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Lavendel und Blütenstaub

Lavendel und Blütenstaub

Titel: Lavendel und Blütenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Habersatter
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hatte ihn Anna erwähnt, immer im Schlaf oder beim Aufwachen. Stella hatte das Gefühl, dass der Name eine Bedeutung hatte, doch ihr fiel nichts ein. Kannte sie jemanden mit Namen Justus?
    Das Telefon läutete. Es klingelte laut, damit man es auch bis nach oben in den ersten Stock hören konnte.
    Sie erhob sich schnell, um ranzugehen.
    "Hallo?", sagte sie atemlos.
    "Ähm ... hallo? Bin ich hier bei Lukas?"
    "Ja, hier ist Stella. Wer spricht da?"
    Die Stimme räusperte sich. "Hier ist Sybille."
    Stella dachte nach. Der Name kam ihr bekannt vor.
    "Ich wollte Jonathan sprechen. Ist er irgendwie erreichbar?"
    War das nicht Sybille von Frau Huber? "Er ist nicht da, soll ich dir die Nummer geben?"
    "Ja, bitte", klang die Stimme erleichtert.
    Stella gab Sybille die Nummer, verabschiedete sich und legte auf.
    Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, war Anna wach. Sie hatte die Augen geöffnet und blickte mit klarem Blick ihre Tochter an.
    "Hallo Sternchen", sagte sie.
    Stella setzte sich zu ihr ans Bett. "Wie geht es dir?"
    "Gut, gut."
    "Möchtest du etwas trinken?"
    "Ja, aber ich kann selber aufstehen. Hilfst du mir?"
    Stella hatte mittlerweile gelernt, dass Anna verschiedene Verfassungen haben konnte. Wenn sie in der Phase war, dass sie schlafen und Ruhe haben wollte, dann zog sich Stella zurück. Wenn Anna aufstehen und aktiv sein wollte, dann versuchte Stella sie so gut es ging zu unterstützen.
    Erni hatte ihr eingeschärft, ihre Mutter psychisch immer dort abzuholen, wo sie sich befand. Widersprüchlichkeiten sollte sie ignorieren, egal wie diffus ihre Forderungen oder Ausflüche waren.
    In der Küche setzte sich Anna an den Tisch, Stella stellte Tee auf und nahm neben ihr Platz.
    "Mama, darf ich dich etwas fragen?"
    "Aber natürlich, Sternchen."
    Stella lächelte. Nun war sie schon achtundvierzig Jahre alt, und trotzdem nannte sie ihre Mutter noch beim Kosenamen.
    "Als du geschlafen hast, da ..." Sie sah auf ihre Hände.
    "Ja?"
    "... da hast du einen Namen gesagt." Sie blickte Anna an.
    "Welchen Namen?"
    "Justus."
    Anna starrte Stella an. Sie sagte nichts.
    "Du hast den Namen auch im Krankenhaus erwähnt. Wer ist Justus?"
    Anna schwieg noch immer und blickte aus dem Fenster in den Himmel. Sie wirkte abwesend.
    Stella stand auf und holte den Tee. Sie wollte ihre Mutter nicht drängen. Die Bande zwischen Mutter und Tochter waren stark. Sie spürte, dass der Name etwas zu bedeuten hatte.
    "Justus ist dein Onkel", sagte Anna schließlich mit leiser Stimme, den Blick immer noch auf einen fernen Punkt gerichtet.
    "Mein Onkel?", fragte Stella ungläubig.
    "Ja, er ist dein Onkel. Er starb mit sechs Jahren." Anna brach ab, wandte den Kopf zu Stella und sprach stockend weiter. "Ich habe nie von ihm gesprochen. Auch dein Vater kannte ihn nicht. Ich denke aber, dass er es dennoch wusste." Sie holte tief Luft. "Justus starb, als ich mit ihm Verstecken gespielt hatte. Er versteckte sich beim Fluss auf einem Felsen und fiel ins Wasser. Ich hörte das Klatschen, aber ich konnte ihn nicht mehr erreichen. Der Fluss trug ihn fort. Erst drei Tage später fand man ihn."
    "Aber Mama! Das ist ja schrecklich!" Stella setzte sich zu Anna und nahm ihre Hand.
    "Deshalb war auch der Zaun im Garten. Ich wollte den Bach fernhalten." Sie sah wieder aus dem Fenster.
    Stella folgte ihrem Blick. "Deshalb fuhren wir nie an den See."
    Anna nickte. "Ja. Ich wollte nicht, dass euch etwas geschieht. Zu groß war die Angst und zu groß war die Schuld."
    "Aber du hattest doch nicht Schuld, oder?"
    Anna sah zu Stella, sah tief in ihre blauen Augen. "Nein, Sternchen, hatte ich nicht." Sie drückte ihre Hand. "Aber das weiß ich erst seit gestern."
    Und wieder verlor sich der Blick nach draußen. Dorthin, wo die Hecke gestanden hatte und nun sichtbar das Bächlein vorbeifloss.
     
     
    Jonathan
     
    Sie hatte ihn angerufen! Er konnte sein Glück kaum fassen und suchte seit einer Stunde nach dem blauen T-Shirt, dass ihm so gut stand und seine Muskeln betonte. Es waren zwar nicht viel, aber immerhin.
    Zwei Stunden hatten sie geredet. Er hatte ihre Stimme genossen, ihr Lachen, ihr neckisches Kichern. Dann hatten sie sich für das Wochenende verabredet.
    "Hast du Lust auf Kino?", hatte Sybille gefragt.
    Ja, hatte er.
    Stella ließ schon seit zwei Tagen nichts von sich hören. Von Aurelia wusste er, dass sie und Erwin fast jeden Tag bei Oma waren. Ihr ging es mal besser, mal schlechter. Gemeinsam mit Erni wechselten sie sich bei Anna ab.
    Jonathan traute dem Frieden

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