Lautlose Jagd
ungefähr vier Kilometer, vier Kilogramm schwerer Gefechtskopf mit Aufschlagzünder. Dieser Gefechtskopf war natürlich nur eine Attrappe, aber ich verspreche Ihnen, dass alle weiteren TOWs detonieren werden. Wir haben über ein Dutzend Schützen in der Nähe postiert und zwei Kampfhubschrauber mit Lenkwaffen TOW und Hellfire einsatzbereit. Sollte es zum Kampf kommen, werden viele von uns fallen, aber Ihre Verluste werden weit höher sein. Anschließend versenken wir dann Ihre Transportschiffe mit sämtlichen Soldaten an Bord.«
»Wir haben die Zusicherung, dass wir beim Abzug nicht behindert oder unter Druck gesetzt werden!«, protestierte der chinesische Offizier mit zitternder Stimme. »Uns ist zugesichert worden, es werde keine Demonstration der Stärke, keine Militärpräsenz, keine Einschüchterung...«
»Und uns ist zugesichert worden, alle ABC-Waffen würden an ihren Standorten bleiben, damit sie fachgerecht entsorgt werden können«, unterbrach ihn der Koreaner. »Meine Männer haben in diesem Fahrzeug Atomwaffen entdeckt. Wir durchsuchen es jetzt und beschlagnahmen etwaige Schmuggelwaffen - oder wir rotten Ihre Leute bis zum letzten Mann aus und zerstören alle Ihre Schiffe und Fahrzeuge. Sie haben die Wahl, Genosse Major. Wählen Sie klug.«
»Sie würden es wagen, die ewige Ruhe unserer verehrten Toten zu stören?«, fragte der Chinese vorwurfsvoll. »Haben Sie keinen Anstand? Besitzen Sie kein Schamgefühl?«
»Sollte ich Unrecht haben, Genosse Major, entschuldige ich mich in aller Form bei den Angehörigen der Toten, deren Ruhe ich stören musste«, antwortete der Hauptmann. »Diese Schande nehme ich persönlich auf mich. Aber ich werde Ihre Fahrzeuge durchsuchen - sofort. Treten Sie bitte beiseite, Genosse Major?«
Der chinesische Offizier schüttelte den Kopf, befahl seinen Männern dann aber doch, von den Fahrzeugen zurückzutreten.
Der Sattelschlepper war mit zwölf Holzkisten beladen, die mit Stahlbändern gesichert waren. Die großen Kisten trugen Aufschriften, die ihren Inhalt bezeichneten, und Angaben über die nächsten Angehörigen des Verstorbenen und seinen Heimatort.
Elf der Kisten waren mit Regimentsfahnen bedeckt, die tote Soldaten symbolisierten; über die letzte Kiste mit dem Sarg eines hohen Regierungsbeamten war eine chinesische Fahne gebreitet. Die Aufschrift besagte, sie enthalte die sterblichen Überreste des Ersten Militärattaches in Pjöngjang.
»Die da«, sagte der koreanische Hauptmann zu seinen Soldaten. »Aufmachen!«
»Wagen Sie nicht, sich daran zu vergreifen!«, rief der chinesische Major. »Ist Ihnen klar, dass sie die Leiche unseres verehrten Vizemarschalls Cho Jong-sang enthält? Er war Korpskommandeur der Volksbefreiungsarmee, als nächster Chef des Generalstabs vorgesehen und einer der höchsten chinesischen Diplomaten in Nordkorea.«
»Aufmachen, habe ich gesagt!«
»Warum lassen Sie nicht eine andere öffnen, wenn Sie hier mehr als eine Schmuggelwaffe vermuten?«, fragte der Chinese.
»Hüten Sie sich, den Namen des Vizemarschalls zu entweihen, indem Sie seine Totenruhe stören!« Aber der Koreaner blieb unnachgiebig. Vier seiner Soldaten entfernten die Stahlbänder und öffneten die Kiste, die einen prunkvollen Mahagonisarg enthielt.
Seine Schlösser mussten aufgebohrt werden, was einige Zeit dauerte, aber dann wurde der Sargdeckel endlich abgehoben...
... und vor ihnen lag tatsächlich der verwelkte Leib des Vizemarschalls in voller Uniform.
»Schweinehund!«, blaffte der chinesische Major und ließ einen Strom weiterer Verwünschungen folgen, während der Sarg wieder verschlossen wurde. Der koreanische Hauptmann stand mit tiefer Verbeugung unbeweglich am Kopfende des Sargs und ließ diese Tirade schweigend über sich ergehen. Bevor die Kiste wieder in den Laderaum gehoben wurde, entschuldigte er sich, indem er sagte: »Ich bedaure meinen Fehler zutiefst.« Danach wandte er sich an seine Soldaten und zeigte auf eine weitere Kiste. »Die kommt als Nächste.«
»Was?«, rief der Chinese ungläubig. »Sie wollen noch eine öffnen? Was fällt Ihnen ein? Dafür wandern Sie hinter Gitter, das verspreche ich Ihnen! Dafür kriegen Sie lebenslänglich!« Er baute sich vor dem Koreaner auf. »Wenn Sie nicht sofort aufhören, provozieren Sie einen internationalen Zwischenfall erster Ordnung!
Sie...«
»Bitte treten Sie zur Seite, Genosse Major.«
»Nein, das tue ich nicht! Sie haben uns lange genug aufgehalten! Ich werde meinen Leuten befehlen, Sie von
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