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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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lieber draußen. Wir rufen Sie rein, sobald Sie sich den Computer ansehen können.«
    »Ich schaff das schon.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Jep.«
    »Wie alt?«, fragte Bishop Ramirez.
    »Der Junge? Fünfzehn.«
    Bishop erkundigte sich, eine Augenbraue hochgezogen, bei Patricia Nolan, ob sie sich dem Blutbad gewachsen fühlte. »Alles klar«, erwiderte sie.
    Dann betraten sie das Klassenzimmer.
    Trotz seiner klaren Antwort auf Bishops Frage, blieb Gillette wie erstarrt stehen. Das Blut war überall. Unglaublich viel … auf dem Boden, an den Wänden, auf den Stühlen und Bilderrahmen, auf der Tafel und auf dem Pult. Je nachdem, auf welcher Oberfläche es sich befand, sah seine Farbe anders aus, von hellem Rosa bis fast Schwarz.
    Mitten im Raum lag die Leiche, unter einer dunkelgrünen Plastikplane. Gillette drehte sich zu Nolan um, in der Erwartung, sie ebenfalls von Ekel und Entsetzen gepackt zu sehen, doch nach einer kurzen Bestandsaufnahme der blutigen Schlieren, Spritzer und Pfützen sah sie sich forschend im ganzen Klassenzimmer um, womöglich auf der Suche nach dem Computer, den sie untersuchen sollten.
    »Wie heißt der Junge?«, fragte Bishop.
    Eine Beamtin von der Polizei San Jose antwortete: »Jamie Turner.«
    Linda Sanchez betrat den Raum und holte tief Luft, als sie die Leiche sah. Sie schien sich noch nicht entschieden zu haben, ob sie in Ohnmacht fallen wollte oder nicht. Dann ging sie wieder hinaus.
    Frank Bishop unterhielt sich flüsternd mit einem Mann mittleren Alters in einer Strickjacke, offensichtlich einem Lehrer der Anstalt, dann ging er in das angrenzende Klassenzimmer, den eigentlichen Tatort, in dem, die Arme fest um den Körper geschlungen, ein halbwüchsiger Junge saß und langsam auf dem Stuhl vor und zurück wippte. Gillette folgte dem Detective.
    »Jamie?«, fragte Bishop. »Jamie Turner?«
    Der Junge reagierte nicht. Gillette fielen sofort seine geröteten Augen und die gerötete Haut drum herum auf.
    Neben Jamie stand ein schlanker Mann, etwa Mitte Zwanzig, und hatte den Arm auf die Schultern des Jungen gelegt. »Ja, das ist Jamie«, sagte der junge Mann. »Ich bin sein Bruder. Mark Turner.«
    »Booty ist tot«, schluchzte Jamie jämmerlich und drückte sich ein feuchtes Tuch auf die Augen.
    »Booty?«
    Ein zweiter Mann, in den Vierzigern und mit Chinos und Izod-Hemd bekleidet, stellte sich als stellvertretender Direktor der Schule vor. »Die Jungs nannten ihn immer so«, erklärte er und nickte nach nebenan, wo der Leichensack lag. »Den Direktor.«
    Bishop ging in die Hocke. »Wie geht’s dir, junger Mann?«
    »Er hat ihn umgebracht. Mit dem Messer. Er hat ihn erstochen, und Mr. Boethe hat geschrien und geschrien und ist hin und her gelaufen, er wollte ihm entkommen. Ich …« Seine Stimme erstickte in einem Anfall krampfartigen Schluchzens. Sein Bruder schloss die Finger fester um seine Schulter.
    »Alles so weit in Ordnung mit ihm?«, fragte Bishop eine Frau, deren Stethoskop und mehrere Gefäßklemmen auf der Jacke sie als Ärztin auswiesen. »So weit schon«, erwiderte sie. »Allem Anschein nach hat ihm der Täter eine Mischung aus Wasser, Salmiakgeist und Tabasco in die Augen gespritzt. Das brennt zwar höllisch, richtet aber keinen dauerhaften Schaden an.«
    »Aber weshalb hat er das getan?«, wollte Bishop wissen.
    Sie zuckte die Achseln: »Fragen Sie mich was Leichteres.«
    Bishop zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. »Tut mir wirklich Leid, dass das passiert ist, Jamie. Aber es ist sehr wichtig, dass du uns alles sagst, was du weißt.«
    Es dauerte eine Weile, bis sich der Junge beruhigt hatte, dann erzählte er, dass er sich aus der Schule hatte davonschleichen wollen, um mit seinem Bruder zu einem Konzert zu gehen. Doch kaum hatte er die Tür aufgemacht, da hatte ihn dieser Mann im Hausmeister-Overall auch schon gepackt und ihm dieses Zeug in die Augen gesprüht. Er sagte Jamie, es handele sich um Säure, und wenn er ihn zu Mr. Boethe führte, würde er ihm ein Gegenmittel verabreichen. Wenn nicht, würde die Säure seine Augen wegätzen.
    Die Hände des Jungen zitterten, und er fing an zu weinen.
    »Das ist seine größte Angst«, sagte Mark zornig. »Blind zu werden. Irgendwie hat der Mörder das gewusst.«
    Bishop nickte. »Er hatte es auf den Direktor abgesehen. Die Schule ist ziemlich groß. Phate brauchte Jamie, um sein Opfer schnell zu finden.«
    »Es hat so wehgetan! Echt. Es hat tierisch gebrannt … Ich hab ihm gesagt, dass ich ihm nicht helfe … Ich

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