LaVyrle Spencer
oberflächliches
Statussymbol, aber das kümmerte sie jetzt nicht. Lächelnd brauste sie durch
die Straßen und fuhr erst mit Marie, dann mit Bobbi einkaufen.
Diesen einen – diesen wundervollen
Tag tat Catherine so, als wäre das alles Wirklichkeit. Und nur an diesem Tag
genoß sie ihre Hochzeitsvorbereitungen.
Das Schneidern ihres
Hochzeitskleides wurde im Horizons zu einer »Familienangelegenheit«, an
der fast alle Mädchen teilhatten. Am Tag, ehe das Kleid fertig wurde, bekam
Little Bit ihr Baby. Es war ein Mädchen, aber da Little Bit das Kind zur
Adoption freigegeben hatte, sprach niemand darüber. Danach merkte Catherine bei
den Mädchen eine gewisse Wehmütigkeit, wenn sie ihr Kleid berührten. Es war ein
schönes Modell aus hellem Samt mit langen Ärmeln, im Empirestil. Als sie es vor
dem Spiegel anprobierte und sich betrachtete, konnte sie nicht umhin, sich zu
fragen, was die kommenden Monate bringen würden.
Catherine und Clay mußten sich – ob
sie wollten oder nicht – eine Wohnung suchen und sie einrichten. Wieder einmal
kam sie sich wie im Märchen vor, als Clay verkündete, sein Vater besäße mehrere
Häuser, von denen drei leerstünden. Und ob Catherine sie sich ansehen wolle?
Er fuhr sie in einen Vorort, das
Golden Valley, wo mehrere Stadthäuser standen. Catherine beobachtete Clay, der
die Tür aufschloß, mit einem seltsamen Gefühl der Erwartung. Die Tür schwang
auf, sie trat ein und stand im Flur eines anderthalbgeschossigen Hauses. Eine mit
einem braunen Teppich bespannte Treppe führte sowohl nach oben als auch nach
unten. Schweigend gingen sie hinauf und betraten einen großen Raum, der an
einem Ende von deckenhohen Glasschiebetüren begrenzt wurde. Links führte eine
Tür in die Küche, rechts eine in das Schlafzimmer. Einen solchen Luxus hatte
sie nicht erwartet.
»Oh, Clay«,
war alles, was Catherine sagen konnte.
»Ich weiß
bereits, was du denkst.«
»Habe ich
nicht recht? Das ist alles viel zu großartig.«
»Gefällt's dir nicht? Wir können
uns die anderen Häuser anschauen.«
»Ich kann mit dir nicht hier leben.
Ich komme mir wie eine Betrügerin vor.«
»Okay. Dann
gehen wir eben.«
»Nein, warte.« Sie hielt ihn am
Ärmel zurück, denn er hatte sich bereits abgewandt. »Diese Entscheidung kann
ich schließlich nicht alleine treffen.«
Er schwieg,
doch sie merkte, daß er wütend war.
»Clay, was
sollen wir denn hier nur reinstellen?«
»Möbel.
Aber nur das, was wir brauchen.«
»Und wie
bekommen wir die?««
»Mein Gott! Wir kaufen sie. Auf
diese Weise kommt man normalerweise zu Möbeln.« Gewöhnlich sprach er nicht in
diesem gereizten Ton mit ihr.
»Du
möchtest gern hier wohnen, nicht wahr?«
»Mir hat dieses Haus immer gefallen,
aber das ist unwichtig. Es gibt andere.«
»Ja. Das hast du bereits gesagt.«
Sie sah, wie verärgert er war, und fügte hinzu: »Zeig mir das ganze Haus.«
Er führte sie zuerst in ein
geräumiges Bad mit zwei Waschbecken, einer Badewanne aus Marmor und
vergoldeten Wasserhähnen. Die Wände waren beigebraun gekachelt. Noch nie
hatte sie einen solchen Luxus gesehen.
»Die Farbe
der Kacheln kann man ändern«, sagte er.
»Das ist nicht nötig. Ich weiß, daß
du es so liebst – alle diese Brauntöne.«
Dann folgte sie ihm in ein kleines
Zimmer. Auch dieser Raum war in Beige-Braun gehalten und offenbar als
Arbeitszimmer gedacht. Er wirkte in seiner Farbgebung eher maskulin. Das
Schlafzimmer war sehr groß, man hätte es leicht in zwei Räume unterteilen
können. Clay durchquerte es und öffnete die Türen eines begehbaren
Wandschranks, der ebenfalls mit Schubladen versehen war.
»Clay, was
wird denn die Miete kosten?«
»Das spielt
doch keine Rolle. Ich kann sie mir leisten.«
»Darum geht es nicht, und das
weißt du.«
»Worum geht
es denn, Catherine?«
Als Antwort blickte sie nur zu der
Stelle, wo das Bett stehen würde. Er tat dasselbe, und dann wandten sie sich
schnell voneinander ab. Sie drehte sich abrupt um und ging in die Küche
hinunter.
Natürlich war sie perfekt und mit
allen technischen Geräten ausgestattet. Nichts fehlte, weder der Geschirrspüler
noch die Gefriertruhe.
Catherine dachte daran, wie es wäre,
hier zu kochen. Clay würde an dem Tresen, der ein Halbrund bildete, seinen
Kaffee trinken, während sie die Frühstückseier briet. Aber sie hatte noch nie
mit ihm gefrühstückt und wußte nicht einmal, ob er morgens Kaffee und Eier
mochte. Und außerdem durfte sie sich solchen sehnsuchtsvollen
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