Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
ist nie die gleiche Adresse«, erzählte Huggett. »Normalerweise ist es ein Warenhaus, irgendwo in der Nähe des Flusses, doch es ist nie das gleiche Warenhaus.«
»Und wie bezahlen Sie dafür?«, wollte Tobias wissen.
»Das versuche ich Ihnen ja gerade zu erklären, Sir.« Huggett wand sich. »Ich bezahle sie gar nicht. Die Vereinbarung ist, dass ich sie umsonst bekomme, unter der Bedingung, dass ich sie öffentlich ausstelle.«
Tobias deutete auf die Ansammlung von Figuren. »Welche von diesen war die Letzte, die Sie bekommen haben?«
»Die da.« Mit einem zitternden Finger deutete Huggett auf die Figuren in der Nähe. »Ich habe vor vier Monaten eine Botschaft bekommen, in der es hieß, dass sie fertig waren.«
Lavinia blickte auf die Figur der Frau, erstarrt in dunklem, ekstatischem Entsetzen, und ein Schauer rann ihr über den Rücken.
»Und es hat keine neuen Botschaften von dem Künstler gegeben?«, fragte Tobias.
»Nein«, versicherte ihm Huggett. »Keine.«
Tobias warf ihm einen kalten Blick zu. »Sollten Sie eine weitere Nachricht von dem Künstler bekommen, dann werden Sie mich sofort benachrichtigen. Haben Sie verstanden?«
»Ja, ja«, krächzte Huggett. »Sofort.«
»Ich warne Sie, es geht in dieser Sache um Mord.«
»Ich möchte keinen Anteil an einem Mord haben«, versicherte ihm Huggett. »Ich bin nur ein unschuldiger Geschäftsmann, der versucht, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.«
Lavinia und Mrs. Vaughn warfen einander einen Blick zu. »Sie haben gesagt, dass ein Künstler mit diesen Fähigkeiten sich wünscht, dass seine Arbeiten öffentlich ausgestellt werden.«
Mrs. Vaughn nickte. »Das ist nur natürlich. Offensichtlich ist dieser Künstler nicht dazu gezwungen, einen Profit mit seinen Werken zu machen.«
»Wir suchen also nach einer Person, die gewisse finanzielle Mittel besitzt«, meinte Tobias.
»Das würde ich sagen.« Mrs. Vaughn blickte nachdenklich vor sich hin. »Nur jemand, der noch eine andere Einkommensquelle besitzt, kann es sich leisten, so große und gut gearbeitete Wachsarbeiten einfach kostenlos abzugeben.«
»Eine letzte Frage noch, wenn Sie so freundlich sein würden«, bat Lavinia.
»Natürlich, meine Liebe.« Mrs. Vaughn strahlte. »Das macht mir überhaupt nichts aus. In der Tat war es für mich eine sehr interessante Erfahrung.«
»Glauben Sie, dass der Künstler, der diese Wachsarbeiten geschaffen hat, der gleiche sein könnte, der die Todesdrohung gemacht hat, die ich Ihnen gezeigt habe?«
Mrs. Vaughn blickte zu dem gequälten Gesicht der Figur in ihrer Nähe. Ein Schatten fiel über ihr Gesicht.
»Oh ja«, flüsterte sie. »Ja, in der Tat. Ich denke, es ist sehr gut möglich, dass die beiden Künstler die gleichen sind.«
Tobias lehnte sich gegen einen der steinernen Pfeiler, die das Dach der kunstvoll entworfenen gotischen Ruine hielten, und blickte hinaus in den überwucherten Garten.
Die Ruine war vor einigen Jahren errichtet worden. Der Architekt hatte zweifellos die Absicht gehabt, eine anmutige Ergänzung zu dieser abgelegenen Gegend des großen Parks zu schaffen. Einen Ort der friedlichen Einkehr in der beruhigenden Stille der Natur.
Doch dieser Teil des ausgedehnten Parks war in der Öffentlichkeit nie sehr beliebt gewesen. Als Ergebnis davon waren die Ruine, die sie umgebende Hecke und die Gärten verwildert. Die unkontrollierte Natur war wild gewuchert und hatte einen natürlichen Schleier geschaffen, der die Ruine vor den Blicken eines jeden schützte, der vielleicht zufällig in diesen isolierten Teil des Parks spazierte.
Tobias war vor langer Zeit über diese versteckte Ruine gestolpert. Er kam manchmal hierher, wenn er über etwas nachdenken wollte, ohne dabei abgelenkt zu werden. Dies war das erste Mal, dass er jemand anderen an diesen Ort mitgebracht hatte, den er als seinen persönlichen Rückzugsort ansah.
Es hatte seit einiger Zeit aufgehört zu regnen, doch die Bäume tropften noch. Die Mietkutsche, die sie erwischt hatten, nachdem sie Huggetts Museum verlassen hatten, wartete auf einem Weg in einem anderen Teil des Parks.
Wenigstens hoffte er, dass sie dort wartete. Der Gedanke, den ganzen Weg zurück zu Lavinias Haus zu Fuß gehen zu müssen, gefiel ihm gar nicht. Sein Bein schmerzte heute.
»Wir haben einige scheinbar unzusammenhängende Dinge hier«, meinte er. »Die Todesfälle oder das Verschwinden einiger von Nevilles Geliebten, die Wachsarbeiten und die Gerüchte um den Krieg, der angeblich über das
Weitere Kostenlose Bücher