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Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen

Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen

Titel: Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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einem kleinen Haus unter. Für ein paar Monate ging alles gut.
    In meiner Naivität habe ich geglaubt, dass er mich heiraten würde.« Joan verzog den Mund. »Ich entdeckte meinen Fehler, als ich erfuhr, dass er die Absicht hatte, eine reiche Erbin zu heiraten. Er hatte nie vorgehabt, mich zu heiraten.« Lavinia ballte die Hand zur Faust. »Ein schrecklicher Mann.«
    »Ja«, stimmte Joan ihr zu. »Sicher. Aber es ist doch wohl eher eine gewöhnliche Geschichte. Am Ende hat er mich natürlich fallen lassen. Ich war verzweifelt und ohne Mittel. Er hörte auf, meine Miete zu bezahlen. Ich wusste, dass ich am Ende des Monats mein Haus würde verlassen müssen. Mein Geliebter hatte mir während unserer Affäre gar nichts gegeben, das ich verpfänden oder verkaufen konnte, und ich hatte nicht daran gedacht, etwas anderes als Versprechen von ihm zu fordern. Ich konnte keine neue Stelle als Gouvernante antreten, weil ich keine Referenzen hatte.«
    »Und was haben Sie getan?«, fragte Lavinia leise.
    Joan blickte auf und sah an ihr vorbei zum Fenster, als gäbe es etwas in dem stetigen Regen, das sie faszinierte. »Es fällt mir schwer, jetzt noch einmal daran zu denken«, sprach sie leise weiter. »Doch damals war ich sehr bedrückt. Eine ganze Woche lang ging ich jeden Abend zum Fluss und dachte darüber nach, diesen Albtraum zu beenden. Doch in jeder Nacht ging ich vor der Morgendämmerung wieder nach Hause. Ich denke, man könnte sagen, dass mir der Mut fehlte.«
    »Ganz im Gegenteil«, erklärte Lavinia fest. »Sie haben eine bemerkenswerte Kraft gezeigt, als Sie dem Fluss widerstanden haben. Wenn man so sehr am Boden ist, dann kann man sich manchmal nicht vorstellen, auch nur noch einen Tag weiterzuleben, geschweige denn ein ganzes Leben lang.«
    Sie fühlte, dass Tobias' Blicke sich auf sie richteten, doch sie sah ihn nicht an.
    Joan warf ihr einen schnellen, unergründlichen Blick zu, dann sah sie wieder in den Regen. »In einer Nacht, als ich vom Fluss zurückkam, fand ich Fielding Dove vor der Tür meines Hauses, wo er auf mich gewartet hatte. Ich hatte ihn einige Male gesehen, als ich noch mit meinem Geliebten zusammen gewesen war, doch ich kannte ihn nicht sehr gut. Er machte deutlich, dass er daran interessiert war, eine Beziehung mit mir einzugehen. Er sagte, er würde meine Miete bezahlen, und ich sollte mir darüber keine Sorgen mehr machen.« Joan lächelte traurig. »Ich verstand, dass er die Absicht hatte, mein neuer Beschützer zu werden.«
    »Und was haben Sie getan?«, fragte Lavinia.
    »Ich kann es jetzt kaum verstehen, aber ich fand plötzlich meinen Stolz wieder. Ich sagte ihm, dass ich nicht die Absicht hatte, mir einen neuen Geliebten zuzulegen, aber ich wäre ihm wirklich dankbar dafür, wenn er mir etwas Geld leihen könnte. Ich versprach ihm, es ihm so bald wie möglich zurückzuzahlen. Zu meinem Erstaunen nickte er nur und fragte mich, wie ich meine Mittel denn nutzen wollte.« Tobias setzte sich etwas steif in einen Sessel. »Dove hat Ihnen Geld gegeben?«
    »Ja.« Joan lächelte wehmütig. »Und auch einigen Rat, wie ich es investieren sollte. Ich investierte das Geld in eine Immobilienfirma, die er mir empfahl. Wir haben uns oft getroffen und geredet, während die Häuser und Geschäfte gebaut wurden. Ich habe Fielding schließlich als Freund gesehen. Als die Bauten dann einige Monate später verkauft wurden, bekam ich für mein Geld ein Vermögen, wenigstens empfand ich das damals so. Ich habe Fielding sofort eine Nachricht geschickt und ihm gesagt, dass ich jetzt in der Lage sei, ihm sein Geld zurückzuzahlen.«
    »Und was hat er geantwortet?«, wollte Lavinia wissen.
    »Er hat mir einen Besuch abgestattet und mich gebeten, ihn zu heiraten.« Joans Augen waren überschattet von Erinnerungen. »Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich natürlich schon sehr in ihn verliebt. Ich habe sein Angebot angenommen.«
    Lavinia fühlte, wie ihre Augen feucht wurden. Sie schnüffelte, in dem vergeblichen Versuch, die Tränen zurückzudrängen, die über ihre Wangen rannen. Tobias und Joan sahen sie an.
    »Verzeihen Sie mir, Mrs. Dove, aber Ihre Geschichte geht mir sehr nahe«, entschuldigte sich Lavinia.
    Sie zog ein Taschentuch aus der Tasche und trocknete schnell ihre Tränen. Als sie damit fertig war, schnäuzte sie sich so diskret wie möglich.
    Sie senkte das kleine, bestickte Leinentaschentuch und sah, dass Tobias sie mit einem spöttischen Blitzen in seinen Augen ansah. Sie warf ihm einen verächtlichen

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