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Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten

Titel: Lautstärke beweist gar nichts - respektlose Wahrheiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ernsten und wohlgemeinten Ermunterung möchte ich ihm noch einmal die Wahrheit nahebringen, dass für die Presse annehmbare Schriftsteller so dünn gesät sind, dass Buch- und Zeitungsverleger ständig auf der Suche sind, mit einer gespannten Aufmerksamkeit, die keinen Augenblick nachlässt.
    Mit Zuhörern kenne ich mich bestens aus, sie glauben alles, was man sagt, nur nicht, wenn man die Wahrheit sagt.
    Gewöhnlich rede ich so lange, bis ich das Publikum eingeschüchtert habe. Manchmal braucht es dazu eine Stunde und fünfzehn Minuten, manchmal schaffe ich es auch in einer Stunde.
    Auf dem Lande ist das Publikum schwierig; eine Passage, die es mit Raunen billigt, ruft in der Großstadt Getöse hervor. Ein mäßiger Erfolg auf dem Lande bedeutet einen Triumph in der Großstadt.
    Troy, 14. Januar [1870]
    Liebste Livy,
    […]. Ein Unglück kommt selten allein. Gestern Nachmittag erreichte ich Cambridge & fuhr durch einen heftigen Hagelschauer zum Hotel – es war trübselig & kalt. Meine Laune verschlechterte sich zusehends. Dann informierte mich das Komitee (mit dem üblichen scharfsinnigen Urteilsvermögen), dass die Troy Times meinen ganzen Vortrag bereits abgedruckt, hoch gelobt & mit zahllosen Gedanken- und Bindestrichen versehen hatte, um meine schleppende Sprechweise zu imitieren. Dann sagten sie mir noch, dass die Times in Cambridge viel gelesen werde. Meine Laune wurde noch schlechter, langsam wurde ich ärgerlich. Ich beschimpfte meinen Informanten in recht ungeschminkten Worten, ob er nichts Besseres zu tun habe, als mir zu erzählen , dass ich vor einem Publikum auftreten solle, dem mein Vortrag schon bekannt sei. Dann ging er (um nach dem Essen wiederzukommen) & ließ mich mit meinem Zorn allein. […]
    Nach einiger Zeit kam der Vorsitzende zurück, & um 7 Uhr ging der Feueralarm los, & er sprang auf & rief: »Mein Gott, der Vortragssaal steht in Flammen!«
    Im Geiste sprach ich ein inbrünstiges Dankgebet, & wenn je eines meiner Gebete bis zum Himmelsthron durchkam, dann dieses. Ich rührte mich nicht vom Fleck, & mein schrecklich aufgeregter Vorsitzender bremste seine rasendeFlucht zur Tür. Ich sagte: »Sie können am blendenden Schein der Fenster erkennen, dass Ihr Saal nicht zu retten ist – warum wollen Sie sinnlos hinrennen?«
    Er beruhigte sich ein wenig & setzte sich, & während das Feuer durch die hohen Fenster loderte, besserte sich meine Laune, bis ich merkte, dass alles, was mir zu meinem Glück noch fehlte, der Anblick der Herausgeber der Troy Times & dieses Vorsitzenden in diesem brennenden Gebäude war.
    Doch meine heitere Stimmung wurde im Keim erstickt, & die Verzweiflung kehrte wieder. Das Haus wurde gerettet. Es war ein bisschen angekokelt & von Wasser überflutet. Doch binnen einer Stunde hatten sie die Böden geschrubbt, den Rauch ausgelüftet & den Raum neu beheizt – & ich hielt meinen Vortrag. […]
    Der Friede sei mit Dir, mein Schatz.
    Sam

Kein Breitengrad, der nicht
dächte, er wäre Äquator
    Kein Breitengrad, der nicht dächte, er wäre Äquator geworden, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.
    Reisen ist für Vorurteile, Bigotterie und Engherzigkeit lebensgefährlich, und viele unserer Leute benötigen es aus diesem Grunde dringend.
    Vergisst man den Schmerz, ist man schmerzfrei; vergisst man die Sorgen, ist man sie los; fährt man nach Übersee, schlägt man beide Fliegen mit einer Klappe. Versuchen Sie’s mal mit meiner Verschreibung!
    Wir alle sehen Leute gern seekrank, wenn wir selbst es nicht sind.
    Erst wenn er ins Ausland fährt, wird der freundliche Leser erfahren, zu welch ausgewachsenem Esel er werden kann.Die Verdammnis hole alle Fremdenführer!
    Ich würde niemals ohne Fremdenführer reisen, solange ich glaube, mir den Tarif leisten zu können, denn ein guter Fremdenführer ist eine Annehmlichkeit, deren Wert man gar nicht in Dollar und Cent abschätzen kann. Ohne ihn ist das Reisen eine bittere, zermürbende Sache, ein Fegefeuer kleiner, aufreizender Verdrießlichkeiten, eine unaufhörliche und unbarmherzige Strafe – ich meine für einen reizbaren Menschen, der kein Organisationstalent besitzt und den Einzelheiten verwirren.
    Ohne Fremdenführer bietet das Reisen nirgends einen Freudenschimmer; aber mit einem ist es eine unaufhörliche, ungetrübte Wonne. Er ist stets erreichbar, braucht nie geholt zu werden; wenn man auf dein Klingeln nicht sofort kommt – und das tut man selten –, brauchst du bloß die Tür zu öffnen und zu sprechen, der

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