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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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kümmerlicher IBM-Klon brauchte mehrere Tage, um den Code zu knacken, weshalb der Junge gerade dabei war, sich in einen Computerstandort ganz in der Nähe einzuhacken, in der Hoffnung, den Code noch zu knacken, bevor der magische Termin abgelaufen war.
    Jamie wusste, dass das Internet in erster Linie als Netzwerk für wissenschaftliche Zwecke ins Leben gerufen worden war, um den Austausch von Forschungsergebnissen zu erleichtern, nicht um Informationen geheim zu halten. Selbst heute noch verfügten die Einrichtungen der ersten Stunde, die über das Netz miteinander in Verbindung standen, über weitaus geringere Sicherheitsvorkehrungen als die Behörden und Firmen, die erst vergleichsweise spät online gegangen waren.
    Er klopfte im übertragenen Sinn an die Tür des Computerlabors der Technischen Uni von Nordkalifornien an und wurde mit folgender Frage begrüßt:
    Username?
    Jamie antwortete: User.
    Passcode?
    Seine Antwort: User. Woraufhin eine Mitteilung erschien:
    Willkommen, User.
    Hm, wie wär’s mit einer sechs minus für die Sicherheit, dachte Jamie schadenfroh und machte sich daran, durch das Root-Verzeichnis– also das Hauptverzeichnis– zu browsen, bis er im Netzwerk der Uni etwas fand, das sich nach einem sehr großen Supercomputer anhörte. Wahrscheinlich ein alter Cray. Er war schon seit einiger Zeit dabei, das Alter des Universums zu berechnen. Interessant, aber nicht so wichtig wie Santana. Jamie schob das Astronomieprojekt beiseite und lud ein Programm, das er selbst geschrieben hatte, auf den fremden Computer.
Cracker
machte sich sofort an die schweißtreibende Arbeit, das Passwort in englischer Sprache aus Bootys Dateien herauszufiltern. Er –
    »Scheiße, verdammt noch mal!«, sagte er in nicht gerade Booty-gemäßer Sprache. Sein Computer war schon wieder mal stecken geblieben.
    Das war in letzter Zeit schon mehrere Male passiert, und es nervte ihn ziemlich, dass er nicht darauf kam, weshalb. Er kannte sich mit Computern aus, aber er fand die Ursache für dieses fehlerhafte Verhalten einfach nicht heraus. Gerade jetzt hatte er keine Zeit für einen Absturz, heute schon gar nicht, wegen des Termins um halb sieben, der immer näher rückte. Trotzdem vermerkte der Junge wie jeder gewissenhafte Hacker den Vorfall in seinem Hacker-Notizbuch, führte einen Warmstart durch und ging sofort wieder online.
    Er könnte –
    »Mr. Turner, Mr. Turner«, rief eine Stimme nicht allzu weit entfernt. »Was treiben wir denn schon wieder hier?«
    Die Worte erschreckten Jamie fast zu Tode, aber er war noch geistesgegenwärtig genug, um Alt-F6 zu drücken, bevor Direktor Booty auf seinen Kreppsohlen den Computerarbeitsplatz erreicht hatte.
    An Stelle des Statusberichts seines illegalen Cracker-Programms war nun ein Text über die missliche Lage des Regenwaldes zu lesen.
    »Hallo, Mr. Boethe«, sagte Jamie.
    »Aha«, murmelte der große, hagere Mann, beugte sich hinab und schaute auf den Bildschirm. »Ich dachte schon, Sie schauten sich schweinische Bilder an, Mr. Turner.«
    »Aber nein, Sir«, erwiderte Jamie. »So etwas mach ich nicht.«
    »Wir interessieren uns also für die Umwelt, sorgen uns darum, was wir der armen Mutter Natur angetan haben, was? Schön für Sie, schön für Sie. Trotzdem muss ich Ihnen mitteilen, dass mir nicht entgangen ist, dass Sie momentan gerade Sportunterricht haben. Sie sollten Mutter Natur aus erster Hand kennen lernen. Los, raus auf den Sportplatz, inhalieren Sie die gute kalifornische Luft, bewegen Sie sich und schießen Sie ein paar Tore. Sie sind ein kluges Kerlchen, Mr. Turner, und dabei wollen wir es auch bewenden lassen. Aber nur in einem gesunden Körper ruht ein gesunder Geist.«
    »Regnet es nicht?«, fragte Jamie scheinheilig.
    »Ich würde es eher ›nebeln‹ nennen. Abgesehen davon formt Fußballspielen im Nebel den Charakter. Und jetzt raus, Mr. Turner! Der Mannschaft mit Trikots fehlt noch ein Mann. Mr. Lochnell wollte nach links, sein Knöchel aber nach rechts. Springen Sie für ihn ein. Ihre Mannschaft braucht Sie.«
    »Ich muss nur noch die Kiste runterfahren, Sir. Dauert nur ein paar Sekunden.«
    Der Direktor stand schon wieder an der Tür und rief: »Ich will Sie in fünfzehn Minuten in ordentlicher Sportkleidung draußen auf dem Platz sehen!«
    »Ja, Sir«, erwiderte Jamie, ohne seine Enttäuschung darüber zu verbergen, dass er seine Kiste wegen eines schlammigen Rasenplatzes und eines Haufens beschränkter Mitschüler im Stich lassen sollte – und, was am

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