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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Daten gelöscht.«
    »Dort dürfte es nicht anders gewesen sein«, sagte Gillette. »Jede Wette.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Shelton.
    »Weil ich sein Motiv kenne.«
    »Nämlich?«, blaffte Bernstein.
    »Zugriff.«
    »Was soll das nun wieder?«, knurrte Shelton feindselig.
    Patricia Nolan nickte. »Das Ziel aller Hacker. Zugriff auf Information, auf Geheimnisse, auf Daten aller Art.«
    »Für einen Hacker ist unbegrenzter Zugriff so etwas wie Gott«, sagte Gillette.
    »Und was hat das mit unseren Morden zu tun?«
    »Der Mörder ist ein MUDhead.«
    »Genau«, sagte Tony Mott. »Ich kenne MUDs.« Miller offensichtlich auch. Er nickte.
    »Wieder ein Akronym«, sagte Gillette. »Steht für Multi User Domain. Das ist ein Ort im Internet, in den sich Leute einloggen, um Rollenspiele zu spielen. Abenteuerspiele, Kreuzzüge, Science Fiction, Krieg. Es gibt komplette virtuelle Gesellschaften und Zivilisationen. So ähnlich wie Sim-City. MUDs sind wie eine völlig andere Welt, aber die Leute, die darin spielen, sind, na ja, ziemlich normale Geschäftsleute, Geeks, auch jede Menge Professoren und Studenten. Aber vor drei oder vier Jahren gab es heftige Auseinandersetzungen über ein Spiel namens
Access.
Zugriff.«
    »Ich habe davon gehört«, sagte Miller. »Viele Internet Provider weigerten sich, derlei Inhalte in ihr Angebot aufzunehmen.«
    Gillette nickte. »Es ging um Folgendes: Eine virtuelle Stadt war mit Figuren bevölkert, die ein ganz normales Leben führten; sie gingen zur Arbeit, verabredeten sich, zogen Kinder groß, alles Mögliche. Nur an bestimmten Tagen, den Todestagen von Berühmtheiten, wie etwa dem der Ermordung Kennedys oder dem Karfreitag, an dem John Lennon erschossen wurde, bestimmte ein Zufallsgenerator einen der Einwohner zum Mörder. Er war der Einzige, der wusste, dass er es war. Und er hatte eine Woche Zeit, sich in die Leben anderer Leute einzuschmuggeln und so viele wie möglich von ihnen zu töten.
    Der Mörder durfte sich seine Opfer nach Belieben aussuchen, aber je größer die Herausforderung bei einem Mord war, desto mehr Punkte gab es dafür. Ein Politiker mit Leibwächter war zehn Punkte wert. Ein bewaffneter Polizist zählte fünfzehn Punkte. Die einzige Einschränkung für den Mörder bestand darin, dass er nah genug an das Opfer herankommen musste, um ihm ein Messer ins Herz zu stoßen – das war die ultimative Form von Zugang.«
    »Um Gottes willen!«, sagte Tony Mott. »Das ist unser Täter! Das Messer, Stichwunden in die Brust, die Jahrestage wichtiger Ereignisse in der Computerwelt … er ist hinter Leuten her, die schwer zu erwischen sind, so wie Lara Gibson. Leute mit Leibwächtern, Leute die gut geschützt und abgeschirmt sind. Er hat es in Portland und Washington, D.C. getan, und jetzt spielt er sein Spiel hier im Silicon Valley.« Der junge Polizist lachte sarkastisch. »Er spielt auf dem Expert Level.«
    »Level?«, fragte Bishop.
    »Bei Computerspielen spielt man sich vom einfachsten Level bis zum schwierigsten hoch, dem Level mit der größten Herausforderung«, antwortete Gillette. »Das ist der Expert Level.«
    »Die ganze Sache ist für ihn nur ein verdammtes Spiel?«, knurrte Shelton. »Fällt mir nicht leicht, das zu glauben.«
    »Nein«, sagte Patricia Nolan. »Ich fürchte, das ist nur allzu leicht zu glauben. Die Abteilung für Verhaltensforschung beim FBI in Quantico schätzt kriminelle Hacker als zwanghafte Steigerungstäter ein, ähnlich wie triebgesteuerte Lustmörder. Sie müssen ständig neue, immer schwierigere Aufgaben finden, um ihren Drang zu befriedigen. Er hat so viel Zeit in der Maschinenwelt verbracht, dass er womöglich keinen Unterschied zwischen einer digitalen Figur und einem echten Menschen sieht.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Ich würde sogar behaupten, dass ihm die Maschinen mehr bedeuten als Menschen. Der Tod eines Menschen bedeutet ihm nichts, aber eine abgestürzte Festplatte … das ist schon eher eine Tragödie.«
    Bernstein nickte. »Sehr hilfreich, danke. Wir behalten es im Hinterkopf.« Dann sah er zu Gillette hinüber. »Trotzdem muss er wieder in den Knast.«
    »Nein!«, schrie der Hacker.
    »Hören Sie, wir bewegen uns auch so schon auf dünnem Eis, weil wir einen Insassen auf Blankoscheck aus einem Bundesgefängnis rausgeholt haben. Andy ist dieses Risiko eingegangen. Mir ist das zu heiß. Ende der Debatte.«
    Wieder nickte er den Beamten zu, die den Hacker unverzüglich aus dem Dinostall schoben. Gillette

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