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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Verzögerung von ein paar Millisekunden auszustatten, um den Eindruck zu erwecken, Renegade operiere aus fünfzehnhundert Kilometern Entfernung. Gillette konnte nicht begreifen, wieso Miller nicht daran gedacht hatte.
    »Ach, du Schreck«, sagte Miller und schüttelte den Kopf über seinen Fehler. »Das ist meine Schuld. Tut mir Leid … Daran hab ich nicht gedacht.«
    Allerdings, daran hast du nicht gedacht, dachte Gillette.
    Sie waren so dicht dran gewesen.
    »Ruft die Einsatzteams zurück«, sagte Bishop mit leiser, entmutigter Stimme.
    Shelton zückte sein Handy und erledigte den Anruf.
    »Diese andere Sache, die Triple-X getippt hat«, erkundigte sich Bishop. »ESAD. Was bedeutet das?«
    »Nur ein freundlicher Abschiedsgruß«, antwortete Gillette säuerlich.
»Eat shit and die.«
    »Wohl ein wenig übellaunig, unser Freund«, bemerkte Bishop.
    In diesem Augenblick klingelte sein Handy. »Ja?« Kurz darauf ein knappes: »Wo?« Er notierte ein paar Worte und sagte: »Schicken Sie alle zur Verfügung stehenden Einheiten dorthin. Verständigen Sie auch die San Jose Metro Police. Großeinsatz, ja, und ich meine wirklich
groß

    Er unterbrach die Verbindung und schaute in die fragenden Gesichter. »Eine Chance haben wir noch. Es gab eine Antwort auf unsere eilige Nachfrage. Ein Verkehrspolizist in San Jose hat vor ungefähr einer halben Stunde einen neueren, grauen Jaguar im Westen der Stadt parken sehen, irgendwo in der Altstadt, wo man so teure Schlitten nicht oft sieht.« Er ging zur Landkarte und markierte die Straßenecke, an der das Auto gesichtet worden war, mit einem Kreuz.
    »Ich kenne mich in der Gegend ein bisschen aus«, sagte Shelton. »Dort stehen viele Wohnblocks, dazwischen ein paar Bodegas, vier oder fünf Schnapsläden. Ziemlich billige Wohngegend.«
    Aber dann tippte Bishop mit dem Finger auf ein kleines Quadrat auf der Karte. Gillette las, was da stand: »St. Francis Academy.«
    »Erinnern Sie sich noch an diese Morde vor ein paar Jahren?«, fragte der Detective Shelton.
    »Ja, klar.«
    »Irgendein Irrer ist in die Schule rein und hat ein paar Schüler oder Lehrer ermordet. Der Direktor hat alle möglichen Sicherheitsvorkehrungen installieren lassen, supermodernes High-Tech-Zeug. Stand groß und breit in der Zeitung.« Er nickte in die Richtung Tafel. »Phate liebt doch Herausforderungen, oder?«
    »Verdammt«, knurrte Shelton in kalter Wut, »jetzt hat er es auf die Kinder abgesehen.«
    Bishop schnappte sich den Hörer und gab den Code für einen bereits im Gang befindlichen Überfall an die Zentrale durch.
    Niemand wagte laut auszusprechen, was jeder Einzelne insgeheim dachte: Die Antwort auf die eilige Nachfrage hatte den Wagen an besagtem Ort vor einer halben Stunde bestätigt. Was Phate gut und gerne eine halbe Stunde gab, sein makabres Spiel durchzuziehen.
    So ist das richtige Leben nun mal, dachte sich Jamie Turner.
    Ohne Fanfarenklänge, ohne gefährliches Summen und ohne erlösende Geräusche wie in den Filmen, ging die Birne, die anzeigte, dass der Feueralarm an der Tür nach draußen aktiviert war, einfach aus. Nicht einmal ein leises Klicken war zu hören.
    In der realen Welt gab es keine Sound-Effekte. Man tat, was man zu tun hatte, und diese Arbeit wurde in keinster Weise entsprechend gewürdigt. Es ging einfach nur ein Licht aus.
    Er richtete sich wieder auf und lauschte angestrengt. Von ganz weit hinten aus den Fluren von St. Francis hörte er Musik, ein paar Rufe, Gelächter, aufgeregt streitende Stimmen aus einer Radiosendung.
    Das alles ließ er hinter sich, um einen grandiosen Abend mit seinem Bruder zu verbringen.
    Langsam und vorsichtig drückte er die Tür auf.
    Stille. Kein Alarm. Kein schreiender Booty.
    Der Geruch kalter Luft und der Duft von Gras stiegen ihm in die Nase. Er erinnerte ihn an die langen Stunden nach dem Abendessen in seinem Elternhaus in Mill Valley, damals im Sommer, als sein Bruder Mark schon in Sacramento arbeitete und es nicht über sich brachte, die Familie zu besuchen. Diese endlosen Nächte … Seine Mutter versorgte Jamie mit Nachspeisen und Süßigkeiten, um ihn los zu sein, und sein Vater sagte: »Geh raus, spielen«, während sie mit ihren Freunden herumsaßen und langweilige Geschichten erzählten, die immer verschwommener wurden, je mehr sie vom kalifornischen Wein intus hatten.
    Geh raus, spielen …
    Als wäre er immer noch im Kindergarten!
    Jamie war jedenfalls nicht rausgegangen. Er war
rein
gegangen, hatte sich an die Kiste gesetzt und

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