Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
zu sein. »Wirklich, Mrs. Lake. Ich kann mir keine unverschämtere Frage vorstellen als die, warum ich erpresst werde.«
»Die Sache ist die, meine Nichte hat einige Einladungen erhalten, das verdanken wir Lady Wortham. Aber Emeline braucht neue Kleider, wenn sie mit Priscilla ausgeht. Ich frage mich, ob Sie wohl so freundlich sein und mir den Namen Ihrer Schneiderin geben würden.«
Sie konnte förmlich fühlen, wie Tobias den Blick zur Decke hob, doch sie besaß so viel Verstand, nichts zu sagen. Joan betrachtete Lavinia mit einem nachdenklichen Blick. »Madame Francesca ist sehr teuer.«
»Ja, nun ja, ich habe einen Plan, wie ich wenigstens eines oder zwei hübsche Kleider finanzieren kann.«
»Ich muss Ihnen leider sagen, dass sie neue Kundinnen nur auf Empfehlung annimmt.«
Lavinias Laune sank. »Ich verstehe.«
Joan ging zur Tür. »Es würde mich freuen, Ihnen eine solche Empfehlung geben zu dürfen.«
Sie zeigten die böse kleine Wachsarbeit kurze Zeit später Emeline.
»Ich an deiner Stelle würde mit Mrs. Vaughn in der Half Crescent Lane beginnen.« Emeline betrachtete das Bild mit einem besorgten Blick. »Sie ist die fähigste Künstlerin in London, die mit Wachs arbeitet.«
»Ich habe nie von ihr gehört«, meinte Lavinia.
»Wahrscheinlich deshalb, weil sie nicht viele Aufträge bekommt.«
»Warum denn nicht?«, fragte Tobias. Emeline blickte von der Wachsarbeit auf. »Das werden Sie verstehen, wenn Sie ihre Werke sehen.«
Hewlett-Packard
7. Kapitel
»Ich gratuliere Ihnen zu Ihrer Klientin.« Tobias räkelte sich auf dem Sitz der Kutsche. »Es ist immer ein angenehmes Gefühl, wenn man weiß, dass man irgendjemandem die Rechnung schicken kann, wenn man seine Nachforschungen einstellen kann.«
»Ich habe sie beinahe verloren, und das verdanke ich Ihnen.« Lavinia zog ihren praktischen wollenen Umhang ein wenig fester um ihre Schultern und versuchte so, die feuchte Kälte von sich fern zu halten. »Ich glaube, Sie hätten nicht unhöflicher sein können, selbst wenn Sie es versucht hätten.«
Er lächelte ein wenig. »Wenigstens habe ich sie nicht um den Namen ihrer Schneiderin gebeten.«
Lavinia ignorierte ihn. Angelegentlich sah sie aus dem Fenster der Kutsche.
London war heute ein Bild aus Grauschattierungen. Die Pflastersteine glänzten feucht unter einem tief hängenden Himmel. Der Regen hatte die meisten Menschen in die Häuser getrieben. Diejenigen, die dem Wetter trotzten, suchten Zuflucht in Kutschen oder liefen von Hauseingang zu Hauseingang. Die Kutscher kauerten sich auf ihren Sitzen zusammen, eingehüllt in Mäntel mit vielen Kragen, die Hüte über die Ohren gezogen.
»Möchten Sie einen Rat von mir?«, fragte Tobias sanft.
»Von Ihnen? Nicht unbedingt.«
»Dennoch werde ich Ihnen einige weise Worte sagen, die Sie befolgen sollten, falls Sie in Ihrem neuen Beruf weiter arbeiten wollen.«
Widerwillig richtete Lavinia ihre Aufmerksamkeit von der trüben Straße auf ihn. Immerhin war er ein Experte, rief sie sich ins Gedächtnis.
»Welchen Rat haben Sie denn für mich, Sir?«
»Es ist nie gut zu weinen, wenn ein Klient einem seine schlimme Geschichte erzählt. Es vermittelt dem Klienten den Eindruck, dass man glauben wird, was auch immer er einem erzählt. Meiner Erfahrung nach lügen Klienten sehr oft. Es gibt keinen Grund, sie mit Tränen auch noch dazu zu ermuntern.« Sie starrte ihn an. »Wollen Sie damit etwa behaupten, dass Mrs. Dove uns angelogen hat?«
Er zuckte mit den Schultern. »Klienten lügen immer. Wenn Sie diesen Beruf noch lange ausüben wollen, sollten Sie diese Tatsache berücksichtigen.«
Sie umklammerte den Aufschlag ihres Mantels. »Ich glaube keinen Augenblick, dass Mrs. Dove ihre Geschichte erfunden hat.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Sie hob das Kinn. »Ich habe ein sehr gutes Einfühlungsvermögen.«
Er sah belustigt aus. »Ich werde Ihnen das glauben.«
Er ärgert mich doch immer wieder, dachte sie.
»Erlauben Sie mir, Ihnen zu sagen, Sir, dass meine Eltern beide sehr fähige Anwender des Mesmerismus waren. Ich habe ihnen schon in sehr jungen Jahren assistiert. Nach ihrem Tod habe ich eine Zeit lang meinen Lebensunterhalt damit verdient, therapeutische Behandlungen durchzuführen. Einfühlungsvermögen ist eine Bedingung für Erfolg auf diesem Gebiet. In der Tat hat mein Vater mir bei den verschiedensten Gelegenheiten versichert, dass ich ein Tale nt für dieses Geschäft hätte.«
»Verdammte Hölle. Ich habe einen Anwender des
Weitere Kostenlose Bücher