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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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informierte er Golchack, »einer aus Mailand und einer aus Moskau.«
    Mit einem Gefühl der Erleichterung nahm Golchack seine Brille mit den dicken Augengläsern ab und setzte statt dessen seine gewohnte randlose Brille auf, so daß er deutlich sehen konnte. Der Funkspruch aus Mailand war kurz. Peter sicher gelandet. Abfangversuch gescheitert. Alles deutet darauf hin, daß er mit dem Atlantik-Expreß reist, der um 17.05 aus Mailand abfährt. Er reichte Bühler den Funkspruch.
    »Dann sind wir ja gerade noch rechtzeitig hergekommen«, meinte er.
    Der Funkspruch aus Moskau war noch kürzer. Wenn notwendig, setzen Sie den gesamten Apparat ein, um Peter zu vernichten. Obwohl der Funkspruch nicht unterschrieben war, wußte Golchack, daß er von Leonid Sedow persönlich und von Marschall Pratschko abgeschickt worden war. Er frohlockte einen kurzen Moment, war aber peinlich darauf bedacht, sich nichts anmerken zu lassen. Peter war der Codename für General Marenkow, und für Golchack war dies die Gelegenheit seines Lebens. Wenn er mit seiner Mission Erfolg hatte, war es durchaus nicht ausgeschlossen, daß er – mit Unterstützung Marschall Pratschkos – Marenkows Position als Chef des KGB würde übernehmen können. Den zweiten Funkspruch reichte er ebenfalls Bühler, wobei er sich bemühte, seine Stimme flach und tonlos klingen zu lassen.
    »Jetzt stehen uns sämtliche Sabotageeinheiten des GRU zur Verfügung.«
    »Hoffen wir, daß wir nicht so weit gehen müssen…«
    Golchack warf ihm mit seinen blassen, ausdruckslosen Augen einen Blick zu, und Bühler wünschte, er hätte den Mund gehalten. Er eilte ins Badezimmer und verbrannte beide Funksprüche. Die Glut spülte er ins Klo. Im Schlafzimmer entnahm Golchack dem Auktionskatalog von Sotheby’s drei Blatt Papier, die er Baum reichte. Er hatte die drei Funksprüche niedergeschrieben, als er in seinem Schlafzimmer darauf gewartet hatte, daß Bühler das Zimmer 207 erreichte.
    »Senden Sie sie in der von mir angegebenen Reihenfolge«, wies er den Schweizer an. »Verschlüsseln Sie den ersten, dann senden Sie ihn, dann den zweiten, und so weiter.« Er wandte sich an Bühler, als der Chef der Sabotagetrupps ins Zimmer zurückkam. »Lassen Sie mich einen Blick auf die Karte werfen…«
    Bühler breitete eine Karte der Schweiz in großem Maßstab aus, die er aus seinem Zimmer mitgebracht und aufs Doppelbett gelegt hatte. Golchack beugte sich über die Karte, nahm einen Kugelschreiber aus der Tasche und kreiste in der Luft zwei Gebiete ein, wobei er darauf achtete, nicht die Karte zu markieren. »An einem dieser beiden Punkte zwischen Mailand und Zürich werden wir Peter liquidieren.« Er sprach ruhig, als ginge es um eine geschäftliche Transaktion. Bühler starrte auf das zweite Gebiet, das Golchack bezeichnet hatte.
    »Wir würden selbst das versuchen?«
    »Wenn nötig, ja. Ich habe Andermatt schon alarmiert. Die Zerstörung wird gewaltig sein – aber kommt es darauf an, wenn wir nur Peter vernichten?«
    Während sie sich unterhielten, war Heinrich Baum schon dabei, den ersten, sehr kurzen, verschlüsselten Funkspruch durchzugeben. Und bevor er mit dem Senden begann, hatte er eine kleine Uhr mit Summer auf zweieinhalb Minuten eingestellt. Es war zwar unwahrscheinlich, daß sich Schweizer Peilfahrzeuge in der Nähe befanden, aber Golchack ging niemals ein überflüssiges Risiko ein. Zwei Peilfahrzeuge, die zusammenarbeiten, brauchen mindestens fünf Minuten, um einen Geheimsender zu orten – um von zwei verschiedenen Standorten aus mit Hilfe der Funkpeilung den Schnittpunkt festzustellen, der den Standort des Senders bezeichnet.
    Zudem mußten Baums Funksprüche nur wenige Kilometer zu dem Ort übermittelt werden, an dem sich der Hauptsender der Sowjets befand. Jenseits des Ostufers der Limmat, die die alte Stadt Zürich teilt, erhebt sich steil der Zürichberg, ein bewaldeter Hügel, der im Sommer das bevorzugte Ausflugsziel der Züricher ist. Im Winter ist er menschenleer, und nur wenige Menschen gehen auf den gewundenen Pfaden spazieren. In der Nähe des Heubeeri-Wegs parkte ein großer Caravan.
    Offiziell beobachtete Professor Georg Mohner, der wohlbekannte Schweizer Meteorologe, der allein in diesem Caravan saß, die Veränderungen des Wetters, und das Innere des Caravans entsprach diesem Bild: Er war mit meteorologischen Ausrüstungsgegenständen vollgestopft. Was Professor Mohner den seltenen Besuchern seines gutgeheizten Caravans nicht auf die Nase band, war die

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