bleiben.
    »Was soll das, verdammt noch mal?«, rief der Major, der viele Jahre in Pjöngjang stationiert gewesen war und daher fließend koreanisch sprach. »Warum wird meine Kolonne aufgehalten? Fahren Sie sofort Ihre Wagen weg, sonst lasse ich sie von meinen Leuten wegräumen!«
    Aus einem der Humvees stieg ein koreanischer Hauptmann. Er trat auf den chinesischen Major zu, verbeugte sich höflich und grüßte dann. Der Chinese grinste spöttisch, als er die hastig aufgenähte Flagge der neuen Vereinigten Republik Korea auf seiner Tarnjacke sah.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Genosse Major«, sagte der Koreaner, indem er sich nochmals verbeugte. Aber der chinesische Offizier wusste, dass Koreaner selten wirklich meinten, was sie sagten - sie konnten sich tausendmal entschuldigen, ohne es ehrlich zu meinen. Das war bestimmt auch hier der Fall. »Wir müssen dieses Fahrzeug nach Schmuggelwaffen durchsuchen«, fuhr der Hauptmann fort. »Ich versichere Ihnen, dass das nicht lange dauert.«
    »Kommt nicht in Frage!«, wehrte der Chinese schroff ab. Er zog einen Passierschein mit den Wappen der Vereinigten Republik Korea und der Volksrepublik Korea aus seiner Uniformjacke. »Das zwischen unseren Staaten geschlossene Abkommen garantiert uns in dem festgelegten Zeitraum ungehinderten Abzug. Machen Sie also Platz!«
    »Sie dürfen mit Truppen und Ausrüstung ungehindert abziehen, solange Sie keine Schmuggelware transportieren«, stellte der koreanische Hauptmann fest. »Wir haben jedoch Grund zu der Annahme, dass Sie illegal Spezialwaffen mitführen.« Er zeigte auf die Sensoren auf den Humvees. »Das sind Strahlendetektoren, Genosse Major. Wir sind der Überzeugung, dass Sie mindestens zwei Nuklearsprengköpfe - vielleicht auch mehr - transportieren.
    Sie müssen uns gestatten, Ihre Lastwagen zu durchsuchen, bevor Sie weiterfahren dürfen.«
    »Das tun wir nicht!«, blaffte der Major. »Sie haben kein Recht, unsere Ladung zu durchsuchen. Sie besteht lediglich aus Akten, Büromöbeln und weiterem Eigentum der Volksrepublik China.
    Diese Sattelschlepper transportieren die sterblichen Überreste chinesischer Soldaten und ihrer Angehörigen, die ihre letzte Ruhestätte in chinesischer Erde finden sollen. Ihre Totenruhe zu stören, wäre ein Sakrileg, das Schimpf und Schande über Sie und Ihre Vorfahren bringen würde. Machen Sie also Platz! Dies ist meine letzte Warnung.« Als er über Funk einen kurzen Befehl erteilte, machten seine Wachmannschaften sich sofort feuerbereit. »Ihre Leute sind weit in der Unterzahl, Hauptmann. Räumen Sie jetzt nicht die Straße, lasse ich meine Leute schießen!«
    »Wir räumen sie nicht, Genosse Major«, erwiderte der Koreaner ruhig. »Wir suchen keinen Kampf, aber wir antworten notfalls mit Gewalt. Finden wir in diesem Fahrzeug Schmuggelwaffen, werden sie beschlagnahmt, und Sie können mit Ihren Männern und der restlichen Ladung weiterfahren. Zwi ngen Sie uns bitte nicht dazu, Gewalt anzuwenden.«
    »Dann fahren Sie Ihre Wagen weg. Lassen Sie uns unverzüglich passieren, dann gibt es keinen Kampf«, sagte der Chinese. Er wandte sich wieder an seine Leute. »Schiebt diese Fahrzeuge weg, Männer! Möglichst ohne Gewalt, aber macht von der Waffe Gebrauch, wenn...«
    Plötzlich war ein Brausen zu hören, dann zeichnete sich ein dünner Rauchfaden am Himmel ab, und Sekunden später wurde der Geländewagen des chinesischen Majors getroffen. Eine zylinderförmige Lenkwaffe mit knapp einem Meter Länge und 15 Zentimeter Durchmesser wirbelte wie ein hochgeworfener Stock durch die Luft; dann hüpfte und rutschte sie qualmend über den Asphalt. Sie detonierte nicht, traf das Fahrzeug aber mit solcher Gewalt, dass es fast umkippte. Die chinesischen Soldaten stoben auseinander; einige warfen sich in Deckung, aber zum Glück eröffnete keiner das Feuer. Auch die Demonstranten wichen hastig zurück, waren aber nicht so verängstigt, dass sie die Straße geräumt hätten.
    Die silbrig glänzende Lenkwaffe hatte kurze gerade Flossen, die in der Mitte begannen und übers Heck hinausragten. Ihr Bug war stumpf. Sie zog einen dünnen Draht hinter sich her. Der koreanische Hauptmann trat auf sie zu, stieß sie mit der Stiefelspitze an und hob dann den Draht hoch, damit der Chinese ihn sehen konnte. »Eine Lenkwaffe TOW zur Panzerbekämpfung, Genosse Major«, sagte er dabei. »Drahtgesteuert, Reichweite

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