Lavinia & Tobais 03 - Skandal um Mitternacht

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Tag war ideal für seine Demonstration, wolkenlos und warm. Das kleine Papierhäufchen, das er in den Eisentopf getan hatte, würde wirkungsvoll aufflammen. Es war ein albernes Experiment, doch reagierten die Zuschauer regelmäßig mit entzückten Ausrufen, wenn der Inhalt des Topfes in Flammen aufging.
    Im Anschluss an die Besichtigung seines Labors und einiger passender spektakulärer Versuche mit der elektrischen Maschine hatte er nun den kleinen Park unweit seiner Wohnung aufgesucht, um die Kraft seines Brennglases zu demonstrieren.
    Sein kleines Publikum scharte sich erwartungsvoll um ihn. Mrs Lake, Emeline und Priscilla hatten kein Geheimnis aus ihrem Interesse an den früheren Versuchen gemacht. Sogar Anthony, der mit steinerner Miene mühsam den Anstand wahrte, bekundete schließlich einen gewissen Grad widerwilliger Neugierde an Einrichtung und Apparaten.
    In diesem Moment fingen die Papiere im Topf unter dem stark fokussierten Sonnenlicht Feuer. Ganz planmäßig, dachte Dominic befriedigt.
    »Du lieber Himmel.« Mrs Lake beobachtete die züngelnden Flammen. »Wirklich erstaunlich, Mr Hood.«
    Als sie eine Stunde zuvor mit Emeline und Priscilla eingetroffen war, hatte sie ein wenig zerstreut und ungeduldig gewirkt. Emeline hatte als Entschuldigung vorgebracht, dass mit Ausnahme Priscillas alle mit den Ermittlungen beschäftigt wären und wenig Zeit hätten, bei den Experimenten zuzuschauen.
    Doch als die Versuche komplizierter und anspruchsvoller wurden, hatte Mrs Lake lebhaftes Interesse gezeigt.
    »Sehr klug«, gab Anthony beiläufig zu. »Aber ich sehe keinen praktischen Zweck in einem Brennglas.«
    »Es ermöglicht Experimente, die große Hitze erfordern«, erklärte Priscilla eifrig. Sie betrachtete das Instrument mit geradezu hingerissenem Blick. »Ich wünschte, ich hätte eines. Aber Mama würde es nie zulassen.«
    Aus irgendeinem Grund ärgerte sich Dominic, dass ausgerechnet das Brennglas sie so faszinierte. Er fragte sich, wie es wohl wäre, wenn ihr Blick mit demselben Grad an Bewunderung auf ihm ruhen würde. Dann rief er sich in Erinnerung, dass sie unwichtig war. Emeline war sein Ziel. Er hatte vorhin gehofft, ihre volle Aufmerksamkeit mit den geglückten Experimenten zu erregen, und hatte auch teilweise Erfolg gehabt.
    Doch es war vor allem Priscilla, die auf seine mit äußerster Sorgfalt vorbereiteten Explosionen und Vorführungen mit großer Zustimmung reagiert hatte. Sie war es, die die tieferen Zusammenhänge erkannte und Variationen und Möglichkeiten voraussah.
    Ihre profunde Sachkenntnis beeindruckte ihn. Mit ihrem sonnenhellen Haar und ihren himmelblauen Augen sah sie aus, als hätte sie nichts im Kopf außer Luft und Unsinn. Stattdessen zitierte sie Newton und Boyle mit irritierender Selbstverständlichkeit. Ihre Fragen waren beharrlich und wollten kein Ende nehmen. Mehr noch, sie hatte sich umfangreiche Notizen gemacht.
    Emeline hatte sich nicht annähernd so hingerissen gezeigt.
    »Das war aber sehr lehrreich«, sagte Mrs Lake, als das Feuerchen im Topf erloschen war. »Danke, Mr Hood.« Sie warf einen Blick auf die zierliche Uhr, die sie an ihrem Laufkleid befestigt trug, und bedachte Dominic mit einem warmen Lächeln. »Leider müssen wir jetzt gehen. Kommt, Emeline und Priscilla.«
    »Ja, natürlich, Mrs Lake.« Priscilla, die sich nur ungern trennte, bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Ich kann Ihnen nicht genug danken, dass Sie sich die Zeit nahmen, heute mit uns Mr Hoods Labor zu besichtigen. Mama erlaubte mir nur mitzukommen, da sie wusste, dass Sie dabei sein würden.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Mrs Lake hielt inne und sah an Dominics Schulter vorüber. »Ach, da ist ja Mr March. Ich sagte ihm, dass wir um zehn Uhr fertig sein würden. Sicher wurde er ungeduldig und entschloss sich, uns zu suchen.«
    »Er scheint nicht bester Laune zu sein«, bemerkte Emeline.
    »Das war er seit Beaumont Castle nicht mehr«, murmelte Anthony.
    Dominic drehte sich um und folgte ihren Blicken. Beim Anblick des Mannes mit dem harten Gesichtsausdruck erfasste ihn ein Schaudern.
    March, der den Weg quer durch den kleinen Park nahm, um die Strecke abzukürzen, hob sich wie eine dunkle, bedrohliche Naturkraft vor dem Hintergrund frischen Grüns und blumiger Pastelltöne ab. Sein ausgreifender Schritt ließ ein leichtes Hinken erkennen, das auf eine alte Verletzung schließen ließ, jedoch nicht wie Schwäche aussah, sondern March wie einen kampferprobten Krieger wirken ließ,