Lautloses Duell
hinüber. »Andy war nicht der richtige Mann für eine Festnahme.«
»Er war ein ausgebildeter Detective«, gab der Captain zurück.
»Das schon. Aber was sich auf der Straße wirklich abspielt, steht auf einem ganz anderen Blatt.« Bishop hob den Blick. »Meiner Meinung nach.«
Die Frau, die Bernstein begleitete, rührte sich. Der Captain sah sie an und besann sich erst jetzt darauf, sie vorzustellen: »Das hier ist Detective Susan Wilkins von der Mordkommission in Oakland. Sie wird den Fall übernehmen. Drüben im Hauptquartier in San Jose untersteht ihr eine ganze Sondereinheit, sowohl Spurensicherung als auch eine Eingreiftruppe. Sie erhalten sämtliche Unterstützung, die Sie brauchen.«
Der Captain drehte sich zu Bishop um und sagte: »Frank, Ihrem Gesuch entsprechend machen Sie und Bob sich an die MA-RINKILL-Sache. Laut dem letzten Bericht wurden die Täter vor einer Stunde vor einem Lebensmittelladen dreißig Kilometer südlich von Walnut Creek gesehen. Sieht aus, als kämen sie tatsächlich herüber zu uns.« Sein nächster Blick galt Miller. »Steve, Sie übernehmen Andys Aufgabe. Alles, was in diesem Fall mit Computern zu tun hat. Arbeiten Sie mit Susan zusammen.«
»Geht klar, Captain.«
Jetzt wandte sich der Captain an Patricia Nolan: »Dann müssen Sie diejenige sein, wegen der uns der Commander angerufen hat. Die Sicherheitsberaterin von diesem Computerverein? Horizon On-Line?«
Sie nickte.
»Sie haben angefragt, ob Sie ebenfalls an Bord bleiben.«
»Sie?«
»Die grauen Eminenzen in Sacramento.«
»Ach so. Klar, sehr gerne.«
Gillette wurde nicht direkt angesprochen. Der Captain sagte lediglich zu Miller: »Die Beamten hier habe ich mitgebracht, damit sie den Gefangenen nach San Jose zurückbringen.«
»Moment mal«, protestierte Gillette. »Schicken Sie mich nicht zurück.«
»Was?«
»Sie brauchen mich hier. Was dieser Kerl vorhat, ist womöglich noch nicht da gewesen. Ich muss …«
Der Captain schmetterte seinen Einwand mit einer Handbewegung ab und widmete sich wieder Susan Wilkins, gestikulierte zur Tafel hin und unterhielt sich mit ihr über den Fall.
»Captain.« Gillette ließ sich nicht so leicht abwimmeln. »Sie dürfen mich nicht zurückschicken.«
»Wir sind auf seine Hilfe angewiesen«, sagte Nolan und blickte Bishop an, der sie komplett ignorierte.
Der Captain warf den beiden kräftigen Beamten, die ihn herbegleitet hatten, einen Blick zu. Sie gingen daraufhin auf Gillette zu, nahmen ihn in die Mitte, als sei er ein abgeurteilter Mörder, und setzten sich in Richtung Tür in Bewegung.
»Nein!«, protestierte Gillette. »Sie wissen nicht, wie gefährlich dieser Mann ist!«
Es bedurfte nur eines weiteren Blickes des Captain, und die Beamten eskortierten ihn mit rascheren Schritten zum Ausgang. Der Hacker wollte Bishop bitten, etwas zu unternehmen, sah jedoch, dass der Detective mit seinen Gedanken offensichtlich bei seiner neuen Aufgabe, dem MARINKILL-Fall, war.
»Na, denn los«, hörte Gillette Detective Susan Wilkins zu Miller, Sanchez und Mott sagen. »Was Ihrem Vorgesetzten passiert ist, tut mir Leid, aber ich erlebe so etwas nicht zum ersten Mal, und ich bin sicher, Sie auch nicht. Es ist wohl das Beste, wenn wir in seinem Sinne und seinem Angedenken weiterarbeiten und den Täter so schnell wie möglich schnappen, und genau das werden wir auch tun. Ich denke, wir sind uns einig, was die Vorgehensweise angeht. Ich sorge dafür, dass die Akte und der Tatortbericht zügig bearbeitet werden, und ich habe auch schon einen ganz bestimmten Plan im Kopf. Dem vorläufigen Bericht zu Folge wurde Detective Anderson, ebenso wie dieser Fowler, erstochen. Todesursache war ein Herztrauma. Sie –«
»Halt! Warten Sie!«, rief Gillette, kurz bevor er in den Flur geführt wurde.
Wilkins hielt inne. Bernstein gab den Beamten ein Zeichen, ihn hinauszuschaffen. Doch Gillette sagte rasch: »Was ist mit dem ersten Opfer? Wurde sie auch erstochen? In die Brust?«
»Was soll das?«, fragte Bernstein.
»War es so?«, fragte Gillette nachdrücklich. »Und die Opfer bei den anderen Mordfällen … in Portland und in Virginia?«
Eine Weile sagte niemand etwas. Schließlich blätterte Bob Shelton im Bericht zum Mordfall Lara Gibson herum. »Todesursache war ein Messerstich ins –«
»Ins Herz, stimmt’s?«, fragte Gillette.
Sheltons Blick wanderte von seinem Partner zu Bernstein. Er nickte. Tony Mott sagte: »Aus Virginia und Oregon haben wir keine genauen Angaben … Er hat die
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