Lautloses Duell
ihm gehört oder gesehen.«
»Wir besorgen uns die Daten von den Kollegen in Mass«, schlug Mott vor. »Sie enthalten bestimmt ein paar nützliche Anhaltspunkte.«
»Sie sind weg«, erwiderte Bishop.
»Er hat auch diese Dateien vernichtet«, sagte Linda Sanchez erbittert.
»Was sonst?«, fragte Bishop sarkastisch und schaute Gillette an. »Können Sie Ihren Bot abändern – dieses Suchprogramm? Und die Namen Holloway und Valleyman hinzufügen?«
»Kinderspiel.« Gillette machte sich sofort daran, dem Bot die neuen Namen einzugeben.
Bishop rief Huerto Ramirez an und unterhielt sich kurz mit ihm. Nachdem er aufgelegt hatte, klärte er die Umstehenden auf: »Huerto sagt, es gibt keine Spuren am Tatort. Er jagt den Namen ›Jon Patrick Holloway‹ durch VICAP und die Datenbanken der einzelnen Staaten.«
»Schneller ging’s von hier aus über ISLEnet«, brummte Stephen Miller.
Bishop ignorierte die Stichelei und fuhr fort: »Außerdem besorgt er einen Abzug von Holloways Starfoto aus der Lichtbildkartei der Polizei von Massachusetts. Er und Tim Morgan wollen ein paar Kopien davon in den Läden von Mountain View auslegen, in der Nähe des Theaterartikelladens, falls Phate dort einkaufen geht. Dann rufen sie die Firmen an, für die Phate gearbeitet hat, und fragen nach, ob es interne Berichte über seine Langfingereien gibt.«
»Vorausgesetzt, sie sind nicht ebenfalls gelöscht worden«, murmelte Sanchez pessimistisch.
Bishop sah zur Uhr hinauf. Es war fast 16 Uhr. Er schüttelte den Kopf. »Wir müssen in die Gänge kommen. Wenn er wirklich vorhat, in einer Woche so viele Leute wie möglich umzubringen, dann hat er wahrscheinlich schon sein nächstes Opfer im Visier.« Er nahm einen Marker in die Hand und fing an, seine handschriftlichen Notizen stichpunktartig auf der Tafel festzuhalten.
Patricia Nolan nickte zur Tafel, auf der das Wort »Trapdoor« in schwarzer Markerschrift herausstach.
»Das ist das Verbrechen des neuen Jahrhunderts«, sagte sie. »Missachtung.«
»Missachtung?«
»Das Verbrechen des neunzehnten Jahrhunderts war der Verfall der moralischen Sitten. Im zwanzigsten Jahrhundert wurde einem das Geld gestohlen. Heute haben es die Verbrecher auf unsere Privatsphäre, auf unsere intimsten Geheimnisse und Fantasien abgesehen.«
Zugriff ist Gott …
»Trotzdem müssen Sie zugeben«, sagte Gillette, »dass Trapdoor in gewisser Hinsicht genial ist. Es ist ein absolut zähes Programm.«
Hinter ihm wurde eine zornige Stimme laut: »Zäh? Was soll denn das heißen?« Gillette wunderte sich nicht, dass die Stimme zu Bob Shelton gehörte.
»Das heißt, es ist sehr einfach und sehr effektiv.«
»Herrgott noch mal«, sagte Shelton, »hört sich an, als wärst du neidisch, dass du das verdammte Ding nicht selbst erfunden hast.«
»Es ist ein erstaunliches Programm«, erwiderte Gillette gelassen. »Ich möchte wissen, wie es funktioniert. Das ist alles. Ich bin einfach nur neugierig.«
»Neugierig? Du hast wohl vergessen, dass er Leute damit umbringt?«
»Ich –«
»Du Arschloch! Für dich ist das alles bloß Spiel, was? Du bist auch nicht anders als er.«
Mit diesen Worten marschierte er in Richtung Tür und rief Bishop zu: »Los, machen wir uns auf die Socken und suchen diesen Zeugen. Damit nageln wir diesen Sack fest – nicht mit diesem verdammten Computerscheiß!« Wutentbrannt verließ er das Büro.
Bishop nickte Gillette zu, der ihm daraufhin in die Kaffeeküche folgte, wo der Detective sich Kaffee in einen Styroporbecher goss.
»Jenny, meine Frau, hat meinen Konsum rationiert«, sagte Bishop mit einem Blick auf das dunkle Gebräu. »Ich liebe das Zeug, aber ich hab’s mit dem Magen. Vorstufe zum Magengeschwür. Kann man es noch blöder ausdrücken? Hört sich an, als würde ich darauf hinarbeiten.«
»Ich hab tierisches Sodbrennen«, sagte Gillette und legte die Hand auf den oberen Brustkorb. »Die meisten Hacker leiden darunter. Kommt vom vielen Kaffee und Koffein.«
»Hören Sie, wegen Bob Shelton … Ihm ist vor ein paar Jahren eine Sache passiert …« Der Detective schlürfte am Rand des Bechers, bemerkte sein aus der Hose quellendes Hemd und stopfte es wieder in die Hose. »Ich habe die Briefe aus Ihrer Prozessakte gelesen … die Briefe, die Ihr Vater im Rahmen Ihrer Verhandlung an den Richter geschrieben hat. Hört sich an, als würden Sie beide sich gut miteinander verstehen.«
»Ja, doch, ziemlich gut«, nickte Gillette. »Besonders, nachdem meine Mutter gestorben
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