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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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über die schneebedeckte Landstraße dahinraste. Wargrave, der am Steuer saß, warf einen Blick in den Rückspiegel und sah nichts als die leere Straße. »Es könnte klappen«, bemerkte er zu Elsa, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß.
    »Das klingt nicht sehr hoffnungsvoll«, meinte Elsa.
    »In diesem Geschäft nehme ich immer nur das Schlimmste an«, erwiderte Wargrave liebenswürdig.
    Auf der anderen Seite der gepanzerten Zwischenwand hinter ihnen saß Julian Haller zusammen mit General Marenkow und vier SIFAR-Männern in Zivil, die automatische Waffen schußbereit auf dem Schoß hielten. Auch diesmal schien der Russe der ruhigste Fahrgast zu sein. Er las weiter in einem Roman von Agatha Christie, den Elsa ihm geliehen hatte. Haller fragte sich, ob das Fatalismus war. Oder verhielt es sich einfach so, daß das jahrelange Leben mit dem beständigen Druck und Streß seines Jobs Marenkow gelehrt hatte, niemals seine Gefühle zu zeigen? Der Lastwagen rumpelte mit hoher Geschwindigkeit weiter auf die Innenstadt Mailands zu.
    Hinter ihnen hielt Ugo Sala sorgfältig Abstand zwischen dem Lastwagen und dem Funktaxi, das er selbst fuhr. Zuvor hatte er in einer Seitenstraße in der Nähe der Flughafenausfahrt gewartet und die Abfahrt von Oberst Molinaris Konvoi nach Süden und das Aufschließen von Toni Morosi beobachtet. Der achtundvierzigjährige Ugo Sala, von kleiner Statur und eine Menge Gewicht mit sich herumschleppend, hatte einen großen Kopf und einen breiten, aggressiven Mund. Da er ein erfahrenerer Agent war als Morosi, hatte man ihm die Aufgabe zugewiesen, für den Alternativfall bereitzustellen. »Und jetzt habe ich vier Asse im Ärmel«, sagte er sich, als er näher an den Lastwagen heranfuhr. Es war jetzt nicht mehr gefährlich, aufzuschließen; der Verkehr war stärker geworden.
    Hinterm Lenkrad des Lastwagens warf Wargrave wieder einen Blick in den Rückspiegel. Er näherte sich der geheimen Operationsbasis Molinaris, in die man sie nach der Landung in Mailand gebracht hatte. Er fuhr jetzt wegen des Verkehrs und der Straßenbahnen langsamer. Kaum eine Minute später blickte er wieder in den Rückspiegel. »Ärger?« fragte Elsa.
    »Ich glaube, wir werden von einem Taxi verfolgt.«
    »Hier fahren viele Taxis herum…«
    »Dieses ist aber schon kurz hinterm Flughafen aufgetaucht.«
    »Ein Taxi sieht wie jedes andere aus. Woher willst du das wissen?«
    »Er hat nur halb unter einem Schutzdach geparkt – eine Seite der Motorhaube ist dick mit Schnee bedeckt, die andere kaum.«
    »Was müssen wir tun?«
    »Ihn loswerden…«
    Elsa sah auf die Uhr. »Es ist halb vier. Der Atlantik-Expreß fährt um fünf nach fünf ab – und ich muß noch an Marenkow arbeiten, um seine Erscheinung zu verändern. Wir können nicht kreuz und quer durch die Stadt hetzen.«
    »Vielleicht müssen wir das auch gar nicht…«
    In Mailand haben die Straßenbahnen absolute Vorfahrt. Wargrave näherte sich einer Kreuzung; die Straße vor ihm war frei. Er trat den Gashebel durch. Elsa warf einen Blick nach rechts und erstarrte. »Paß auf… Straßenbahnen!« Die erste einer ganzen Reihe von Straßenbahnen fuhr auf die Kreuzung, als Wargrave das Gaspedal durchtrat. Entsetzt sah Elsa, wie die vorderste Straßenbahn sich schrill klingelnd vor ihrem Seitenfenster auftürmte. Der Lastwagen donnerte weiter. Fußgänger drehten sich um und erstarrten vor Entsetzen. Der Straßenbahnfahrer, der noch immer ununterbrochen klingelte, machte sich auf den Zusammenstoß gefaßt. Wargrave sah starr geradeaus und trat weiterhin das Gaspedal durch. Hinten im Laderaum hörten die SIFAR-Männer das Schrillen der Klingel und hielten sich an den Armlehnen ihrer Sitze fest. Der Straßenbahnfahrer starrte ungläubig, als das Heck des Lastwagens im Nebel verschwand und die Straßenbahn weiterfuhr.
    In seinem Funktaxi stieß Ugo Sala gemeine Flüche aus, als er so heftig auf die Bremse trat, daß er durch die Windschutzscheibe geflogen wäre, wenn er den Sicherheitsgurt nicht angelegt hätte. So brachte ihn das heftige Bremsen nur zum Keuchen. Immer noch fluchend wartete er, bis die Prozession der Straßenbahnen vorüber war. Sie hatte ihm total die Sicht versperrt.
    Als er die Sackgasse erreichte, riß Wargrave das Lenkrad herum. Er hatte die Fahrt zwar schon verlangsamt, fuhr aber immer noch mit überhöhter Geschwindigkeit über das holprige Pflaster der engen Straße. Er griff nach dem Mikrophon, das Molinari bei ihrer ersten Fahrt hierher benutzt hatte.

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