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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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achtundsiebzig sein. Ich akzeptiere das, auch wenn ich mir wahrlich ein anderes Ende vorgestellt habe." Anna schwieg kurz betroffen, atmete tief ein und fuhr fort: "Ich habe nur eine Bitte an dich und Stella: Redet miteinander; vereint euch. Begrabt euren Groll und gebt mir noch ein paar schöne Wochen! Mehr verlange ich nicht!"
    "Und dennoch ist es viel, was du verlangst", sagte Erwin leise.
    "Ich weiß, aber wenn ich eines in meinem Leben gelernt habe, dann zu verzeihen. Verzeihe Stella und sie wird dir verzeihen."
    "Ich glaube nicht, dass ..."
    "Versuch es. Bitte!," fügte sie flehentlich hinzu. "Haltet zusammen und lasst mich in Würde sterben! Bitte!" Tränen glitzerten in ihren Augen. Mit beiden Händen umklammerte sie Erwins Unterarme. "Ich muss mich auf euch verlassen können, denn ich habe einen Wunsch: Ich will zu Hause sein, wenn ich sterbe." Anna brach ab. Ihr Kinn zitterte ein wenig. Es kostete sie Mühe, so offen mit Erwin zu sprechen.
    "Hast du mit Stella schon darüber gesprochen?"
    "Ja."
    "Was sagt sie?"
    "Sie wird mich unterstützen."
    Erwin nickte, dann nahm er Annas kleine Hand in die seine. "Du kannst dich auf mich verlassen."
    Anna lächelte dankbar, dann schloss sie die Augen und schlief erschöpft ein.
     
     
    Jonathan
     
    Die Cafeteria im Erdgeschoss war hell eingerichtet, und bodentiefe Fenster ließen viel Licht in den großen Raum. Die Aussicht auf die Straße und auf die Rettungszufahrt zum Gelände war zwar wenig einladend, aber dafür gab es im Café viele Pflanzen, bunte Bilder und stilvolle Lampen, die auch am Tage eingeschaltet waren.
    Jonathan ließ seinen Blick über die Bilder schweifen. Überwiegend wirr gemalte grelle Farbflecken, die in seinen Augen nichts ergaben. Umso mehr wunderte es ihn, dass zum Teil mehr als zweihundert Euro auf den Preisschildern am Rahmen angegeben waren. Kunst würde er wohl nie verstehen. Wer gab schon so viel Geld für so ein Zeug aus? Er schüttelte den Kopf.
    "Hörst du mir überhaupt zu?"
    "Hm? Entschuldige, was hast du gesagt?" Er sah von seiner Cola auf.
    "Ich wollte wissen, ob du etwas zu essen willst? Ich werde mir einen Toast bestellen. Magst du auch einen?"
    Jonathan schüttelte den Kopf. "Nein, danke", sagte er.
    Stella winkte einen Kellner herbei und bestellte. Als dieser mit der Speisekarte wieder davongeeilt war, wandte sie sich Jonathan zu. "Wir müssen reden", sagte sie.
    "Worüber?"
    "Ich werde wohl doch länger bei Oma bleiben als geplant."
    "Wie lange?" Jonathan war mulmig zumute. Das Gespräch lief in eine unangenehme Richtung. Er hatte gedacht, er müsse nur ein paar Tage bei seiner Oma aushalten. Nun schien sein Zwangsaufenthalt allerdings länger zu werden.
    "Ich werde mir unbezahlten Urlaub nehmen und die nächsten Wochen bei Oma bleiben. Oder Monate, je nachdem."
    Jonathan schluckte. Das Gespräch lief in eine sehr, sehr unangenehme Richtung.
    Stella blickte auf ihren Kaffee und rührte gedankenverloren um. Sie fuhr fort: "Oma hat nicht mehr viel Zeit. Der Krebs wütet in ihrem Körper und sie braucht starke Medikamente, um mit den Schmerzen klar zu kommen. Und da es ihr Wunsch ist, zu Hause sein zu können, werde ich ihr helfen, so gut es geht." Sie brach ab, legte den Löffel auf die Untertasse und sah zu Jonathan. "Dabei brauche ich deine Unterstützung."
    "Wieso?" Jonathan blickte skeptisch. Ihm war das alles nicht geheuer. Am liebsten wäre er jetzt einfach nur zu Hause in seinem Zimmer, um Musik zu hören und nichts zu tun. Soll doch seine Mutter die Krankenschwester spielen und ihn in Ruhe lassen!
    "Du musst für mich ein paar Dinge erledigen. Einkaufen, Besorgungen machen und so. Oma wird immer wieder neue Medikamente brauchen. Ich brauche jemanden, auf den ich mich verlassen kann und der mir und Oma hilft."
    "Und da hast du an mich gedacht, oder wie?"
    Stella nickte langsam.
    Jonathan überlegte. Ihm widerstrebte es, für seine Mutter den Kurierdienst zu übernehmen, andererseits ... "Aber nur unter einer Bedingung!"
    Stella lehnte sich zurück. Sie wirkte erleichtert.
    "Ich will zu Hause schlafen. Ich komme von mir aus jeden Tag vorbei und erledige den Einkauf und so, aber ich halte diese Couch keine weitere Nacht aus!" Jonathan verschränkte die Arme und lehnte sich ebenfalls zurück. So musterten sich Mutter und Sohn minutenlang.
    "Einverstanden." Stella beugte sich wieder nach vorn und stützte die Ellbogen auf den Tisch. "Es kommen aber keine Freunde, es gibt keine Partys und du hältst das Haus sauber!"

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