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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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bedeutet ihm nichts, aber eine abgestürzte Festplatte … das ist schon eher eine Tragödie.
    »Sieh dich bloß vor!«, flüsterte Phate. »Bitte.«
    »Lass das Ding fallen!«, fuhr ihn Gillette an und zeigte auf das Brecheisen.
    Der Mörder holte weiter aus und wollte schon zuschlagen, doch im letzten Augenblick besann er sich auf die zerbrechliche Röhre und hielt inne. Gillette blieb stehen, schätzte die Entfernung hinter sich ab und warf Phate mit einer unerwarteten Bewegung die Audion-Röhre in hohem Bogen zu. Phate schrie entsetzt auf, ließ das Brecheisen fallen und versuchte, die Röhre aufzufangen. Aber sie knallte auf den Boden und zersprang in tausend Scherben.
    Mit einem dumpfen Schrei sank Phate auf die Knie.
    Gillette verschwand im Büro, wo Bishop noch immer blutüberströmt und flach atmend auf dem Boden lag, und hob eine Pistole auf. Dann ging er wieder hinaus und richtete sie auf Phate, der sich über die Reste der Birne wie über das Grab eines Kindes beugte. Gillette war über den Ausdruck abgrundtiefer Trauer auf dem Gesicht des Mannes entsetzt; er war Angst einflößender als seine mörderische Entschlossenheit wenige Sekunden davor.
    »Das hättest du nicht tun sollen«, murmelte der Killer finster, wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen und erhob sich langsam. Er schien nicht einmal zu registrieren, dass Gillette bewaffnet war.
    »Du kommst mit mir«, sagte Gillette. »Wir müssen Frank helfen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann leg ich dich um.«
    »Nein. Das glaube ich nicht«, sagte Phate. Seine Stimme klang ruhig, seine irren Augen glänzten unheimlich. Langsam kam er auf Gillette zu. »Dein tödlicher Makel, erinnerst du dich? Der ehrgeizige Macbeth, der verrückte Hamlet, der eifersüchtige Othello … Nein, du würdest mich niemals töten, Wyatt. Weil du viel zu
neugierig
auf Trapdoor bist.«
    »Hör auf damit!«
    Phate bückte sich und hob das Brecheisen auf. »Für dich ist es wie ein Wunder, ein Perpetuum Mobile, die kalte Kernfusion. Stell dir vor, ein Programm, das uns unbeschränkten Zugang zum Leben anderer Menschen schenkt. Ein Programm, das niemand schreiben kann … Mit Ausnahme von … na, wem wohl? Von mir. Ich hab’s geschrieben.«
    »Nimm die Tücher dort drüben, und binde sie um Franks Kopf.«
    »Lass ihn doch sterben.« Phate nickte in die Richtung des Detectives. »So, wie du das gerade eben getötet hast.« Er nickte zu der zersplitterten Röhre. »Bishop ist nur eine Spielfigur … Wir bewegen uns auf dem Expert Level unseres Spiels, Wyatt. Es muss Gewinner und Verlierer geben. Er hat nun mal verloren.« Phate wankte vorsichtig näher.
    Gillette hob die Pistole.
    »Du kannst es nicht«, sagte Phate lächelnd. »Jeder halbwegs vernünftige Mensch würde mich jetzt auf der Stelle erschießen. Du
willst
es auch. Aber noch mehr willst du wissen, wie Trapdoor funktioniert.«
    Der Mörder kam näher.
    Gillettes Hände zitterten, Schweiß rann ihm über das Gesicht. »Bleib stehen.« Er erinnerte sich an das einzige Mal, als er versucht hatte, eine Pistole abzufeuern – das war erst am Tag zuvor gewesen. Die Waffe war nicht entsichert gewesen. Er senkte den Blick auf die Pistole und stellte den Hebel auf
Off.
Wieder hob er die Waffe und zielte damit auf Phate.
    Phate hob das schwere Brecheisen höher und kam mit kleinen Schritten immer näher. »Denk an den Quellcode von Trapdoor … Welche Sprache habe ich benutzt? Java? C++? Vielleicht eine ganz eigene Sprache. Denk nur mal dran, Alter! Kannst du dir das vorstellen? Eine völlig neue Programmiersprache! … Aber erst einmal gehe ich durch die Tür dort hinten, und du wirst mich nicht daran hindern. Wenn du glaubst, du könntest mir einfach ins Bein schießen, also, auf diese Entfernung und bei meinem Körpergewicht … das könnte mich glatt umbringen … Der Schock, Sepsis, Blutverlust.«
    Gillette machte einen Schritt nach vorne, doch Phate schlug wütend mit dem Brecheisen nach seinem Kopf, und er musste wieder zurückweichen.
    Schieß doch!, dachte der Hacker wütend.
    Aber er konnte es nicht.
    Phate, das Gesicht immer noch seinem Gegenspieler zugewandt, schob sich rückwärts aus der Tür. Noch ein paar Schritte, dann war er draußen im Korridor und entkam mit großen Schritten in die Freiheit.
    »Bleib stehen!« Gillette zielte auf Phates Bauch und verstärkte den Druck auf den Abzug, als der junge Mann sich weiter aus der Tür bewegte.
    »Nein!«, schrie eine Frauenstimme.
    Gillette zuckte zusammen

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