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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ein paar Jahre warten. Ach ja, genau, und Stan, seinen Nachbarn, die …
    Dann fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, seinen Gefangenen über seine Rechte zu belehren. Auf keinen Fall wollte er eine Festnahme durch einen formalen Fehler versauen. Er fand die Karte in seiner Brieftasche und las die Worte stockend vor.
    Der Mörder bestätigte murmelnd, dass er das Vorgelesene verstanden habe.
    »Alles in Ordnung, Officer?«, rief eine männliche Stimme. »Brauchen Sie Hilfe?«
    Anderson warf einen Blick nach hinten. Es war der Geschäftsmann, den er vorhin unter dem Vordach gesehen hatte. Sein dunkler, ziemlich teuer aussehender Anzug war feucht vom Regen. »Ich habe ein Handy dabei? Brauchen Sie es vielleicht?«
    »Nein, nein, schon in Ordnung, vielen Dank. Ich hab die Sache im Griff.« Anderson wandte sich wieder seinem Gefangenen zu, schob seine Waffe ins Holster zurück und zückte sein eigenes Handy, um seinen Bericht durchzugeben. Er drückte auf Widerwahl, aber aus irgendeinem Grund wurde der Anruf nicht geschaltet. Er schaute auf das Display, auf dem die Worte »Kein Empfang« blinkten.
    Das war merkwürdig. Warum –
    Und auf einmal wurde ihm mit schrecklicher Klarheit bewusst, dass ein Streifenpolizist bei einer Verhaftung niemals einem nicht identifizierten Zivilisten den Rücken zukehrte. Und noch während er im Umdrehen nach seiner Pistole griff, durchzuckte ihn eine gewaltige Explosion aus Schmerz, als der Geschäftsmann ihn an der Schulter packte und ihm das lange Messer in den Rücken rammte.
    Der Schmerz war so grauenhaft, dass Anderson laut aufschrie und sofort in die Knie ging. Der Mann stach abermals auf ihn ein.
    »Nein, bitte, nein …«
    Der Mann hob Andersons Pistole auf und beförderte den Polizisten mit einem Tritt auf den nassen Gehweg.
    Dann ging er zu dem jungen Mann hinüber, dem Anderson soeben Handschellen angelegt hatte, drehte ihn auf die Seite und sah ihn an.
    »Mann«, sagte der Gefesselte, »bin ich, verdammt noch mal, froh, dass du hier bist. Dieser Kerl stürzt sich einfach auf mich, ich dachte schon, jetzt bin ich am Arsch. Nimm mir bloß diese Dinger ab!«
    »Schschsch«, sagte der Geschäftsmann und drehte sich wieder zu dem CCU-Ermittler um, der versuchte, mit der Hand an den schrecklichen Schmerz in seinem Rücken heranzukommen, ihn unbedingt berühren wollte. Wenn er ihn nur berühren konnte, würde auch diese brennende Qual nachlassen.
    Der Angreifer ging neben ihm in die Hocke.
    »
Sie
sind es«, flüsterte Anderson dem Geschäftsmann zu. »Sie haben Lara Gibson umgebracht.« Seine Augen zuckten zu dem Mann hinüber, den er in Handschellen gelegt hatte. »Und er ist Fowler.«
    Der Mann nickte. »Ganz recht.« Dann sagte er: »Und
Sie
sind Andy Anderson. Ich kenne Sie.« Die Ehrfurcht in seiner Stimme war nicht gespielt. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie auf mich angesetzt werden. Ich weiß sehr wohl, dass Sie in der Computerabteilung arbeiten und im Fall Gibson ermitteln. Aber doch nicht hier draußen, auf dem Schlachtfeld. Erstaunlich … Andy Anderson. Sie sind ein absoluter Wizard.«
    »Bitte … Ich verblute. Helfen Sie mir, bitte.«
    Dann tat der Mörder etwas Eigenartiges.
    Mit dem Messer in der einen Hand, befingerte er die Bauchdecke des Polizisten mit der anderen, ließ die Finger bis zum Brustkasten heraufgleiten und zählte die Rippen ab, hinter denen sein Herz wie rasend schlug.
    »Bitte«, flehte Anderson.
    Der Mörder hielt inne, neigte sich vor und flüsterte Anderson ins Ohr. »Erst in solchen extremen Momenten lernt man Menschen wirklich kennen.« Dann nahm er die unheimliche Untersuchung des Brustkorbes des Polizisten wieder auf.

II DÄMONEN
    »Er gehörte einer neuen Generation von Hackern an, nicht der dritten Generation, die von unschuldigem Staunen beseelt war (…) sondern einer von Wut und Zorn angetriebenen vierten Generation.«
    JONATHAN LITTMANN, in
Watchman – Schatten ohne Gesicht

10 Kapitel 00001010
    Um 13 Uhr betrat ein Mann in einem grauen Anzug das Gebäude der Abteilung für Computerkriminalität.
    Begleitet wurde er von einer untersetzten Frau in einem forstgrünen Hosenanzug. Zwei uniformierte Beamte flankierten sie. Ihre Schultern waren feucht vom Regen, und ihre Gesichter waren verbittert.
    Schweigend betraten sie den großen Büroraum und gingen zu Stephen Millers Kabuff.
    Der hoch gewachsene Mann nickte ihm grüßend zu: »Steve.«
    Miller stand auf, fuhr sich durch das dünne Haar und erwiderte: »Captain Bernstein.«
    »Ich

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