Lavinia & Tobais 01 - Liebe wider Willen
Liebe.«
»Es ist kein Blut dran«, erklärte Lavinia schnell. »Kein einziger Tropfen.«
»Das mag ja sein.« Die Frau schüttelte den Umhang aus und drehte ihn um, damit sie auch die Innenseite sehen konnte. »Aha. Offensichtlich ist hier ein Fleck.« Sie sah genauer hin. »Es sieht so aus, als hätte jemand versucht, ihn herauszuwaschen.«
Lavinia hörte ein unterdrücktes Geräusch, das ein Lachen hätte sein können und das aus Tobias' Richtung kam. Sie bemühte sich, nicht zu ihm hinzusehen.
»Man kann ihn kaum erkennen«, erklärte sie entschlossen.
»Ich habe ihn aber erkannt.«
»Der kleine Fleck auf meinem Umhang ist wesentlich weniger auffällig als der Blutfleck auf Ihrem Umhang«, brachte Lavinia zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sind Sie an einem Tausch interessiert oder nicht?«
Das runzelige Gesicht der Blumenverkäuferin verzog sich voller Verachtung. »Glauben Sie etwa, ich bin vollkommen verrückt, Liebes? Dieser großartige Umhang, den ich trage, ist viel wertvoller als der, den Sie mir bieten, das ist eine Tatsache.«
Lavinia holte tief Luft und versuchte, ihre Verzweiflung nicht zu zeigen. »Was wollen Sie denn sonst noch?«
Die Blumenverkäuferin lachte meckernd. »Ihren Umhang, die Münzen und Ihre hübschen Halbstiefel, das wird reichen.«
»Meine Halbstiefel?« Lavinia blickte auf ihre Stiefel hinunter. »Aber die brauche ich doch, um nach Hause zu gehen.«
»Keine Angst, Liebes. Sie können meine alten Stiefel dafür haben. Kein Blut daran. Überhaupt keines. Nicht wie an den Rosen.« Der Funken Klarheit verschwand aus den Augen der Verrückten. Der verträumte Nebel legte sich wieder über ihren Blick. »Niemand will Rosen kaufen, an denen Blut klebt, müssen Sie wissen.«
»Ich habe meine Diagnose noch einmal überdacht.« Tobias half Lavinia in die Mietkutsche. »Ich bin nicht mehr davon überzeugt, dass die Blumenverkäuferin vollkommen verrückt ist. Ganz im Gegenteil, ich glaube, du hast deinen Meister gefunden, wenn es ums Handeln geht.«
»Ich bin froh, dass du deinen Spaß hast.« Lavinia sank auf den Sitz und betrachtete mit trübem Blick die abgetragenen alten Schuhe an ihren Füßen. In den Sohlen waren Löcher, und die Nähte waren an einigen Stellen aufgeplatzt. »Meine Halbstiefel waren fast neu.«
»Du bist nicht die Einzige, die bei dem Handel, den du abgeschlossen hast, schlecht abgeschnitten hat.« Tobias stieg in die Kutsche und schloss die Tür. »War es nötig, ihr so viele Münzen zu geben?«
»Ich war der Meinung, da ich meinen Umhang und meine Schuhe verloren habe, dass du auch etwas dazu beitragen solltest.«
»Ich hoffe, du bist zufrieden mit dem Kauf.« Tobias sank auf den Sitz ihr gegenüber und betrachtete den Umhang in ihrer Hand. »Was glaubst du denn, von diesem Kleidungsstück zu erfahren?«
»Das weiß ich nicht.« Lavinia suchte in den Falten des Umhanges. »Die Blumenverkäuferin hatte allerdings Recht, was die Blutflecken betrifft.« Sie drehte das Innere der Kapuze nach außen und zog scharf den Atem ein. »Sieh mal. Die Anzeichen einer Kopfwunde, findest du nicht auch?«
Beim Anblick des getrockneten Blutes zogen sich Tobias' Augen zusammen. »Es scheint so. Eine Kopfwunde blutet immer sehr stark, auch wenn die Verletzung nur gering ist.«
»Also könnte meine Theorie, dass Sally den Angriff überstanden hat und nach Hause zurückgekehrt ist, um ihre Sachen zu holen, ehe sie sich versteckt hat, richtig sein.«
»Es ergibt einen Sinn, dass sie ihren Umhang mit der Blumenfrau getauscht hat«, meinte Tobias nachdenklich. »Sally kam aus dem Bordell, und dort hat sie sich wahrscheinlich auch versteckt. Ein teures Kleidungsstück würde nur ungewollte Aufmerksamkeit in dieser Gegend erregen.«
»Ja. Tobias, ich glaube, wir sind einer großen Sache auf der Spur.«
Lavinia entdeckte die Tasche im Inneren und steckte die Hand hinein. Ihre Finger berührten ein Stück Papier.
»Alles, was wir wissen, ist, dass Nevilles letzte Geliebte dem Schicksal entkommen ist, das die anderen ereilt hat«, meinte Tobias. »Der Umhang hilft uns, die Schlüsse zu bestätigen, die du im Schlafzimmer gezogen hast, aber er gibt uns keine neuen Informationen oder führt uns in eine neue Richtung.«
Lavinia starrte auf die Eintrittskarte, die sie gerade aus der Tasche gezogen hatte.
»Ganz im Gegenteil«, flüsterte sie. »Er führt uns geradewegs zurück zu Huggetts Museum.«
Hewlett-Packard
19. Kapitel
»Wut und Schmerz«, sagte Mrs.
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