Lautlose Jagd
nicht ihre Oberseite, die meistens aus etwas dünnerem Stahl bestand, bohrte er sich durch die äußere Panzerung und blieb dann stecken, wobei er Treibstofftanks hochgehen ließ, Munitionsmagazine in die Luft jagte oder Getriebe zerlegte.
Solche tödlichen Angriffe wiederholten sich, während die Marschflugkörper Wolverine die langen Panzer- und LKW-Kolonnen entlangflogen. Geländewagen wurden ebenso getroffen wie mobile Flak, Versorgungsfahrzeuge und Mannschaftstransporter. Ein Shredder-Bolzen, der im Motorraum eines Dieselfahrzeugs einschlug, verwandelte den Motor und seinen Treibstofftank sofort in einen riesigen, weiß glühenden Feuerball, der die Fahrzeuginsassen sekundenschnell verschlang.
War die dritte Bombenkammer leer, erfasste jeder Marschflugkörper Wolverine mit seinem Millimeterwellen-Radar ein letztes großes Ziel. Die Besatzung des virtuellen Cockpits bekam es kurz durch seine IR-Fernsehkamera zu sehen, nahm notfalls geringe Kursänderungen vor und steuerte die Cruise Missile dann ins letzte Ziel. Selbst ohne Sprengkopf und nur mit etwas Resttreibstoff beladen entwickelte eine 400 Kilogramm schwere Lenkwaffe, die mit fast 300 Knoten anflog, ungeheure Zerstörungskraft.
Jede EB-1C Megafortress drehte eilig ab, sobald der letzte Marschflugkörper Wolverine abgeworfen war: Leistungshebel in Leerlaufstellung zurück, Steilkurve von den chinesischen Kolonnen weg, Fahrt weiter zurücknehmen bis zur besten Drehgeschwindigkeit und dann Leistungshebel langsam wieder nach vorn schieben, um diese Geschwindigkeit beizubehalten, bis die Drehung abgeschlossen war.
Die Besatzungen konnten auf ihren Displays die Wirkung der Shredder-Projektile mit Sensorzündung nicht beobachten - sie sahen nur den letzten Aufschlag jeder Wolverine. »Die Dinger scheinen ziemlich gut zu funktionieren«, sagte John Long auf der Einsatzfrequenz. »Wieso haben wir sie dann noch nicht als Standardbewaffnung?«
»Weil wir für eine Wolverine vier konventionelle Abwurflenkwaffen oder sieben AGM-84 SLAM kaufen können«, antwortete Paul Scott. Er schaltete auf die Bordsprechanlage um. »Achtung, neue Bedrohung, Zielsuchradar, kombiniertes Golf-India-Hotel-Band, vier Uhr, zwanzig Meilen, scheint eine SA-6 zu sein...
Scheiße, Höhenfinder aktiviert ... Störsender eingeschaltet, wir müssen schnellstens runter, Rebecca, und zusehen, dass wir...«
Im nächsten Augenblick setzte zur Warnung ein schrilles DIEDELDIEDELDIEDEL ein. »Raketenstart! Düppel raus! TERFLW-Modus ein, rechts wegkurven!« Rebecca aktivierte sofort das Terrainfolgesystem, und die Megafortress stürzte mit 150 Metern pro Sekunde dem Erdboden entgegen. Gleichzeitig legte Rebecca sie in eine steile Rechtskurve und schob die Leistungshebel ruckartig nach vorn in Nachbrennerstellung. Sie verringerte ihre Höhe in mehreren Schritten zügig auf 200 Fuß, um unter die Mindesthöhe der SA-6 zu kommen. Der nachgeschleppte Köder sendete sofort Störsignale und fuhr kleine Flossen aus, durch die sich sein Radarquerschnitt auf das Zehnfache der Megafortress vergrößerte.
Sie spürten ein kurzes Beben, das die Maschine durchlief und rasch wieder abklang. »Scheiße, das war nahe«, sagte Paul. »Den Köder hat's erwischt. Ich lasse die Nummer zwei abrollen.«
Als es im Cockpit wieder ruhig wurde, weil das Radar der SA-6 abgeschaltet wurde, war der Erdboden unter ihnen plötzlich mit winzigen Lichtpunkten übersät. »Flak!«, rief Paul. »Steigen! Können wir nach links ausweichen?«
»Dort steht auch überall Flak!«, meldete Rebecca laut. Sie konnte nicht wegkurven, um der Flak zu entgehen - wohin sie auch sah, schienen Leuchtspurgeschosse nach ihnen zu greifen.
Also blieb nur die Flucht nach oben. Rebecca schaltete das Terrainfolgesystem aus, schob die Leistungshebel in Nachbrennerstellung nach vorn, legte die Tragflächen so weit wie möglich an und zog die Maschine nach oben. »Fortress One ist defensiv, wir steigen, um von der Flak um uns herum wegzukommen!«
Im nächsten Augenblick erhielt die EB-1C einen schweren Schlag und wurde so stark durchgerüttelt, dass Rebecca ihre Instrumente nicht mehr ablesen konnte. Sie ging in 15000 Fuß in den Horizontalflug über. Das Rumpeln und die Vibrationen wurden schwächer, hörten aber nicht ganz auf. »Uns hat's erwischt!
Uns hat's erwischt!«, meldete Rebecca über Funk. »Kaum noch Beschleunigung... Scheiße, Triebwerk eins ist ausgefallen! Brandwarnung! Lege Nummer eins still!«
»Höhe halten, Rebecca, erst mal
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