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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Nehmen Sie sich doch einen Donut.«
    Gillette ging zum Tisch, goss sich eine Tasse Kaffee ein und wählte einen Schoko-Donut.
    »Bloß keinen von denen!«, warnte Mott. Er nahm ihn Gillette aus der Hand und ließ ihn auf den Boden fallen, wo er wie ein Gummiball davonhüpfte.
    Gillette runzelte die Stirn.
    »Linda hat die Dinger mitgebracht. Als Gag.« Da ihn Gillette immer noch verdutzt anschaute, fragte der Polizist: »Nicht kapiert?«
    »Was denn?«
    »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Keine Ahnung.«
    »Den ersten April«, grinste Mott. »Die Donuts sind aus Plastik. Linda und ich haben sie heute Morgen hier hingestellt, und jetzt warten wir darauf, dass Andy anbeißt, aber bis jetzt haben wir ihn noch nicht drangekriegt. Vielleicht ist er mal wieder auf Diät.« Er klappte die Schranktür auf und holte eine Schachtel echter Donuts heraus. »Hier, bitte.«
    Gillette schob sich rasch einen in den Mund. »Greifen Sie zu«, ermunterte ihn Mott. »Nehmen Sie sich noch einen.«
    Darauf folgte ein dritter, der ebenfalls mit großen Schlucken aus der überdimensionalen Kaffeetasse hinuntergespült wurde. So etwas Leckeres hatte Gillette schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen.
    Mott holte sich einen Karottensaft aus dem Kühlschrank, dann gingen sie in den zentralen Bürobereich der CCU zurück.
    Der Hacker ließ den Blick durch den Dino-Bunker wandern, über die Hunderte verbindungsloser Boas, die in den Ecken herumlagen, über die Schächte der Klimaanlage. Sein Hirn mahlte. Etwas rumorte in seinem Kopf herum. Dann zog er die Stirn kraus. »Der erste April … dann geschah der Mord also am einunddreißigsten März?«
    »Genau«, nickte Anderson bestätigend. »Hat das irgendeine Bedeutung?«
    »Ist vielleicht nur ein Zufall«, erwiderte Gillette unsicher.
    »Immer raus mit der Sprache.«
    »Na ja, es ist nur … der einunddreißigste März ist so was wie ein Feiertag in der Computergeschichte.«
    »Warum?«, fragte Bishop.
    Vom Eingang her ertönte die heisere Stimme einer Frau: »Wurde an diesem Tag nicht der erste Univac ausgeliefert?«

6 Kapitel 00000110
    Alle drehten sich um. Vor ihnen stand eine forsche Brünette, Mitte Dreißig, in einem unvorteilhaften grauen Baumwollkostüm und klobigen schwarzen Schuhen.
    »Patricia?«, fragte Anderson.
    Sie nickte, kam näher und schüttelte ihm die Hand.
    »Darf ich vorstellen? Das ist Patricia Nolan, die Beraterin, von der ich euch erzählt habe. Sie arbeitet in der Sicherheitsabteilung von Horizon On-Line.«
    Horizon war der größte kommerzielle Internet Provider der Welt, größer noch als America Online. Mit seinen -zig Millionen Abonnenten, die wiederum bis zu acht verschiedene User-Namen für Freunde oder Familienmitglieder zugeteilt bekamen, war es sehr wahrscheinlich, dass zu jeder beliebigen Zeit ein hoher Prozentsatz der Menschen auf der Welt via Horizon On-Line seine Börsenkurse überprüfte, andere Leute in Chatrooms anflunkerte, den neuesten Klatsch aus Hollywood las, Waren bestellte, sich über das Wetter informierte, E-Mails las und verschickte oder sich Pornobildchen auf den Rechner lud.
    Nolans Blick verweilte einen Augenblick auf Gillette, registrierte die Tätowierung mit der Palme und dann seine Finger, die zwanghaft in der Luft tippten.
    »Horizon hat sich mit uns in Verbindung gesetzt«, erläuterte Anderson, »da das Opfer Kundin bei ihnen war, und sie haben angeboten, uns jemanden zu Hilfe zu schicken. Falls jemand sich Zugang zu ihren System verschafft hat.«
    Der Detective stellte ihr das Team vor, und jetzt wurde sie von Gillette eingehend gemustert. Die modische Designerbrille, wahrscheinlich ein Spontankauf, trug nicht nennenswert dazu bei, ihr leicht maskulines, reizloses Gesicht weniger reizlos zu machen. Doch die strahlend grünen Augen hinter den Gläsern wirkten durchaus aufgeweckt. Gillette sah sofort, dass auch sie sich darüber amüsierte, in einem fast schon antiken Dinostall zu stehen. Nolans Gesichtshaut war ohne Spannung und teigig, dazu so dick mit Make-up zugeschmiert, dass die Bemalung sogar in den siebziger Jahren als eine Spur zu heftig gewirkt hätte. Ihr blasser Teint ließ Gillette daran zweifeln, dass sie in den vergangenen vier Wochen länger als ein paar Stunden draußen gewesen war. Das dicke, hellbraune Haar war so widerspenstig, dass es ihr immer wieder ins Gesicht fiel.
    Nachdem ihr alle die Hand gegeben hatten, wandte sie sich sofort an Gillette. Ohne sich darum zu kümmern, wer ihr zuhörte, drehte sie eine

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