Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
würde.«
»Du hast eine Gabe, zu untertreiben, Emeline. Es wäre mehr als nur unangenehm. Es würde meine neue Karriere vollkommen zerstören, ganz zu schweigen von deinen Möglichkeiten, die Saison in diesem Jahr zu genießen.«
»Da wir gerade von deiner Karriere sprechen, hast du eigentlich gestern Abend Mr March gegenüber deinen neuen Beruf erwähnt?«
»Natürlich nicht. Warum sollte ich das wohl tun?«
»Ich habe mich nur gefragt, ob du in der intimen Umgebung, in der du dich mit Mr March befunden hast, vielleicht den Wunsch hattest, dich ihm anzuvertrauen.«
»Die Umgebung hatte absolut nichts Intimes. Um Himmels willen, Emeline, es lag ein Toter im gleichen Zimmer mit uns.«
»Ja, natürlich.«
»Unter solchen Umständen wird man nicht intim.«
»Ich verstehe.«
»Und überhaupt, das Letzte, was ich möchte, ist, auf irgendeine Art intim mit Mr March zu werden.«
»Du sprichst immer lauter, Tante Lavinia. Du weißt doch, was das zu bedeuten hat.«
Lavinia knallte mit aller Kraft die Tasse auf die Untertasse. »Es bedeutet, dass meine Nerven bis zum Äußersten angespannt sind.«
»In der Tat. Aber ich denke, dass du keine andere Wahl hast, als das zu tun, was Mr March vorgeschlagen hat, und dass du dich in der Suche nach dem Tagebuch mit ihm zusammentust.«
»Nichts kann mich davon überzeugen, dass es vernünftig wäre, eine Partnerschaft mit diesem Mann einzugehen.«
»Beruhige dich doch«, bat Emeline sanft. »Du lässt deine persönlichen Gefühle für Mr March dein gesundes Urteilsvermögen beeinflussen.«
»Denke an meine Worte, Tobias March spielt wieder einmal sein eigenes, hinterhältiges Spiel, genau wie beim letzten Mal, als wir das Pech hatten, ihm zu begegnen.«
»Und was für ein Spiel sollte das sein?«, fragte Emeline und zeigte die ersten Anzeichen einer Verärgerung.
Lavinia dachte einen Augenblick lang über diese Frage nach. »Es ist recht gut möglich, dass er aus den gleichen Gründen nach diesem Tagebuch sucht, aus dem Holton Felix es haben wollte. Zum Zwecke der Erpressung.«
Emelines Löffel fiel mit einem Klirren auf die Untertasse. »Du willst doch wohl nicht behaupten, dass Mr March vorhat, ein Erpresser zu werden. Ich weigere mich zu glauben, dass er mit einer Kreatur wie Holton Felix etwas Gemeinsames hat.«
»Wir wissen doch gar nichts über Tobias March.« Lavinia legte beide Hände auf den Tisch und stand auf. »Wer kann schon wissen, was er tun würde, wenn er dieses Tagebuch in seinem Besitz hat?«
Emeline sagte nichts.
Lavinia verschränkte die Hände hinter dem Rücken und begann, um den Tisch herum zu gehen.
Emeline seufzte. »Also gut, ich kann dir keinen Grund dafür nennen, warum du Mr March vertrauen solltest, außer der Tatsache, dass er sich darum gekümmert hat, dass wir nach der Katastrophe in Rom sicher nach England zurückgekommen sind. Das muss ihn damals ein kleines Vermögen gekostet haben.«
»Er wollte uns aus dem Weg haben. Auf alle Fälle bezweifle ich sehr, dass Mr March die Kosten für diese Reise bezahlt hat. Ich bin ganz sicher, er hat die Rechnung dafür an seinen Klienten geschickt.«
»Vielleicht, aber ich bin dennoch davon überzeugt, dass du in der ganzen Sache keine andere Wahl hast. Sicher ist es besser, mit ihm zusammenzuarbeiten, als ihn zu ignorieren. Immerhin erfährst du auf diese Weise, was er herausgefunden hat.«
»Und umgekehrt genauso.«
Emelines Gesicht spannte sich an. Eine für sie ganz uncharakteristische Angst flackerte in ihren Augen auf. »Hast du etwa einen noch schlaueren Plan?«
»Das weiß ich noch nicht.« Lavinia blieb stehen und griff in die Tasche ihres Kleides. Sie holte den Zettel daraus hervor, der aus dem Buch Erziehung einer Lady gefallen war. Sie betrachtete die Adresse, die auf dem Zettel stand. »Aber ich habe vor, es herauszufinden.«
»Was hast du denn da?«
»Einen kleinen Hinweis, der vielleicht ins Leere führt.« Sie steckte die Adresse zurück in ihre Tasche. »Doch wenn das der Fall ist, kann ich noch immer über die Vorzüge einer Partnerschaft mit Tobias March nachdenken.«
»Sie hat etwas Wichtiges in diesem Schlafzimmer gefunden.« Tobias stand von dem Stuhl auf und ging um den großen Schreibtisch herum. Er lehnte sich zurück und stützte sich auf beiden Seiten mit den Händen ab. »Ich weiß, dass es so ist. Ich habe es gleich gefühlt. Es lag so etwas in dem außerordentlich unschuldigen Blick ihrer Augen. Ein recht ungewöhnlicher Ausdruck für diese Frau.«
Sein
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