Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
ist das normale Verfahren«, erwiderte Marenkow brüsk. »Es ist mein Paß in die Vereinigten Staaten – die Informationen, die ich im Gehirn mit mir herumtrage. Sämtliche ehemaligen KGB-Agenten, die nach Amerika geflogen sind, haben bis zum Betreten amerikanischen Bodens gewartet, bis sie redeten…«
    »Es hat keinen Zweck«, warf Haller ein. »Ich habe das alles schon früher mit dem General durchexerziert – und, wie er sagt, es ist tatsächlich das normale Verfahren.«
    Springer zeigte ein verschlossenes und grimmiges Gesicht, als er Marenkow anstarrte, der seinen Blick ausdruckslos erwiderte. Elsa entschied, daß es an der Zeit sei, die zwischen den beiden Männern wachsende Spannung zu lockern. »Lassen Sie ihn doch in Ruhe weiteressen«, sagte sie dem Schweizer Oberst leichthin. »Wir haben auch so schon genug um die Ohren«, meinte sie, »da müssen wir uns nicht auch noch streiten…«
    Sie hatten ihre Mahlzeit beendet, als Matt Leroy an die Tür klopfte. »Ein dringendes Gespräch für Oberst Springer über Funktelefon«, verkündete er. Er betrachtete die Überreste der Mahlzeit. »Schön zu sehen, daß hier niemand mehr Hunger leiden muß«, bemerkte er trocken. Haller sah bestürzt aus. »Mein Gott, es ist höchste Zeit, daß John Sie ablöst – zerren Sie ihn aus seinem Abteil raus, und dann kommen Sie wieder, und essen Sie etwas…«
    Elsa beklagte sich, sie sei etwas steif in den Beinen, und begleitete Springer zum Funkabteil; sie hatte vermutet, dieser Anruf könne die Antwort auf Wargraves Bitte um Überprüfung Peter Neckers, ihres Funkers, sein. Und da Springer zuvor von Haller über Wargraves ›Tod‹ in Mailand informiert worden war, wollte sie nicht, daß die Meldung an Haller weitergeleitet wurde. In seinem Funkabteil hatte der gnomenhaft wirkende Necker soeben seine Mahlzeit beendet. Springer nahm den Anruf entgegen. Ohne Necker anzusehen, sagte er mehrmals »ja« und schließlich: »Sind Sie sicher?« Er legte dann auf und nahm Elsa mit auf den Gang.
    »Ich verstehe nicht, was geschehen ist«, sagte er ernst. »Ich habe einen von Wargrave in Bellinzona abgezeichneten Funkspruch erhalten, und Haller sagt mir, er sei in Mailand gestorben. In der Nachricht hieß es, ich sollte Ihnen die Antwort geben. Dieser Anruf kam von meinem Chef, General Traber, in Zürich. Er hat eine Nachricht von Hauptmann Wander vom deutschen BND erhalten, der jetzt in Basel wartet, um von dort an für die Sicherheit des Zuges zu sorgen. Peter Necker ist durchleuchtet und für zuverlässig befunden worden. Wander sagt, er würde für Necker die Hand ins Feuer legen.«
    »Erzählen Sie es Haller nicht – oder sonst jemanden. Ich komme später wieder zu Ihnen…«
    »Wie Sie meinen…«
    Springer zeigte einen neugierigen Gesichtsausdruck, als er Elsa einen Augenblick lang musterte. »Ich habe Hallers Bericht ohnehin für seltsam gehalten«, murmelte er. »Ich lege die ganze Geschichte in Ihre Hände…«
    Phillip John hatte unterdessen Matt Leroy abgelöst und stand jetzt am vorderen Ende des Waggons, als Elsa sich ihm näherte. Der Engländer, wie immer elegant und gelassen wirkend in seinem karierten Anzug, lächelte schwach. Sie hatte den Eindruck, daß er sich während seiner kurzen Ruhepause rasiert hatte. »Sie können wohl nicht von mir lassen?« zog er sie auf.
    »Es mag Ihnen seltsam vorkommen, aber wenn ich mir ungeheure Mühe gebe, schaffe ich es für eine oder zwei Stunden«, entgegnete sie. »Und jetzt haben Sie vielleicht die Güte, mich in den nächsten Wagen zu lassen.«
    »Wozu?«
    »Weil ich es will, verdammt noch mal«, fauchte sie zurück.
    »Sie brauchen nur einen Wunsch zu äußern, Gnädigste – und schon ist er erfüllt«, erwiderte John, der völlig unbeeindruckt war. Er hob die Hände und machte sich an Elsas schwarzer Perücke zu schaffen, als wollte er sie zurechtrücken. Sie hatte sie aufgesetzt, bevor sie Hallers Abteil verlassen hatte. Dann zog er ihre Hornbrille hoch, bis sie auf der Nasenwurzel saß. Eine Sekunde lang berührte er ihre Wange. »Früher oder später, wenn dies alles einmal vorüber ist, sollten wir beide…«
    Sie ging durch die Tür, die er aufgeschlossen hatte, ohne etwas zu erwidern. Sie hörte, wie er zuschloß, und eilte zu Joseph Lauriers Schlafwagen. In seinem Abteil prüfte Wargrave den Sitz des Messers mit dem Knochengriff, das er zuvor in seine rechte Socke gesteckt hatte, bevor er die Tür aufmachte und sie einließ. Sie erzählte ihm von dem Anruf, der

Weitere Kostenlose Bücher