Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Tobias in den Weg.
Misstrauen blitzte in ihren Augen auf. »Ich habe nie gesagt, dass ich bei den Befragungen nicht dabei sein möchte.«
Tobias lächelte. »Verzeihen Sie mir, Mrs. Lake, aber ich hatte den Eindruck, dass Sie heute wichtigere Dinge vorhaben.«
»Es gibt keinen Grund, warum wir nicht sowohl die Sache mit der Statue als auch die Befragungen erledigen können«, erklärte sie schnell. »Emeline hat vor, heute Nachmittag zusammen mit ihrer Freundin Priscilla Wortham einen Vortrag über ägyptische Antiquitäten anzuhören. Ich habe die Absicht, sie am Institut abzusetzen und dann zu Mr Tredlows Laden weiterzufahren, um mich dort um den Apollo zu kümmern. Wenn das erledigt ist, können Sie und ich mit den Befragungen weitermachen. Wenn wir damit fertig sind, werde ich zurück zum Institut fahren und Emeline abholen.«
Begeisterung blitzte in Anthonys Augen auf. »Es wäre mir eine große Freude, Sie und Ihre Freundin zu dem Vortrag zu begleiten, Miss Emeline. Ich interessiere mich wirklich sehr für ägyptische Antiquitäten.«
»Wirklich, Sir?« Emeline schwebte die Treppe hinunter und ging auf die Kutsche zu. »Haben Sie vielleicht zufällig Mr Mayhews letzten Artikel gelesen?«
»Ja, natürlich.« Anthony ging neben ihr her. »Meiner Meinung nach hat Mayhew einige interessante Tatsachen erwähnt, aber ich glaube nicht, dass er Recht hat mit seiner Deutung der Szenen, die auf den Wänden der Tempel aufgemalt waren, die er untersucht hat.«
»Ich stimme Ihnen zu.« Emeline trat einen Schritt zur Seite, damit er den Apollo in der Kutsche verstauen konnte. »Mir ist auch klar, dass die Hieroglyphen der Schlüssel zu allem sind. Bis jemand sie richtig übersetzen kann, werden wir nie die Bedeutung der Bilder verstehen.«
Anthony beugte sich in die Kutsche, um die Statue auf dem Boden zurechtzurücken. »Ein richtiges Verständnis des Rosetta-Steines ist unsere einzige Hoffnung.« Seine Stimme klang ein wenig gedämpft, weil er im Inneren der Kutsche stand. »Wie ich höre, macht Mr Young einigen Fortschritt in dieser Hinsicht.«
Lavinia betrachtete das Paar einen Augenblick lang, während sie sich über ägyptische Antiquitäten unterhielten. Ihre Augenbrauen zogen sich zu einer nachdenklichen Linie über ihrer hübschen Nase zusammen.
»Hmm«, war alles, was sie sagte.
»Ich kann für Anthonys Charakter bürgen«, versprach ihr Tobias leise. »Ich versichere Ihnen, Ihre Nichte ist in seiner Gesellschaft sicher.«
Sie räusperte sich. »Ich nehme nicht an, dass er ein Erbe zu erwarten hat? Vielleicht ein Besitz in Yorkshire oder so?«
»Nicht einmal eine kleine Kate in Dorset«, erklärte Tobias mit grimmigem Humor. »Anthonys Finanzen sind in einem ähnlichen Zustand wie die meinen.«
»Und was für ein Zustand ist das?«, fragte sie sehr vorsichtig. »Prekär. Genau wie Sie, Madam, muss auch ich mich darauf verlassen, Klienten zu gewinnen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anthony hilft mir gelegentlich.«
»Ich verstehe.«
»Also«, meinte Tobias. »Sollen wir weitermachen, oder haben Sie die Absicht, hier mitten auf der Straße stehen zu bleiben und mich den Rest des Nachmittags über meine Finanzen auszufragen?«
Lavinia nahm den Blick nicht von Emeline, die noch immer eine lebhafte Unterhaltung mit Anthony führte. Einige Sekunden lang glaubte Tobias sogar, dass sie seine Frage gar nicht gehört hatte. Doch als sie sich zu ihm umwandte, blitzte wieder stahlharte Entschlossenheit in ihren Augen auf.
»Ich möchte keinen Augenblick mehr an Ihre Finanzen verschwenden, Sir. Sie gehen mich nichts an. Ich muss mir über meine eigenen Finanzen Sorgen machen.«
»Ein sehr hübscher Apollo, Mrs. Lake.« Edmund Tredlow tätschelte die harten Steinmuskeln eines wohl gestalteten Oberschenkels. »Sehr hübsch, wirklich. Ich sollte für ihn genauso viel bekommen können wie für die Venus, die Sie im letzten Monat gebracht haben.«
»Der Apollo ist beträchtlich mehr wert als die Venus, Mr Tredlow.« Lavinia ging um die nackte Statue herum und blieb auf der gegenüberliegenden Seite stehen. »Wir wissen das beide. Die Statue ist recht authentisch, und sie befindet sich in einem ausgezeichneten Zustand.«
Tredlow nickte ein paar Mal. Hinter den Brillengläsern leuchteten seine Augen hell. Lavinia wusste, dass er die Situation genoss. Sie konnte das Gleiche von sich selbst nicht behaupten. Zu viel hing von diesem Handel ab.
Tredlow war ein buckliger, zerknitterter kleiner Mann von
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