Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht
ändern. Und das ist eine Tatsache.«
»Und warum ist das so?«
Mrs Chilton warf einen Blick über die Schulter zur geschlossenen Tür des Salons und senkte ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Weil vor knapp zehn Minuten eine Dame kam. Als ich sagte, Mrs Lake sei nicht da, wollte sie wissen, wann sie zurückerwartet würde. Ich sagte ihr, so um drei herum, und als Nächstes erklärt sie doch glatt, sie wolle warten.«
»Verdammt. Sie ist noch da?«
»Ja. Ich ließ sie im Salon Platz nehmen und brachte ihr Tee. Mehr konnte ich nicht tun.« Mrs Chilton wischte sich die großen, rauen Hände an der Schürze ab. »Eine Klientin ist sie, wie sie behauptet. Ich dachte, vielleicht ist sie auf die Anzeige hingekommen , die Mrs Lake vor einiger Zeit in die Zeitung gab. Sie wissen, wie gern Mrs Lake ihre Dienste in den Blättern anbietet. Sie sagte, es sei die moderne Art, ein Unternehmen erfolgreich zu machen.«
»Bitte, erinnern Sie mich nicht an die verdammte Annonce.« Tobias betrat die Diele und schleuderte seinen Hut auf das Tischchen. »Sie wissen, was ich davon halte.«
»Ja, Sir. Das haben Sie überaus deutlich zu erkennen gegeben.« Mrs Chilton schloss die Haustür. »Da aber bislang keine ernsthafte Kundschaft kam, scheint es nicht geschadet zu haben. Um die Wahrheit zu sagen, glaube ich, dass Mrs Lake schon ziemlich niedergeschlagen wegen des ganzen Projektes war.«
»Leider nicht so sehr, dass sie alles abgeblasen hätte.«
Bis jetzt hatten sich seine Befürchtungen nicht bewahrheitet, dass Lavinias Versuch, ihre Dienste als private Ermittlerin in den Zeitungen anzubieten, eine unappetitliche Schar mehr oder weniger potentieller Kunden anziehen würde. Insgesamt hatten lediglich drei Personen auf die Anzeige reagiert, in der ein »Experte alle Arten von Nachforschungen persönlicher und privater Natur« anbot. Zu seiner heimlichen Erleichterung hatten alle drei potentiellen Klienten sofort ihre Absicht geändert, als sie entdeckten, dass es sich bei dem fraglichen Experten um eine Frau handelte.
»Es ist ja nicht meine Schuld, dass die Dame im Salon sich für ihren Besuch bei Mrs Lake ausgerechnet diesen Nachmittag aussuchte«, murmelte Mrs Chilton.
»Ich glaube nicht, dass Sie dagegen etwas hätten tun können.« Tobias hielt auf die Salontür zu. »Aber ich glaube, dass ich ein Wörtchen mit dieser neuen Klientin zu reden habe, ehe Mrs Lake zurückkommt.«
»Moment, Sir.« Mrs Chilton eilte ihm beunruhigt nach. »Ich bin nicht sicher, ob Mrs Lake einverstanden wäre, dass Sie in ihrer Abwesenheit mit ihrer Klientin sprechen.«
»Was könnte sie wohl dagegen haben?« Tobias setzte sein unschuldigstes Lächeln auf. »Schließlich sind wir Partner.«
»Nur bei gewissen Fällen. Sie wissen nur zu gut, dass sie außer sich sein wird, wenn sie herausfindet, dass Sie sie um eine zahlende Kundin brachten.«
»Ich möchte mich nur vergewissern, dass diese Kundin anständig ist und sich Mrs Lakes Honorar leisten kann.«
Er öffnete die Tür, ehe Mrs Chilton es für ihn tun konnte, und betrat den Salon.
Die Dame, die auf dem Sofa saß, drehte sich um und sa h ihn an.
Verflixt, dachte Tobias. Sie war seine Kundin. So viel zu seinem Plan, sie loszuwerden, ehe Lavinia nach Hause kam.
»Was tun Sie hier, Aspasia?«, fragte er.
»Tobias.« Sie schenkte ihm ihr kühles, wissendes Lächeln. »Was für ein Zufall. Ich bin gekommen, um mit Mrs Lake zu sprechen, weil ich annahm, Sie wären mit Ihren Ermittlungen beschäftigt. Mich interessiert, ob es Fortschritte gibt.«
Bei anderen Kunden hätte er schlicht gelogen und gesagt, er hätte wesentliche Fortschritte erzielt. Es war die übliche Antwort, die er für seine Auftraggeber parat hatte. Dieses aber war Aspasia, und sie war keine typische Kundin.
Er stellte sich mit dem Rücken vor das Fenster, womit er automatisch das Licht hinter sich hatte, und musterte Aspasia.
»Für Mrs Lake kann ich nicht sprechen«, erklärte er, »da ich heute mit ihr unsere Unterlagen noch nicht vergleichen konnte. Was mich betrifft, so habe ich verdammt wenig Fortschritte gemacht. Aber ich habe unsere Assistenten auf die Ringe und die blonde Perücke angesetzt und hoffe, dass sie mir brauchbare Informationen bringen.« Aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf Lavinia auf der Vordertreppe. »Wie ich sehe, kommt eben meine Partnerin. Möglicherweise bringt sie Neuigkeiten.«
In sattes Violett gekleidet, bot Lavinia einen wundervollen Anblick. Er ertappte
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