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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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der Ferne konnte man Hügel und Berge erkennen. Es war eine schöne Aussicht.
    "Ich begleite Sie nach oben zu meiner Mutter."
    Erwin wurde aus den Gedanken gerissen. Er hatte aus dem Fenster gesehen und gar nicht mehr zugehört.
    "Kommen Sie mit, Herr Lukas?"
    Erwin schüttelte den Kopf. Er sah auf die Uhr. "Nein. Ich werde mich auf den Weg machen. Es hat mich sehr gefreut, Herr Doktor." Er schüttelte Dr. Werneck die Hand. "Auf Wiedersehen!"
    Er warf einen Blick auf Stella, wollte sich verabschieden, doch sie stand schon an der Treppe und würdigte ihn keines Blickes mehr.
     
    Gabriela lauschte der Erzählung von Erwin. Sie konnte es gar nicht glauben, was sie hörte.
    "Ihr habt gemeinsam den Zaun niedergerissen?"
    "Mhm. Den kompletten von oben bis unten." Er nahm einen Bissen. Gabriela hatte ihm Reste vom Mittagessen aufgewärmt. Er hatte einen Bärenhunger und schaufelte kräftig in sich hinein.
    "Ganz plötzlich? Auf einmal kam ihr der Gedanke? Einfach so?" Gabriela schüttelte ungläubig den Kopf.
    Er nickte mit vollem Mund.
    "Und wie geht es ihr jetzt?"
    "Sie hat sich hingelegt. Sie war ganz schön erschöpft, obwohl ja eigentlich wir die Arbeit gemacht haben. Dr. Werneck ist jetzt bei ihr."
    "Wieso bist du nicht noch geblieben?"
    Erwin hielt kurz inne. "Weißt du, am Nachmittag, im Garten, da war alles so harmonisch. Als ob zwischen Stella und mir nie etwas gewesen wäre. Durch die Arbeit konnten wir für einen kurzen Moment einfach vergessen. Später, als wir mit Dr. Werneck in der Küche saßen, da war wieder diese Distanz zu spüren. Ich dachte, wenn ich gleich gehe, dann behalte ich vielleicht etwas von der Harmonie von zuvor." Er brach ab. "Hört sich eigenartig an, oder?"
    Gabriela hob ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. Sie lächelte. "Nein, ganz und gar nicht. Es hört sich schön an. Vielleicht schafft ihr es ja doch noch, zueinander zu finden."
     
     
    Anna
     
    Der Schlaf tat gut. Ihre Kräfte hatten stark nachgelassen, dennoch wollte sie bis zum Schluss bei Erwin und Stella dabei sein. Recht viel länger hätte sie sich jedoch nicht auf den Beinen halten können. Sie war müde geworden. Nicht nur körperlich, sondern auch innen drinnen. Sie konnte es sich selbst nicht genau erklären.
    Der Anblick des veränderten Gartens war atemberaubend gewesen. Erst als die Hecke weg gewesen war, hatte sie gemerkt, wie beengt der Garten eigentlich all die Jahre war. Um wie viel freier er nun wirkte.
    "Das hast du gut gemacht, Schwesterchen." Justus war unbemerkt hinter sie getreten. "Ich bin wirklich stolz auf dich."
    Er blickte sie ernst an, ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er wirkte größer. Und reifer. Wie konnte das sein?
    "Wie gefällt es dir?"
    Sie dachte nach. "Gut", sagte sie schließlich. "Es sieht gut aus." Und wieder sah sie auf die Weite hinter dem Bach.
    "Man fühlt sich viel freier, oder?"
    Sie nickte. Es war tatsächlich so, als hätte sie sich von einer Last befreit. Einer Last, die sie Jahrzehnte lang mit sich herumgeschleppt hatte.
    "Man fühlt sich viel besser, oder?" Justus war ganz nahe an sie herangetreten.
    Sie nickte wieder. Ihr Blick war auf den Bach und der unendlich scheinenden Weite dahinter gerichtet.
    "Du weißt es jetzt, nicht?"
    Stille.
    "Ja, ich weiß es jetzt", flüsterte sie dann. "Es war nicht meine Schuld."
    Eine Träne rann über ihre Wange. Sie lächelte.
     
     
    Stella
     
    Anna schlief viel. Dr. Schreiber hatte gemeint, das wäre normal und würde ihr gut tun. Die Morphine waren schon hoch dosiert. Sie würde sich wohl schon bald Stufe drei nähern.
    "Was bedeutet das?", hatte Stella Dr. Werneck gefragt, als sie nebeneinander bei der schlafenden Anna gesessen hatten.
    "Das heißt, dass sie bald hochpotente Opiate braucht."
    "Stärkeres Morphium?"
    Dr. Werneck hatte stumm genickt und zaghaft mit einer Hand ihre Schulter berührt.
    Als Stella wieder alleine war, betrachtete sie das Gesicht ihrer schlafenden Mutter. Die Augen lagen in tiefen Höhlen, die Wangen waren eingefallen. Und doch sah sie friedlich aus. So krank und doch so friedlich. Stella war traurig. Sie musste sich wohl den Tatsachen stellen. Es ging Anna immer schlechter und die Zeit wurde immer weniger.
    "Justus", flüsterte Anna leise. Sie hielt die Augen geschlossen, die Lider flackerten leicht.
    Stella richtete sich auf und wollte Annas Hand nehmen, doch im letzten Moment hielt sie sich zurück. Anna schien noch zu schlafen. Es war wohl ein Traum.
    Doch wer war Justus? Zum dritten Mal

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