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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gigantischen Computer, wie die vom IBM und Control Data Corporation entwickelten Großrechner, in eigenen Räumen untergebracht worden waren, den so genannten Dinoställen.
    Diese Bunker waren mit erhöhten Fußböden ausgestattet, unter denen dicke Kabel, die so genannten »Boas« verlegt waren, die deshalb so hießen, weil sie den gleichnamigen Schlangen nicht unähnlich sahen. (Angeblich schnellten sie manchmal unvermutet auf und hatten dabei schon den einen oder anderen Techniker verletzt.) Außerdem verliefen Dutzende von Kühlungsschächten kreuz und quer durch den Raum, die notwendig waren, um zu verhindern, dass die gigantischen Computer zu heiß wurden und Feuer fingen.
    Die Computer Crimes Unit logierte in einem noch erschwinglichen Gewerbegebiet von San Jose, ein Stück hinter der West San Carlos Street, unweit von Santa Clara. Auf dem Weg musste man an mehreren Autohändlern vorbei –»Suuuperbillig! – Greifen SIE zu! – Se Habla Español«– und mehrere Schienenstränge überqueren. Das weitläufige Gebäude, das dringend einer Renovierung und eines neuen Anstrichs bedurfte, stand in deutlichem Kontrast zu, um nur ein Beispiel zu nennen, der Zentrale von Apple Computer, deren eigentümlich futuristisches Gebäude nur etwas mehr als einen Kilometer entfernt stand und dessen Fassade ein zwölf Meter hohes Porträt des Firmenmitgründers Steve Wozniak zierte. Die einzige Skulptur auf dem Gelände der CCU war ein kaputter, verrosteter Pepsi-Automat, der gleich neben der Eingangstür sein Dasein fristete.
    Das Gebäude selbst beherbergte Dutzende schlecht beleuchteter Korridore und ein Gewirr leerer Büros. Die Polizei benutzte nur einen kleinen Teil des zur Verfügung stehenden Raums – den zentralen Arbeitsbereich, wo man ein Dutzend Standardbürowaben hingestellt hatte. Dort standen auch acht PCs von Sun Microsystems, mehrere IBMs und Apples sowie ein Dutzend Laptops zur Verfügung. Überall verliefen Kabel, manche davon mit Klebeband festgeklebt, andere baumelten wie Lianen von der Decke herab.
    »Diese alten Datenverarbeitungsschuppen kann man für ’n Appel und ’n Ei mieten«, erzählte Anderson Gillette. Er lachte. »Allmählich scheint die CCU sogar als ordentlicher Bestandteil der State Police anerkannt zu werden, immerhin haben sie uns eine Bude gegeben, die erst seit zwanzig Jahren veraltet ist.«
    »Sieh mal einer an, ein guter alter Notschalter.« Gillette wies mit dem Kinn auf einen roten Knopf, der in einem Gehäuse an der Wand befestigt war. Das angestaubte Schild daneben mahnte:
Nur bei Notfall
. »So einen habe ich noch nie gesehen.«
    »Was ist das?«, wollte Bob Shelton wissen.
    Anderson erklärte es ihm. Die alten Großrechner liefen so heiß, dass sie, falls das Kühlsystem ausfiel, sofort überhitzten und innerhalb von Sekunden Feuer fingen. Bei all den Kunstharzen, dem Plastik und den anderen Kunststoffen konnten einen die aus den brennenden Computern austretenden Gase umbringen, noch bevor man verbrannte. Deshalb wurden damals alle Dinoställe mit einem Notschalter ausgerüstet, ein Ausdruck, den man von den Hauptschaltern in den Atomkraftwerken übernommen hatte. Im Brandfall drückte man auf den Notknopf, der sämtliche Computer abstellte, einen Notruf an die Feuerwehr auslöste und Halon-Gas über die Geräte goss, um die Flammen zu ersticken.
    Anschließend stellte Anderson Gillette, Bishop und Shelton dem CCU-Team vor. Da war einmal Linda Sanchez, eine stämmige, untersetzte Latina in einem braunen Kostüm. Sie war in der Abteilung für die Sicherstellung und Verwahrung verantwortlich. Sie war diejenige, die den Computer eines Verdächtigen beschlagnahmte, hinsichtlich versteckter Fallen überprüfte, die Daten kopierte und anschließend Hardware wie Software als Beweismittel aufnahm. Sie galt auch als Expertin, wenn es darum ging, versteckte oder gelöschte Beweise auf einer Festplatte »auszugraben« (deshalb waren diese Beamten auch unter dem Namen »Computer-Archäologen« bekannt).
    »Gibt’s was Neues, Linda?«
    »Bis jetzt nicht, Boss. Meine Tochter ist wirklich das faulste Mädel auf Gottes weitem Erdboden.«
    »Linda kann jeden Augenblick Großmutter werden«, sagte Anderson zu Gillette.
    »Seit fast drei Wochen überfällig. Die ganze Familie ist schon völlig durchgedreht.«
    »Und das hier ist mein Vize, Sergeant Stephen Miller.«
    Miller war älter als Anderson, so an die Fünfzig. Er hatte buschiges, angegrautes Haar, das er für einen Polizisten ein

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