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LaVyrle Spencer

LaVyrle Spencer

Titel: LaVyrle Spencer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Getrennt von Tisch und Bett
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nicht
den Nachmittag frei, Ada?«
    »Soll ich
das wirklich, Gladys?«
    »Natürlich. Dein Junge kommt doch
nicht jeden Tag nach Hause.«
    Ada lächelte. »Das ist furchtbar
nett von dir, Gladys. Ich werde mich dafür erkenntlich zeigen.«
    »Ist schon
recht, Ada. Du mußt jetzt gehen.«
    »Vielen
Dank, Gladys.«
    Gladys sah Ada hinterher und fragte
sich, wie jemand so abgestumpft sein konnte, nicht mal einen Tag freizunehmen,
wenn der Sohn zum ersten Mal seit sechs Jahren heimkam. Zum Glück hatte sie
davon gehört. Und jetzt freute sie sich darüber, wie glücklich die alte Frau
war.
    Draußen spähte Ada ungeduldig die
Straße entlang. Ihr Herz klopfte vor Aufregung. Ein kalter Wind zerrte an ihrem
abgetragenen Mantel und zerzauste ihr graues strähniges Haar. Der Verkehr
dröhnte unablässig vorbei. Ihr Hoffnungen sanken.
    Doch dann hielt ein Wagen mit
quietschenden Reifen neben ihr an der Bordsteinkante. Ein junger Mann stieg aus
und rief: »Mom! Mom!« Ada erwachte zu neuem Leben. Tränen liefen ihr
über die Wangen. Und als sie in Steves Armen lag, wunderte sie sich, wie groß
und breit er geworden war. »0 mein Gott, Mom ...«
    »Laß mich
los, Steve, damit ich dich anschauen kann.«
    Er tat es, aber dann sah er sie auch
zum ersten Mal seit langer Zeit aus der Nähe.
    Sie war so alt geworden und wirkte
so traurig. Er umarmte sie wieder.
    »Komm, Mom. Cathy ist im Wagen. Wir
wollen alle drei zum Essen gehen.«

16
    Es war Catherines Hochzeitstag, der letzte Tag, den
sie mit den Mädchen im Horizons verbringen würde. Deshalb ließ sie alles
mit sich geschehen, ließ sich von ihnen verwöhnen, schminken und frisieren.
Alle tanzten um sie herum, als würden sie mit ihren Puppen Hochzeit spielen.
    Doch für Catherine war das alles nur
eine Qual, die sie aber geduldig ertrug, denn sie merkte, daß sie diese Mädchen
liebte.
    Mrs. Tollefson kam.
    »Catherine, wir sind alle so
glücklich für Sie. Durch Ihre Anwesenheit hier haben die Mädchen einen Traum
gelebt und auch Hoffnung geschöpft. Stimmt
das nicht, Mädchen?« Tolly nahm sie zum Abschied in die Arme. Catherine schloß
die Augen, um ihre Tränen zurückzuhalten.
    »Ich ... ich liebe euch alle«, sagte
sie mühsam. Solche Worte sprach sie gewöhnlich nicht aus, doch jetzt wurde sie
von ihren Gefühlen überwältigt. Und es stimmte, was sie gesagt hatte.
    Doch diese Phase ihres Lebens war
vorüber. Jetzt mußte sie hinaus, in diesen Novembernachmittag, wo ein feiner
Schnee vom Himmel fiel und sich wie
glitzernder Staub auf ihr Haar legte. Der Himmel war fahl, mit tief
dahintreibenden Wolken, die Schatten auf ihren Hochzeitstag warfen. Die Bäume
reckten ihre schwarzen, kahlen Arme in die Luft. Sie starrte wie verloren aus dem Fenster,
seufzte und schloß die Augen. Sie stellte sich das Forrester-Haus vor, die
Gäste, die bald eintreffen würden. Und irgendwo wartete ... Clay.
    Clay.
    Oh, Clay, dachte sie, was haben wir
getan? Wie kann das alles nur geschehen? Ich komme zu dir, eine Braut, mit
deinem Ring an meinem Finger, und kann die hungrigen Blicke der Mädchen nicht
vergessen, von denen ich gerade Abschied genommen habe. Und deine Familie
wartet und will mich willkommen heißen. Und Gäste kommen und bringen Geschenke,
und ...
    »Halt an!«
    »Was?«
fragte Steve überrascht.
    »Halt an. Ich kann nicht mehr.« Sie
barg ihr Gesicht in den Händen.
    »Was ist
los, Cathy?«
    »Oh, Steve,
was soll ich nur tun?«
    »Fang nicht an zu weinen. Nicht
heute. Das ist nur die Aufregung.« Er hob ihr Kinn und sah sie an. »Cathy, wenn
ich mir einen Schwager aussuchen könnte, würde meine Wahl sicher auf Clay
Forrester fallen, ganz zu schweigen von seiner Familie. Man wird dich lieben
und umsorgen, dein ganzes Leben lang.«
    »Das ist es
ja gerade. Es ist nicht fürs Leben.«
    »Aber ...«
    »Clay und ich heiraten nur, weil wir
heiraten müssen. Nach der Geburt des Babys lassen wir uns scheiden. Sobald Clay
sein Examen gemacht hat.«
    Steve lehnte sich zurück und dachte
über das Gesagte nach. Er runzelte die Stirn.
    »Schau mich nicht so an! Und frag
mich nicht, wie es dazu kommen konnte, denn das weiß ich selbst nicht. Ich
komme mir wie eine Betrügerin vor und kann dieses Spiel nicht mehr mitmachen. Ich dachte, ich könnte
es, aber ich schaffe es nicht.«
    Steve starrte auf die Scheibenwischer und ihre
rhythmischen Bewegungen. Sein Blick war leer. »Und das weiß niemand?«
    »Ach,
Steve, ich hätte dir das nicht sagen dürfen, aber ich mußte es mir einfach

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