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Lautlose Jagd

Lautlose Jagd

Titel: Lautlose Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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bitte den Attache herein.« Im nächsten Augenblick betrat ein Heeresoffizier, der einen gewöhnlichen schwarzen Aktenkoffer trug, das Büro des Präsidenten. Er legte den Aktenkoffer auf den Schreibtisch, drehte ihn etwas, damit Kwon die Schlösser vor sich hatte, löste den Schlüssel von der Stahlkette an seinem linken Handgelenk und trat einen Schritt zurück. »Herr Präsident, öffnen Sie den Aktenkoffer«, wies Pak ihn an.
    »Nein«, widersprach Kwon. Der junge Offizier sah mit wachsender Verwirrung von einem der beiden führenden Männer seines Landes zum anderen.
    Pak Chung-chu griff in seine Jacke und zog eine nordkoreanische Pistole Typ 64 mit aufgeschraubtem, 15 Zentimeter langen Schalldämpfer heraus. Der Offizier holte erschrocken tief Luft und wollte seine eigene Pistole ziehen, aber Pak riss seine Waffe hoch, drückte ab und traf ihn aus drei Metern Entfernung ins Herz. Der Offizier brach tot zusammen.
    »Sie... Sie haben ihn erschossen!«, rief Kwon entsetzt. »Sie Schwein! Der arme Kerl war unschuldig! Er war nur ein Kurier ...«
    »Heute Nacht werden viele sterben - er war nur einer davon«, wehrte Pak kalt ab. Er trat an die Leiche, hob den zu Boden gefallenen Schlüssel auf und steckte ihn in eines der Schlösser des Aktenkoffers. »Jetzt sind Sie dran, Herr Präsident. Aufsperren!«
    »Sonst erschießen Sie mich auch, Herr Pak?«, fragte Kwon.
    »Sie scheinen heute Nacht in Killerlaune zu sein.«
    »In der Tat«, sagte Pak und schoss Kwon Ki-chae ins Herz. Nach dem durch das 7,62-mm-Geschoss ausgelösten, kurzen Schmerz breitete sich auf Kwons Gesicht ein Ausdruck friedvoller Erleichterung aus, als er zusammensackte und starb.
    Pak löste den zweiten Schlüssel von Kwons Handgelenk und sperrte den Aktenkoffer auf, der einen Satz aus 25 bedruckten Karten enthielt. Dann durchsuchte er Kwons Taschen, bis er eine kleine Karte mit detaillierten Anweisungen gefunden hatte. Wer für den Inhalt des Aktenkoffers verantwortlich war, erhielt jeden Morgen eine neue Codezahl; seine Aufgabe war es dann, diese Zahl mit der aktuellen Datum-Zeit-Gruppe zu kombinieren, woraus sich die Nummer einer der 25 Karten in dem Aktenkoffer ergab.
    Der Präsident hatte seine Aufgabe nie allzu ernst genommen, denn schließlich musste Verteidigungsminister Kim diesen Vorgang wiederholen, bevor der Code in die Computer des Kontroll- und Lagezentrums eingegeben wurde. Deshalb hatte Kwon die jeweilige Codezahl im Allgemeinen direkt auf die Karte mit den Anweisungen zur Entschlüsslung geschrieben - ein eklatanter Verstoß gegen die Geheimhaltungsvorschriften, weil jeder, der diese Zahl kannte, den Einsatzbefehl geben konnte. Aber es war typisch für Kwon Ki-chae, dass er sich um solche Kleinigkeiten nie gekümmert hatte. Genau wie Pak erwartet hatte, stand die Codezahl tatsächlich auf der kleinen Karte vermerkt.
    Nachdem Pak die aktuelle Datum-Zeit-Gruppe mit der Codezahl kombiniert und so die Karte mit dem jetzt gültigen Einsatzcode gefunden hatte, musste er das Befehlszentrum anrufen und den Einsatzcode und die zur Feststellung der richtigen Karte benutzte Datum-Zeit-Gruppe durchgeben. Die beiden Codes wurden dann dem Ersten Controller übermittelt, der sie in den Startcomputer eingab. Stimmten sie überein und waren sie innerhalb von sechs Minuten ermittelt worden, ließ der Computer zu, dass die Raketeneinheiten über ihr eigenes Kommandonetz die Startbefehle erhielten.
    Pak wählte Kim Kun-mos Nummer im Kommando- und Lagezentrum. »Es ist so weit, General«, sagte er ernst. »Der Ausführungscode folgt...« Dann las er ihm den Code und die DatumZeit-Gruppe vor.
    »Sie haben das Richtige getan ... Herr Präsident«, bestätigte Kim aufgeregt, bevor er den Hörer auflegte und sich beeilte, seinen Code zu ermitteln, bevor die Zeit ablief.
    »Das Richtige... Herr Präsident. Das Richtige... Herr Präsident.« Pak Chung-chu lächelte bei diesen Worten. Sie klangen gut. Sie klangen sogar sehr gut. Er hatte viel zu erledigen, vieles wieder einzurenken, viele Versprechen zu erfüllen, viele Befürchtungen zu zerstreuen.
    Seine erste Amtshandlung bestand daraus, dass er neben der Leiche des tapferen Visionärs Kwon Ki-chae, des ersten Präsidenten der Vereinigten Republik Korea, niederkniete, die Mündung seiner Pistole Typ 64 in den Mund nahm und sich eine Kugel ins Gehirn jagte.
Über Mittelkorea
(zur gleichen Zeit)
    »Hey, Boss, sollen wir nicht runtergehen und etwas unternehmen?«, fragte Rinc Seaver. Die Amerikaner hatten die

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