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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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den Blick nicht vom Schirm, beobachtete, wie lange es dauerte, bis der Buchstabe, den er tippte, als leuchtendes Zeichen auf dem Monitor erschien. Er lauschte dem Mahlen der Festplatte, um herauszufinden, ob sie irgendwelche Geräusche von sich gab, die nicht zu der Aufgabe passten, die sie in diesem Augenblick durchzuführen hatte.
    Patricia Nolan saß direkt neben ihm, die Augen ebenfalls starr auf den Bildschirm gerichtet.
    »Ich spüre den Dämon«, flüsterte Gillette. »Aber es ist irgendwie komisch … er scheint seinen Standort zu wechseln. Er springt von einem Programm zum anderen. Sobald ich eines öffne, schleicht er sich in die Software … vielleicht um herauszufinden, ob ich ihn suche. Sobald er merkt, dass ich ihm nicht auf der Spur bin, verschwindet er wieder. Er haust irgendwo da drin … er muss irgendwo seinen Unterschlupf haben.«
    »Aber wo?«, fragte Bishop.
    »Mal sehen, ob wir das rauskriegen.« Gillette öffnete und schloss mehrere Programme, und die ganze Zeit über klackerte er wie wild auf der Tastatur herum. »Okay … okay … Das ist ja ein superlahmes Verzeichnis.« Er sah eine Dateiliste durch und stieß ein frostiges Lachen aus. »Wollen Sie wissen, wo Trapdoor sein Lager aufgeschlagen hat?«
    »Wo?«
    »Im Patience-Programm.«
    »Was?«
    »Im Kartenspiel.«
    »Aber das ist doch auf jedem Computer, den man in Amerika kauft, installiert«, sagte Sanchez.
    »Genau deshalb hat Phate ihn wahrscheinlich so programmiert«, meinte Nolan.
    Bishop schüttelte den Kopf. »Also kann jeder mit einem Patience-Programm in seinem Computer auch Trapdoor draufhaben?«
    »Was geschieht, wenn man die Patience untauglich macht oder von der Platte löscht?«, fragte Nolan.
    Gillette zuckte die Achseln. »Ich habe nicht den leisesten Schimmer.«
    »Löschen Sie das Spiel. Dann sehen wir, was passiert.«
    Sie diskutierten den Vorschlag. Gillette war überaus neugierig darauf, wie Trapdoor funktionierte, und hätte den Dämon am liebsten isoliert und untersucht. Wenn sie das Spielprogramm löschten, vernichtete er sich womöglich selbst. Aber auch diese Erkenntnis gab ihnen eine Waffe an die Hand, denn in dem Fall musste jeder, der den Dämon in seiner Kiste vermutete, einfach nur das Spiel entfernen.
    Sie beschlossen, den Inhalt der Festplatte von Jamies Computer zu kopieren; erst hinterher sollte Gillette das Patience-Programm löschen.
    Sobald Sanchez die Festplatte kopiert hatte, gab Gillette den entsprechenden Löschbefehl. Sofort spürte er die leichte Verzögerung bei der Ausführung der Löschoperation. Als er hinterher mehrere Programme überprüfte, fiel ihm auf, dass sich das Virus-Prüfprogramm schwammig anfühlte.
    »Er ist immer noch da.« Gillette lachte trocken auf. »Er ist einfach in ein anderes Programm übergewechselt und fühlt sich dort pudelwohl. Wie, zum Teufel, macht er das?« Der Trap-door-Dämon hatte gemerkt, dass sein Domizil vernichtet werden sollte, und hatte das Löschprogramm so lange verzögert, dass er aus der Patience in ein anderes Programm umziehen konnte.
    Gillette stand auf und schüttelte den Kopf. »Ich kann hier nichts mehr ausrichten. Am besten bringen wir die Kiste zur CCU und …«
    Eine rasche Bewegung in der Tür zum Computerraum, die mit einem Ruck aufgerissen wurde. Glas splitterte, ein wutentbrannter Schrei erfüllte den Raum, und Gillette wurde von einer Gestalt zur Seite gestoßen, die sich auf den Computer stürzte. Nolan ging auf die Knie und stieß erschrocken einen leisen Schrei aus.
    Auch Bishop wurde weggestoßen.
    Linda Sanchez fingerte an ihrer Pistole herum.
    Gillette ging gerade noch rechtzeitig in Deckung, da flog der Schreibtischstuhl auch schon an seinem Kopf vorbei und krachte in den Monitor.
    »Jamie!«, rief der stellvertretende Direktor mit schneidender Stimme. »Nein!«
    Doch der Junge holte noch einmal mit dem schweren Stuhl aus und ließ ihn auf den Bildschirm niederkrachen, der mit einem lauten Knall implodierte und sie mit einem Schauer aus Glassplittern überzog. Aus dem Kadaver stieg Rauch auf.
    Der Pädagoge packte den Stuhl und riss ihn Jamie aus der Hand, woraufhin der Junge zur Seite gewirbelt wurde und zu Boden ging. »Was, zum Teufel, soll das, junger Mann?«
    Der Junge rappelte sich wieder auf und wollte sich unter lautem Schluchzen abermals auf den Computer werfen, doch jetzt hielten ihn Bishop und der Direktor davon ab. »Ich schlag ihn kurz und klein! Er hat ihn umgebracht! Er hat Mr. Boethe umgebracht!«
    »Sie hören

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