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Lautloses Duell

Titel: Lautloses Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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verschwinden. Gillette hörte die Verzweiflung in seiner Stimme, aber er hatte allen Stolz hinter sich gelassen. Er wusste nur, dass die Frau, die er immer noch liebte, vor ihm stand, und er wollte ihr sein Anliegen verständlich machen. Wollte sie in die Arme nehmen, ihre Haut auf der seinen spüren, den Duft ihres Haars einatmen … so sehr er sich diese Berührung wünschte, er wusste, dass sie in diesem Augenblick außerhalb sämtlicher Möglichkeiten lag.
    »Die Pflanzen sind gewachsen.« Gillette nickte in Richtung eines üppigen Buchsbaums. Elana sah hin, und für einen Moment wurden ihre Züge ein wenig weicher. Einmal, in einer lauen Novembernacht, es war schon ein paar Jahre her, hatten sie sich hinter diesem Strauch geliebt, während ihre Eltern drinnen im Wohnzimmer den Ausgang der Wahlen verfolgt hatten.
    Noch mehr Erinnerungen an ihr gemeinsames Leben fluteten Gillettes Bewusstsein – dieses Öko-Restaurant in Palo Alto, in dem sie jeden Freitag gegessen hatten, die mitternächtlichen Ausflüge auf der Suche nach Pop-Tarts und Pizza, mit dem Fahrrad quer durch den Campus von Stanford. Ein paar Sekunden war Wyatt Gillette hoffnungslos in diesen Erinnerungen gefangen.
    Dann wurden Elanas Züge wieder hart. Erneut warf sie einen kurzen Blick durch die Spitzengardinen des Fensters ins Haus. Die Kinder marschierten gerade in ihren Schlafanzügen nach hinten. Sie drehte sich wieder um und betrachtete die tätowierte Palme und den Meeresvogel auf seinem Arm. Vor Jahren hatte er ihr erzählt, er würde sie sich entfernen lassen, was sie sehr begrüßt hatte, aber er hatte die Idee nie in die Tat umgesetzt. Jetzt hatte er das Gefühl, sie hintergangen zu haben.
    »Wie geht’s Camilla und den Kindern?«
    »Gut.«
    »Und deinen Eltern?«
    »Was willst du, Wyatt?«, fuhr sie ihn aufgebracht an.
    »Ich hab dir das hier mitgebracht.«
    Er gab ihr die Platine und erklärte ihr kurz, worum es sich handelte.
    »Warum gibst du es mir?«
    »Es ist viel Geld wert.« Er reichte ihr einen Zettel mit den technischen Angaben zur Patentbeschreibung, den er während der Busfahrt vom Goodwill Store hierher aufgesetzt hatte. »Such dir einen guten Anwalt und verkaufe die Lizenz an eine der großen Firmen. Compaq, Apple, Sun. Sie werden die Lizenz haben wollen, das ist schon in Ordnung, aber du musst aufpassen, dass sie dir eine satte Vorauszahlung einräumen. Nicht zurückzahlbar. Lass dich nicht auf einen reinen Tantiemen-Deal ein. Der Anwalt wird sich damit auskennen.«
    »Ich will das nicht.«
    »Es ist kein Geschenk. Ich möchte dir nur etwas zurückzahlen. Du hast das Haus und deine Ersparnisse wegen mir verloren. Das Ding hier müsste genug einbringen, um dir alles zu ersetzen.«
    Sie senkte den Blick auf die Platine, nahm sie jedoch nicht aus seiner ausgestreckten Hand entgegen. »Ich muss wieder rein.«
    »Warte«, sagte er. Er wollte ihr noch mehr sagen, noch viel mehr. Er hatte die Sätze im Gefängnis einstudiert, stundenlang ausprobiert, wie man sie am besten vorträgt.
    Ihre kräftigen Finger mit dem blasslila Nagellack kneteten die Säule der Veranda. Ihr Blick wanderte über den regennassen Vorgarten.
    Er starrte sie an, betrachtete ihre Hände, ihr Haar, ihr Kinn, ihre Füße.
    Sag’s nicht, ermahnte er sich. Sag. Es. Bloß. Nicht.
    Aber er sagte es trotzdem: »Ich liebe dich.«
    »Nein«, erwiderte sie schroff und streckte ihm eine Handfläche entgegen, als wollte sie verhindern, dass seine Worte sie erreichten.
    »Ich möchte es noch einmal versuchen.«
    »Dafür ist es zu spät, Wyatt.«
    »Ich habe alles falsch gemacht. Es wird nicht noch einmal geschehen.«
    »Zu spät«, wiederholte sie.
    »Ich hab die Kontrolle verloren. Ich war nicht mehr für dich da. Aber jetzt werde ich immer für dich da sein. Ich verspreche es. Du wolltest Kinder haben. Wir sollten Kinder haben.«
    »Du hast deine Maschinen. Wozu brauchst du Kinder?«
    »Ich habe mich geändert.«»Du warst im Gefängnis. Du hattest keine Gelegenheit, zu beweisen, dass du dich ändern kannst. Nicht einmal dir selbst.«
    »Ich möchte eine Familie mit dir haben.« Sie ging zur Tür und machte das Fliegengitter auf. »Das wollte ich auch. Aber was ist daraus geworden?«
    »Geh nicht nach New York!«, entfuhr es ihm. Elana erstarrte. »New York!« Sie drehte sich um. »Du willst doch nach New York. Mit deinem Freund Ed.«
    »Woher weißt du von Ed?« Ohne jede Hemmung fragte er: »Willst du ihn heiraten?«
    »Woher weißt du von ihm?«, wiederholte

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