Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
unbestimmbarem Alter, der altmodische Hosen und nicht gestärkte Kragen trug. Er sah so alt und staubig aus wie die Statuen in seinem Laden. Graues Haar stand wild von seinem kahl werdenden Kopf ab. Sein Bart spross wie eine ungeschnittene Hecke.
»Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, meine Liebe.« Tredlow streichelte Apollos Po. »Der Zustand der Statue ist in der Tat sehr gut. Es ist nur so, dass in diesen Tagen keine sehr große Nachfrage besteht. Es wird nicht leicht sein, einen Sammler dafür zu interessieren. Ich werde vielleicht Monate auf diesem Ding sitzen bleiben, ehe ich es verkaufen kann.«
Lavinia biss die Zähne zusammen und lächelte kühl. Es war in Ordnung, wenn Tredlow das Handeln genoss. Für ihn war es ein Spiel und eine geschäftliche Angelegenheit. Aber sie brachte das mühsame Hin und Her ihrer Verhandlungen jedesmal zur Verzweiflung, und die wollte sie unter allen Umständen verbergen.
Tobias betrachtete die Verhandlung von der anderen Seite des staubigen Ladens. Er lehnte lässig an einem Marmorsockel und sah ziemlich gelangweilt aus. Aber sie wusste, dass er voller Interesse jedem Wort ihrer Unterhaltung lauschte. Es machte sie wütend. Immerhin war es zum größten Teil seine Schuld, dass sie gezwungen war, hierher zu kommen und mit Tredlow wie ein Fischweib zu verhandeln.
»Ich möchte Ihre Freundlichkeit und Ihre Großzügigkeit nicht ausnutzen«, erklärte Lavinia aalglatt. »Wenn Sie wirklich glauben, dass Sie nicht in der Lage sein werden, einen Käufer zu finden, der die Großartigkeit dieser Statue zu schätzen weiß, dann werde ich sie wohl besser woanders hinbringen.«
»Ich habe nie gesagt, dass ich sie nicht verkaufen kann, meine Liebe, nur, dass es vielleicht eine Weile dauern kann.« Tredlow hielt einen Augenblick inne. »Wenn Sie die Statue in Kommission hier lassen wollen ...«
»Nein, ich habe die Absicht, sie noch heute zu verkaufen.« Sie machte großes Aufhebens davon, ihre Handschuhe zurechtzuzupfen, als wolle sie gehen. »Ich kann es mir wirklich nicht leisten, noch mehr Zeit zu verschwenden. Ich werde zu Prendergast gehen. Vielleicht besitzt er einen anspruchsvolleren Kundenstamm.«
Tredlow winkte mit der Hand ab. »Das wird nicht nötig sein, meine Liebe. Wie ich schon sagte, der Markt für Apollos ist im Augenblick nicht gerade gut, aber unserer langen Bekanntschaft wegen werde ich versuchen, einen Sammler zu finden, der diesen hier akzeptieren wird.«
»Wirklich, Sir, ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
»Das sind wirklich keine Umstände.« Er lächelte sie an.
»Sie und ich, wir haben in den letzten drei Monaten eine ganze Menge Geschäfte miteinander gemacht. Ich bin bereit, einen kleineren Gewinn als üblich mit ihrem Apollo zu akzeptieren, um Ihnen einen Gefallen zu tun, meine Liebe.«
»Ich würde nicht im Traum daran denken, Ihren Gewinn zu schmälern.« Sie machte sich daran, ihre Haube zuzubinden. »In der Tat würde ich es mir nie verzeihen, einen Vorteil aus Ihrer Freundlichkeit zu schlagen, Mr Tredlow.«
Tredlow betrachtete den gut ausgestatteten Apollo mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. »Wenn ich noch einmal genauer darüber nachdenke, fällt mir, glaube ich, ein Gentleman ein, der für diese Statue eine recht ansehnliche Summe zahlen wird.«
Sie verbarg ihre Erleichterung und bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Ich war sicher, dass Sie den richtigen Sammler kennen würden, Sir. Sie sind wirklich ein Experte auf diesem Gebiet.«
»Ich habe einige Erfahrungen gesammelt«, gestand Tredlow bescheiden. »Also, was den Preis betrifft, meine Liebe.«
Es dauerte nicht lange, bis sie sich auf einen angemessenen Preis geeinigt hatten.
Kurz darauf nahm Tobias Lavinias Arm, als sie das Geschäft verließen.
»Gut gemacht«, sagte er.
»Der Betrag, den Tredlow mir für den Apollo gegeben hat, sollte die Kosten für die neuen Kleider decken, die ich bei Madame Francesca bestellt habe.«
»Sie haben gut verhandelt.«
»Ich habe einige Dinge über die hohe Kunst der Verhandlung gelernt, als ich in Italien war.« Sie machte sich nicht die Mühe, ihre Zufriedenheit vor ihm zu verbergen.
»Man sagt, dass Reisen bildet.«
Sie lächelte kühl. »Glücklicherweise konnten Emeline und ich einige unserer besten Stücke retten, in der Nacht, in der Sie unseren Laden zerstört und uns auf die Straße gesetzt haben. Aber ich bedaure noch immer, dass ich die hübsche Urne zurücklassen musste.«
»Ich persönlich fand, dass
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