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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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führte den Sparta-Ring so, daß keine Querverbindungen entstehen konnten.
    Obwohl er regelmäßig in der Schweiz operierte, verheimlichte er die Aktivitäten der Sparta-Leute sogar seinem alten Freund Oberst Leon Springer, dem stellvertretenden Leiter der schweizerischen Abwehr. Damit ging Wargrave ein wohlüberlegtes Risiko ein, wie er Haller in Montreal einmal erklärt hatte.
    »Früher oder später wird Springer von unseren regelmäßigen Reisen nach Zürich und Basel erfahren. Er kennt mich gut. Er wird sofort Lunte riechen und vermuten, daß eine Spionageoperation im Gang ist…«
    »Das Risiko müssen wir eingehen«, hatte Haller erwidert. »Wir wissen jetzt – und da gibt es auch nicht mehr den Schatten eines Zweifels –, daß die von Angelo einlaufenden Informationen unschätzbar sind. Es ist unheimlich – es ist fast so, als säße Bruno in jeder wichtigen Sitzung des Politbüros.«
    »Und Angelo muß Anatolij Sarubin sein…«
    »Auf Bildern sieht er aus wie ein Charmeur«, warf Elsa ein, während sie sich in dem fensterlosen Raum umsah, der ihr immer ein Gefühl der Platzangst eingab. »Ich wette, daß ich bei ihm schwach werden würde«, fügte sie boshaft mit einem Blick in Wargraves Richtung hinzu.
    »Daß Mädchen immer übertreiben müssen…«
    Trotz der von Angelo auf der ersten Kassette ausgesprochenen Warnung war es hinter den verschlossenen Türen des an Rivertons Büro angrenzenden Raums unvermeidlich zu Spekulationen über Angelos Identität gekommen. »Er ist das kultivierteste und kosmopolitischste Mitglied des Politbüros«, hatte Wargrave hervorgehoben. »Jeder, der ihm begegnet ist, hält ihn für einen vernünftigen Mann…«
    »Er ist das polierte Aushängeschild, das der Kreml immer dann auskramt, wenn er befürchtet, der Westen könne nicht mehr auf diesen Entspannungsschwindel hereinfallen«, grunzte Haller. »Das ist seine Hauptaufgabe – uns Salz in die Augen zu streuen.«
    »Kommen wir wieder auf Oberst Springer zurück«, beharrte Wargrave. »Es kann sein, daß ich eines Tages das Gefühl haben werde, daß ich mich mit ihm in Verbindung setzen muß. Ich darf ihm auch nicht in Andeutungen verraten, was vorgeht…«
    »Verlassen Sie sich auf Ihr eigenes Urteil… Was in Europa zu tun ist, ist Ihre Sache…«
    Die letzte Bemerkung des Amerikaners war ein Hinweis auf die Tatsache, daß er Montreal nie verlassen würde – sämtliche Operationen in Europa lagen in den Händen Wargraves, Elsas und Matt Leroys. Wargrave war aufgestanden, um sich zu verabschieden, als Haller darauf hinwies, er habe noch etwas zu sagen. Sein Gesichtsausdruck war finster, als er ihnen von einem Zwischenfall in Moskau berichtete, der ihm von einem sowjetischen Informanten geringer Bedeutung hinterbracht worden war.
    »Anatolij Sarubin – von dem wir jetzt verdammt genau zu wissen meinen, daß er Angelo ist – inspiziert die Moskauer Bahnhöfe sehr häufig in seiner Eigenschaft als Minister für Handel und Außenwirtschaft. Angeblich zu dem Zweck, den Warentransport in den Westen zu beschleunigen. Sie brauchen natürlich die harten Devisen – diese Besuche können also durchaus normal sein.«
    »Und bei diesen Gelegenheiten schmuggelt er die Kassetten in den Schlafwagen des Moskau-Expreß«, betonte Elsa…
    Der Zwischenfall, von dem Haller ihnen erzählt hatte, hatte sich am Montag, dem 1. November, um drei Uhr nachmittags ereignet. Die Temperatur lag bei zehn Grad unter dem Gefrierpunkt, es war dunkel wie in der Nacht, und die Gleise waren mit einer Eisschicht überzogen, als Anatolij Sarubin, eingehüllt in einen schweren Mantel und mit Hut, allein auf dem Verschiebebahnhof neben dem Moskau-Expreß umherging. Der Zug sollte in wenigen Minuten in den Bahnhof einlaufen, bevor er in den Westen fuhr.
     
     
    Sarubin bestieg den Schlafwagen, der zwei Tage später in Basel ankommen sollte, und begann, die einzelnen Abteile in Augenschein zu nehmen. Im Politbüro war bekannt, daß er peinlich auf absolute Sauberkeit in sowjetischen Zügen achtete. »Dieser Expreß ist eine rollende Propagandawaffe«, erklärte er oft. »Der Westen wird uns nach den Zügen und Zivilflugzeugen beurteilen, die sie dort zu sehen bekommen…« Sarubin ging weiter zum Ende des Schlafwagens und blieb dann stehen. Eine Gestalt, kaum mehr als ein Schatten, war aus einem der vorderen Abteile geschlüpft und hatte dann den Wagen verlassen. Sarubin beschleunigte seine Schritte und erreichte die vordere Waggontür, die sich in der

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