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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Zeit gibt, Marenkow zu erledigen…«
    »Irgendwelche zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen?« fragte Haller knapp.
    »Eine Menge.« Wargrave sah auf seine Uhr. »Molinari hat im dritten Stock zum Glück ein Scrambler-Telefon installieren lassen. Ich werde es bis zum letzten Moment hier benutzen. Und noch etwas, Julian…« Er nannte dem Amerikaner noch ein paar besondere Details, wie der Russe im Zug zu bewachen sei. »So, und jetzt muß ich diese Anrufe erledigen…«
    Auf dem Weg nach oben blieb Wargrave kurz im zweiten Stock, um Phillip John, dem Scharfschützen, den Julian Haller von der CIA ausgeliehen hatte, weitere Instruktionen zu geben. Das frischgebackene britische Sparta-Mitglied war gerade dabei, eine 9-mm-Luger-Pistole zu überprüfen, als Wargrave eintrat. Der ein Meter achtzig große dreiunddreißigjährige Phillip John hatte gewelltes braunes Haar und gleichmütige blaue Augen, die jeden fest ansahen, mit dem er sprach. Der weißgesichtige John blickte kaum auf, als sein Besucher den Raum betrat, und fingerte weiter an seiner Waffe herum, bis er sie in sein mit einer Feder zu öffnendes Schulterhalfter steckte.
    »Läuten die Alarmglocken?« fragte er beiläufig.
    »Wie kommen Sie darauf?« wollte Wargrave wissen.
    »Ich habe gelernt, Atmosphäre zu erspüren.« John lächelte schwach. »Und ich habe gehört, daß Sie in einem verdammten Eiltempo die Treppe heraufgekommen sind.«
    »Der Züricher Flughafen ist geschlossen worden. Also müssen wir den ganzen Weg nach Schiphol.«
    »Könnte Spaß machen…«
    »Ich hoffe, diese letzte Bemerkung entspricht nicht Ihrer allgemeinen Einstellung zu der Aufgabe, die vor uns liegt«, sagte Wargrave langsam und mit Nachdruck.
    »Es hat keinen Sinn, daß wir uns in die Haare geraten.« John hatte eine sanfte Stimme und ein leichtes und selbstverständliches Auftreten. Seine Bewegungen waren aber alles andere als beiläufig und leicht gewesen, als sie das Spiel ›Wer hat die Waffe zuerst‹ gespielt hatten, um seine Reflexe zu testen, wie Wargrave sich erinnerte. Sogar Johns Kleidung war eher leger; er trug einen schwarz-weiß karierten Sportanzug, der sorgfältig so geschnitten war, daß man die Luger in seiner linken Achselhöhle nicht sehen konnte. Er lächelte über den angespannten Ausdruck in Wargraves Gesicht.
    »Den Ausdruck Ihrer jungen Agentin mag ich lieber«, bemerkte er. »Da sie dabei ist, wird die Reise wie im Flug vergehen.«
    »Und das ist ein weiterer Punkt«, fuhr Wargrave mit dem gleichen gelassenen Tonfall fort. »Wenn ich Sie dabei erwische, daß Sie mit dem Mädchen anbändeln, breche ich Ihnen den Arm.«
    »Kein Problem«, versicherte ihm John leichthin. »Ich habe aber Augen im Kopf, und sie hat zwei fabelhafte Beine. Oder ist Ihnen das noch nicht aufgefallen?«
    Wargrave ignorierte diese Bemerkung, gab ihm detaillierte Anweisungen und verließ den Raum. Auf dem Weg nach oben ärgerte er sich ein wenig über sich selbst. Er war doch nicht etwa eifersüchtig auf diesen gutaussehenden Burschen, den er mit Elsa hatte plaudern sehen?
    In den nächsten Minuten, allein in seinem Zimmer im dritten Stock mit dem Scrambler-Telefon, war er fieberhaft tätig. Sein erster Anruf bei General Traber versetzte ihm einen Schock. Der Schweizer Abwehrchef aus Zürich unterbrach ihn.
    »Ja, die Meteorologen erwarten, daß unser Flughafen tagelang geschlossen bleibt. Und ich habe noch mehr schlechte Nachrichten – ich habe allen Grund zu der Annahme, daß sich Oberst Igor Scharpinsky in diesem Augenblick irgendwo in Zürich aufhält. Ich lasse gerade nach ihm fahnden – aber ohne eine Personenbeschreibung sind die Aussichten nicht sehr vielversprechend.«
    »Er wird das Unternehmen leiten, mit dem sie Marenkow zur Strecke bringen wollen…«
    »Das meine ich auch. Irgend etwas Neues aus Andermatt – von Ihrem Agenten? Das könnte sich als äußerst wichtig erweisen, da Andermatt über dem Gotthardtunnel sitzt, durch den der Atlantik-Expreß hindurch muß«, erinnerte Traber den Engländer.
    »Nicht ein Wort. Diese Dinge brauchen Zeit. Aber vergessen Sie nicht, daß ich meinem Freund Ihre Nummer gegeben habe und daß der Codename Leros ist. Falls Sie eine Meldung von Leros erhalten, leiten Sie sie sofort an mich weiter – es könnte eine kryptographische Meldung sein, aber ich werde sie verstehen…«
    Wargraves nächster Anruf galt Hauptmann Franz Wander vom deutschen BND, der in Wiesbaden auf das Gespräch wartete. Wander hatte bereits den verschlüsselten

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