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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Einer von ihnen blickte auf ein Blatt Papier. »Wir haben achtzehn verborgene und zwölf teilweise sichtbare abgenommen.« Er wies mit dem Kinn auf einen Laptop-Computer, dessen Tragetasche er an einem Riemen über der Schulter trug. »Wir haben sie eingescannt, und es sieht so aus, als gehörten sie alle dem Opfer oder ihrem Freund. Auf den Schlüsseln waren keine Verwischungen von Handschuhen festzustellen.«
    »Also ist er wahrscheinlich von außen in ihr System eingedrungen«, sagte Anderson. »Über das Netz, wie wir schon vermutet haben.« Er bedankte sich bei den Technikern, die sich sogleich verabschiedeten.
    Dann sagte Linda Sanchez im strikt dienstlichen Ton: »Ich habe alles auf ihrer Kiste gesichert und protokolliert.« Sie reichte ihm eine Diskette. »Hier. Zum Booten.«
    Dabei handelte es sich um eine Diskette, die genug von einem Betriebssystem enthielt, um den Computer eines Verdächtigen zu »booten«, also zu starten. Die Polizei benutzte beim Starten des Computers lieber Disketten als die Festplatte selbst, schließlich war es immer möglich, dass der Eigentümer – oder wie in diesem Fall, der Mörder – Software auf der Festplatte installiert hatte, die wichtige Beweise oder sogar die gesamte Platte vernichten konnte.
    »Ich hab ihre Kiste jetzt schon drei Mal abgesucht und konnte keine versteckten Fallen finden; was nicht heißt, dass nicht trotzdem welche versteckt sein könnten. Wissen Sie, wonach Sie suchen müssen?«
    Anderson lachte. »Wyatt hat die Hälfte der Fallen geschrieben, die zurzeit auf dem Markt sind.«
    »Ich habe ein paar geschrieben«, bestätigte Gillette, »aber selbst in meinen Kisten keine einzige eingebaut.«
    »Sie haben niemals eine Falle benutzt?«
    »Keine einzige.«
    »Warum nicht?«
    »Irgendwie hatte ich immer irgendein Script auf meiner Maschine, das ich gerade erst zusammengehackt hatte und auf keinen Fall gefährden wollte.«
    »Sie hätten sich lieber erwischen lassen, als Ihre eigenen Programme zu vernichten?«
    Gillette gab ihr darauf keine Antwort. Die Sache lag ja wohl auf der Hand, schließlich hatte ihn das FBI mit Hunderten von belastenden Dateien auf der Festplatte geschnappt.
    Sie zuckte die Achseln und sagte: »Wahrscheinlich wissen Sie das selbst, aber halten Sie die Kiste und sämtliche Disketten fern von Plastiktüten, Plastikkisten und Plastikhüllen – sie können statische Ladungen erzeugen und die Daten zerstören. Das Gleiche gilt für Lautsprecher. Da sind Magnete drin. Und legen Sie auch keine Disketten auf Metallregale, die könnten magnetisiert sein. Nichtmagnetisches Werkzeug finden Sie im Labor. Ansonsten wissen Sie wohl, was Sie zu tun haben.«
    »Ja.«
    »Dann viel Glück. Der Raum ist dort hinten am Ende des Korridors.«
    Mit der Boot-Diskette in der Hand machte sich Gillette auf den Weg durch den kaum beleuchteten, kühlen Flur.
    Bob Shelton folgte ihm.
    Sofort drehte sich der Hacker um. »Ich kann es nicht haben, wenn mir ständig jemand über die Schulter schaut.«
    Besonders du nicht, dachte er.
    »Geht schon klar«, sagte Anderson zu dem Polizisten vom Morddezernat. »Der einzige Ausgang dort hinten ist alarmgesichert, außerdem hat unser Mann noch seinen maßgeschneiderten Fußschmuck an.« Er nickte in Richtung der metallisch glänzenden Fußfessel. »Damit kann er nicht abhauen.«
    Shelton war nicht sehr überzeugt davon, aber er fügte sich. Gillette fiel jedoch auf, dass er nicht in den Hauptraum zurückging. Er lehnte sich unweit des Labors an die Flurwand, verschränkte die Arme und sah aus wie ein mies gelaunter Rausschmeißer in einem Nachtclub.
    Drinnen nahm sich Gillette sogleich Lara Gibsons Computer vor, eine handelsübliche Win-Dose, wie man sie in jedem Laden kaufen konnte.
    Zunächst ließ er den Rechner selbst noch in Ruhe, setzte sich an einen anderen Arbeitsplatz und schrieb einen Two-Liner, ein rasch zusammengeschustertes Programm, das speziell zur Lösung eines bestimmten Problems entworfen wurde. Nach fünf Minuten war er mit dem Quellcode fertig. Er nannte das Programm Detective, kompilierte und kopierte es auf die Boot-Diskette, die ihm Sanchez gegeben hatte. Die Diskette schob er in Lara Gibsons Rechner, schaltete die Kiste an, woraufhin die Laufwerke angenehm vertraut zu summen und zu knarzen anfingen.
    Wyatt Gillettes muskulöse Finger fanden das kühle Plastik der Tasten und positionierten die vom jahrelangen Tippen schwielig gewordenen Fingerkuppen auf die winzigen Orientierungsnoppen der Tasten F

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