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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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verborgene, motorbetriebene Antenne, die per Knopfdruck ausgefahren und blitzschnell wieder eingefahren werden konnte. Ebensowenig zeigte der hochgewachsene, magere und asketisch wirkende Mann den außergewöhnlich leistungsfähigen Sender, der von den Höhen des Zürichbergs aus Funksprüche nach ganz Europa übermitteln konnte.
    Keine zwei Minuten nach dem Empfang des ersten Funkspruchs von Baum aus dem Hotel Schweizerhof hatte Mohner seine eigene Antenne ausgefahren und sendete über eine lange Distanz. Und ebenso wie bei Baum stand seine Kontrolluhr auf zweieinhalb Minuten. Der erste Funkspruch ging nach Mailand, der zweite nach Moskau. Der dritte – und längste – ging nach Andermatt.
    Im Zimmer 207 des Hotels Schweizerhof sah Golchack auf seine Armbanduhr. Es war genau 16 Uhr. In rund einer Stunde würde der Atlantik-Expreß von Mailand zu seiner langen Fahrt aufbrechen, die ihn am Ende nach Amsterdam führen würde. Und schon jetzt war die geheime sowjetische Operationsbasis, die Golchack in der Schweiz eingerichtet hatte, aktionsbereit.
    In Wien war es genau 16 Uhr, als Leo Skoblin, der Chiffrierbeamte aus dem Chiffrierraum der sowjetischen Botschaft, seinen Dienst beendet hatte und das Gebäude verließ. Er eilte davon, so schnell sein Humpeln das zuließ, und kletterte hinters Lenkrad seines Volkswagens. Der Motor war kalt und sprang erst beim achten Versuch an. Er seufzte erleichtert auf und fuhr schnell davon. Er schlängelte sich, mit den Händen fest am Lenkrad, durch den dichten Verkehr.
    Vielleicht lag es am dichten Verkehrsgewühl, vielleicht auch daran, daß er es so ungewöhnlich eilig hatte, daß er nur gelegentlich in den Rückspiegel blickte. Sicher ist, daß er den alten Mercedes nicht sah, der ihm folgte, ein Fahrzeug, in dem dieselben beiden Männer saßen, die zuvor an diesem Nachmittag im Wienerwald die Leiche eines Antiquars namens Heinz Golchack mit Benzin übergossen und verbrannt hatten.
    Es war Leo Skoblin gewesen, dem Oberst Igor Scharpinsky den versiegelten Umschlag mit den Funksprüchen ausgehändigt hatte, bevor er Wien verließ, um unter dem Namen Heinz Golchack seine Maschine nach Zürich zu erreichen. Es war Leo Skoblin gewesen, der auf Scharpinskys Schreibtisch die beiden Flugtickets für den Flug in die Schweizer Stadt entdeckt hatte. Und es war der peinlich genau arbeitende Scharpinsky gewesen, der Befehl gegeben hatte, Skoblin im Auge zu behalten, aber nur als reine Vorsichtsmaßnahme.
    Als er die Hauptpost erreicht hatte, humpelte Skoblin hinein und flüsterte am Schalter für Ferngespräche die Nummer über die Theke, mit der er verbunden werden wollte. Das Mädchen verstand ihn beim erstenmal nicht richtig, und er wiederholte etwas lauter die Züricher Telefonnummer, aber immer noch leise genug, um niemanden mithören zu lassen.
    »Sie werden warten müssen«, sagte das Mädchen. »Ich werde die Zellennummer ausrufen…«
    »Sagen Sie nur ›Ihre Züricher Nummer‹«, bat er.
    In fieberhafter Ungeduld, die er sorgfältig verbarg, setzte er sich mit dem Rücken zur Wand auf eine der Bänke. Von Skoblins Standpunkt aus war das System nicht, sehr vorteilhaft. Bei einem Auslandsgespräch gab man dem Mädchen die Nummer und wartete dann, bis die Verbindung hergestellt war und das Mädchen die Nummer der Zelle ausrief, in der man das Gespräch annehmen konnte. Leo Skoblin war kein Amateur – er hatte einen Sitzplatz gewählt, von dem aus er eine gute Sicht hatte –, bemerkte aber dennoch nicht das leise Eintreten der beiden Männer aus dem Mercedes, die in einem dunklen Teil der Halle Posten bezogen.
    Er mußte zehn Minuten warten, und dann rief das Mädchen die Nachricht aus, »Ihr Gespräch mit Zürich ist da. Nehmen Sie es in Zelle drei an…«
    Skoblin humpelte schnell zu Zelle drei, die in der Nähe des Ausgangs lag. Er schloß die Tür sorgfältig hinter sich, nahm den Hörer ab und sprach schnell auf deutsch. »Dieser Anruf ist sehr dringend. Herr Kramer. Paul Kramer. Stellen Sie mich zu Arthur Petersen durch. Bitte beeilen Sie sich…«
    »Einen Augenblick, bitte…«
    Die Telefonistin im Abwehrhauptquartier General Trabers reagierte schnell. Die Namen, die man ihr genannt hatte, hatten absoluten Vorrang, und sie stellte sofort zum privaten Anschluß Trabers durch. »Herr Paul Kramer für Sie – aus Wien…«
    »Stellen Sie ihn durch…«
    »Hier Paul Kramer…«
    »Petersen am Apparat…« Traber, ein kleinwüchsiger, dicklicher Mann von fünfundfünfzig mit

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