LaVyrle Spencer
Nebraska, einen Brief in den Briefkasten. Er
war in Catherines sauberer Schrift an ihre Mutter gerichtet, und darin stand,
sie möge sich keine Sorgen machen.
Am folgenden Abend saßen die
Forresters beim Dinner. Der Tisch war geschmackvoll gedeckt. Sie aßen bei
Kerzenlicht. Gerade hatte Inella, das Mädchen, Hühnchen serviert und kehrte in
die Küche zurück, als die Türglocke läutete. Mit einem Seufzer ging sie, um zu
öffnen. Sie hatte kaum die Klinke heruntergedrückt, als die Tür mit Wucht
aufgestoßen und sie gegen die Wand geschleudert wurde.
Eine kehlige Stimme bellte: »Wo ist
der Kerl?«
Sie konnte dem Eindringling nur
nachstarren und hörte ihn dann schreien: »Ich hab's dir gesagt, Zuckerbubi, ich
krieg dich! Und hier bin ich!«
Bei Herb Andersons Anblick bedeckte
Angela erschrocken ihren Mund mit der Hand. Claiborne ließ seine Serviette
fallen, und Clay stand auf. Doch ehe er noch ganz auf den Füßen war, traf ihn
ein Kinnhaken, der ihn quer durchs Zimmer schleuderte. Angela schrie auf.
Claiborne wollte seinem Sohn zu Hilfe eilen, doch Anderson schlug zum
zweitenmal zu. Inella stand in der Tür und schrie ebenfalls. »Mein Gott, rufen
Sie die Polizei! Schnell!« befahl Angela. Inella lief aus dem Zimmer.
Claiborne gelang es, Anderson am
Ellbogen zu ergreifen und umzudrehen. Anderson taumelte gegen den Tisch, riß
das Tischtuch mit sich, und alles darauf fiel klirrend zu Boden. Die
Kerzenhalter waren umgestürzt, und der Stoff fing Feuer. Niemand merkte es
sofort, denn der Kampf ging weiter. Angela versuchte, ihrem Mann zu helfen,
während Clay blutend auf die Füße kam und einen Schwinger in Andersons Wanst
landete. Der Mann stöhnte auf und klappte zusammen, während Angela ihn bei den
Haaren packte und seinen Kopf zurückriß. Außer sich vor Wut drehte Clay
Anderson einen Arm auf den Rücken, warf ihn zu Boden und hielt ihn dort fest.
Das Feuer breitete sich weiter aus. Doch in diesem Augenblick kam Inella wieder
ins Zimmer gelaufen, erfaßte sofort die Situation und goß den
Inhalt einer Vase mit Chrysanthemen über die Flammen.
»Die
Polizei kommt.«
»0 Gott,
mach, daß sie schnell kommt«, betete Angela. Der Schock ließ langsam nach, als
die drei Forresters einander ansahen. Clay hatte eine Verletzung auf der Wange,
eine andere über dem rechten Auge.
»Bist du in
Ordnung, Clay?«
»Ja. Und
du, Dad?«
»Ich kriege euch reiche Hurensöhne
schon!« fluchte Anderson, mit dem Gesicht im Teppichboden. »Verdammt! Lassen
Sie mein Haar los!«
Angela
zerrte noch stärker daran.
Draußen konnte man die näher
kommenden Polizeisirenen hören, und Inella lief zur Haustür, die noch immer
offenstand. Blauuniformierte Polizisten eilten herein.
Anderson wurden Handschellen
angelegt. Man ließ ihn auf dem Boden liegen, während er weiter gegen die
Forresters Flüche und Verwünschungen ausstieß. Als die Beamten die Unordnung
bemerkten, fragte einer: »Ist jemand verletzt?« Jeder sah zuerst Angela an, die
jetzt schluchzend in den Armen ihres Mannes Schutz gefunden hatte.
»Angie, bist du verletzt?« fragte er
besorgt, aber sie schüttelte nur den Kopf.
»Kennen Sie
diesen Mann?« fragte ein Polizist.
»Erst seit
gestern.«
»Was ist
hier heute abend passiert?«
»Er stürmte ins Haus und schlug
meinen Sohn während des Essens nieder.«
»Wie heißt du?« Diese Frage war an
Anderson gerichtet, der nun kniete.
»Fragen Sie die doch, wie ich
heiße, damit sie meinen Namen nie vergessen!« Er starrte Clay bösartig an.
»Fragt den Zuckerbubi. Ich bin der Vater des Mädchens, das er gebumst hat.«
»Wollen Sie Anklage erheben, Sir?«
fragte einer der Polizisten Claiborne.
»Und was ist mit mir?« winselte
Anderson. »Ich will Anklage erheben. Dieser Hurensohn ...«
»Bring ihn in den Streifenwagen,
Larry. Du kannst dich später äußern, wenn wir dir deine Rechte vorgelesen
haben.« Er wurde auf die Füße gezerrt und zur Haustür gestoßen. Das Blaulicht
drehte sich noch auf dem Dach des Wagens. Anderson wurde auf den Rücksitz
verfrachtet und geiferte weiter. Der Fahrer ignorierte ihn.
Kurz vor dem Abendessen am nächsten Tag
läutete im Horizons das Telefon. Jemand rief durchs Haus: »Telefon. Für
Anderson!«
Catherine lief die Treppe hinunter.
Sie wußte, das konnte nur Bobbi sein.
»Hallo?«
»Catherine,
hast du heute Zeitung gelesen?«
»Nein. Ich
war in der Uni, ich hatte keine Zeit.«
»Das
hättest du lieber tun sollen.«
Catherine hatte die plötzliche,
schreckliche
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