Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
und unberechenbare Laune war an der Haltung seiner Schultern noch zu sehen. Lavinia sagte sich, dass die Tatsache, dass er nichts mehr von dümmlichen Idioten gesagt hatte, ein gutes Zeichen war.
Als sich die Tür wieder hinter Mrs. Chilton geschlossen hatte, nahm Lavinia einen kräftigenden Schluck Tee und stellte dann ihre Tasse vorsichtig wieder ab.
Die große Uhr tickte laut in der Stille.
»Wir wollen ganz am Anfang beginnen«, erklärte Tobias mit ausdrucksloser Stimme. »Was genau haben Sie Mrs. Dove gesagt?«
»Ich war sehr aufrichtig zu ihr.«
»Verdammte Hölle.«
Lavinia räusperte sich. »Ich habe ihr nur gesagt, dass ich das Opfer einer Erpressung bin, dass ich den Erpresser gefunden habe und weiß, wo er wohnt. Doch als ich in seine Wohnung kam, musste ich feststellen, dass schon jemand vor mir da gewesen war. Ich habe ihr erklärt, dass das Tagebuch, das Holton Felix in seinen Erpresserbriefen erwähnt hatte, nicht mehr da war und dass ich ihre Adresse gefunden hatte, in einem abscheulichen Buch in seinem Schlafzimmer.«
Tobias wandte sich schnell zu ihr. »Das war es also, was Sie in seinem Zimmer entdeckt haben. Ich wusste doch, dass Sie etwas gefunden hatten. Verdammt, warum haben Sie mir das denn nicht gesagt?«
»Mr March, wenn Sie bei jedem Schritt auf unserem Weg mit mir schimpfen wollen, dann werden wir keine großen Fortschritte machen.«
Er biss die Zähne zusammen, doch er widersprach ihr nicht. »Weiter.«
»Leider ist das alles, was ich zu erzählen habe. Sie hat nicht zugegeben, dass sie etwas von der Erpressung weiß, doch ich bin davon überzeugt, dass sie eines von Felix' Opfern war. Ich habe ihr angeboten, sie als Klientin anzunehmen. Sie hat sich geweigert.« Lavinia hob beide Hände. »Dann bin ich gegangen.« Es war nicht nötig zu erwähnen, dass sie das Haus verlassen hatte, weil ihr damit gedroht worden war, sie aus dem Haus zu werfen, fand sie.
»Haben Sie ihr gesagt, dass ich gestern Abend bei Ihnen war?«, fragte Tobias.
»Nein. Ich habe ihr nichts von Ihrer Verwicklung in die ganze Sache erzählt.«
Tobias dachte einen Augenblick lang schweigend über diese Information nach. Dann ging er zu einem kleinen Tisch neben dem großen Sessel und nahm seine Tasse und die Untertasse in die Hand. »Sie ist Witwe, sagten Sie?«
Ja. Eine der Kinderfrauen im Park hat mir erzählt, dass ihr Mann vor ungefähr einem Jahr gestorben ist, kurz nachdem die Verlobung ihrer Tochter auf einem großartigen Ball angekündigt worden ist.«
Tobias, der gerade die Tasse auf die Untertasse zurückstellen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne. Seine Augen blitzten interessiert. »Hat die Kinderfrau auch gesagt, wie er gestorben ist?«
»Er muss ganz plötzlich erkrankt sein, während er eine seiner Besitzungen besuchte, glaube ich. Ich habe sie nicht nach Einzelheiten befragt.«
»Verstehe.« Nachdenklich stellte Tobias die Tasse auf die Untertasse zurück. »Sie sagen, sie hat nicht zugegeben, dass sie erpresst wurde?«
»Nein.« Lavinia zögerte. »Sie hat nicht wirklich gesagt, dass sie Erpresserbriefe bekommen hat. Aber ihr Verhalten hat mich davon überzeugt, dass sie sehr genau wusste, wovon ich sprach. Ich glaube, dass sie sehr verzweifelt ist, und ich wäre nicht überrascht, schon sehr bald von ihr zu hören.«
Hewlett-Packard
6. Kapitel
Es war noch früh, als Tobias ein wenig später an diesem Tag in seinen Club ging. Die gedämpfte Atmosphäre wurde nur vom vereinzelten Rascheln der Zeitungen gestört, von den Tassen, die leise klirrten, wenn sie auf die Untertassen zurückgestellt wurden, und vom Klirren einer Flasche gegen ein Glas. Die meisten Köpfe, die man über den hohen Lehnen der Sessel erkennen konnte, waren grauhaarig.
Zu dieser Stunde waren die meisten der Anwesenden in einem Alter, in dem ein Mann mehr Interesse an Whist und an den Aktien zeigte als an Geliebten und der Mode. Die jüngeren Clubmitglieder waren entweder damit beschäftigt, bei Mantons mit Pistolen auf Ziele zu schießen, oder sie besuchten ihren Schneider.
Ihre Frauen und ihre Geliebten waren zweifellos mit Einkäufen beschäftigt, überlegte Tobias. Beide Sorten Damen suchten häufig die gleichen Schneiderinnen und Putzmacherinnen auf. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Frau eines Gentlemans plötzlich seiner Geliebten an einem Ballen Stoff gegenüberstand. In einem solchen Fall erwartete man natürlich von der Ehefrau, diesen Vorfall zu ignorieren.
Doch wenn die fragliche Ehefrau
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