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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Funkspruch erhalten, in dem er informiert worden war, daß Marenkow der Passagier sei. Wander war in der für ihn bezeichnenden Art sofort tätig geworden. »In wenigen Minuten steige ich in einen Zug nach Basel«, sagte er dem Engländer mit fröhlicher Stimme. »Ich habe schon mit Traber Verbindung aufgenommen und werde von dort an Ihre Sicherheit übernehmen, während Sie durch Deutschland reisen. Was sagen Sie, Harry? Scharpinsky ist in Zürich? Das gefällt mir aber gar nicht…«
    »Das gefällt niemandem«, gab Wargrave zu.
    »Noch etwas«, fuhr der Deutsche fort. »Wenn den Sowjets klar wird, daß es Ihnen gelingt, Marenkow sicher herauszubringen, sehe ich einen Exodus all ihrer wichtigen Untergrundagenten voraus – ich habe an der Grenze zum Osten also volle Alarmbereitschaft angeordnet. Merkwürdigerweise macht dieser schreckliche Schneesturm es leichter für uns, sämtliche Grenzübergänge abzuriegeln. Wir könnten einen großen Fischzug landen…«
    »Wenn wir Marenkow sicher herausbringen«, wiederholte Wargrave. »Ich mag Ihre Zuversicht – aber glauben Sie mir, das wird eine Schinderei…«
    Der Anruf bei Oberst Springer in Lugano – der Schweizer hatte eine Nachricht hinterlassen, daß er dort zu erreichen sei – war kürzer. Wargrave versicherte sich nur, daß die besonderen Arrangements, um die er zuvor gebeten hatte, in Chiasso tatsächlich getroffen werden würden. »An den letzten Schlafwagen wird ein offener Güterwagen angehängt werden«, versicherte ihm der Schweizer Oberst.
    In Den Haag sprach der untersetzte General Scholten, der Mann mit dem rosigen Gesicht, mit seinem Assistenten Jan Sailer, der vom Äußeren her das genaue Gegenteil seines Chefs war. Sailer war einen Meter fünfundachtzig groß, hatte ein mageres Gesicht und trug einen ewig besorgten Ausdruck zur Schau. Jetzt gab er Scholten die jüngsten Berichte über die Bewegungen der terroristischen Geiger-Gruppe. Der siebenunddreißigjährige Holländer, der seinen Chef um Haupteslänge überragte, schüttelte mißmutig den Kopf.
    »Gerüchte, nichts als Gerüchte – nichts Greifbares, in das ich reinbeißen kann…«
    »Aber alles deutet darauf hin, daß die Geiger-Gruppe nach Holland einsickert? Richtig?«
    »Sieht fast so aus…«
    Er wartete, während Scholten über sein Scrambler-Telefon den Anruf aus Mailand entgegennahm. Er hatte bereits Wargraves verschlüsselten Funkspruch erhalten, daß Marenkow sich im Atlantik-Expreß befinden werde. Und er wußte, daß der Züricher Flughafen geschlossen worden war. Das bedeutete, daß Marenkow bald mit der bereitstehenden Boeing 707 von Schiphol ausgeflogen werden würde – falls er überlebte. Und er wußte auch, daß die Deutschen die Grenze im Osten abgeriegelt hatten, um einer Flucht wichtiger Untergrundagenten vorzubeugen.
    »Wir freuen uns darauf, Sie in Amsterdam zu sehen«, beschloß er das Gespräch mit Wargrave. »Falls notwendig, kann ich Sie ja auch im Atlantik-Expreß erreichen. Ein letztes Wort. Seien Sie vorsichtig!«
    Scholten legte den Hörer auf, stand auf und trat ans Fenster. Die Dächer der Parlamentsgebäude in der Ferne waren mit dünnen Schneespuren überzogen, mehr war es nicht. Der große europäische Schneesturm ließ die Niederlande noch immer verschont. Und eine Tugend, die Scholten besaß, war die Gabe, zwei Züge vorauszudenken.
    »Erinnern Sie sich daran, daß 1951 die sowjetischen Agenten Burgess und MacLean an Bord des sowjetischen Frachters Maria Uljanowa vor Dünkirchen abgeholt wurden?« fragte er plötzlich.
    »Ich glaube, ich habe davon gehört, ja«, erwiderte Sailer. Er begriff die Bemerkung seines Chefs überhaupt nicht.
    »Das Interessante ist, daß die Geschichte sich manchmal doch wiederholen kann«, fuhr Scholten fort. »Ich habe soeben gehört, daß die Maxim Gorkij, ein sowjetischer Frachter von siebzehntausend Tonnen, Helgoland passiert hat und in schwerer See nach Süden stampft. Sie wird bald vor der holländischen Küste sein.«
    »Tatsächlich?« bemerkte Sailer, der noch immer nicht sah, in welche Richtung sein Chef dachte. »Sie wird eine harte Überfahrt haben – das Barometer fällt rasch.« Das entsprach den Tatsachen – ein Sturm von Windstärke acht kam gerade auf, und man hatte schon die Deichwachen alarmiert, die die Deiche schützen sollten, wenn die riesigen Wellen heranbrandeten. Vor weniger als achtundvierzig Stunden hatte Elsa Lang beim Hinuntersehen aus der KLM-Maschine, die sie von London nach Schiphol

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