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Lawinenexpreß

Lawinenexpreß

Titel: Lawinenexpreß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Sie im Mailänder Hauptbahnhof ohne weiteres töten können…«
    Wargrave schüttelte den Kopf. »Sie wußten, daß Sie das nicht tun konnten. Sie wußten, daß Oberst Molinari über den angeblichen Mord im Bilde war. Und Sie wollten mit dem Atlantik-Expreß mitfahren. Übrigens«, fuhr er fort, »wenn Sie mich erschossen und versucht hätten zu fliehen: Drei von Molinaris Scharfschützen haben Sie ständig im Visier gehabt, als Sie sich in der Halle aufhielten – das war eine reine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Sie sind übergeschnappt wie ein tollwütiger Fuchs…« Johns Mund verzog sich zu einem schiefen Schnauben. »Und warum habe ich Marenkow noch nicht längst erschossen?«
    »Weil Sie nicht eine einzige Gelegenheit dazu hatten. Immer dann, wenn diese Abteiltür geöffnet wird, wird einem irgendein Revolver unter die Nase gehalten. Ob Hallers oder Elsas – das ist dabei belanglos. Und Sie sind ein Profi, John – Sie wissen, daß selbst wenn Sie schießen würden, Sie durch die Reflexbewegungen der Finger am Abzug auch selbst getötet würden. Ich habe nämlich sehr ausgeklügelte Vorsichtsmaßnahmen getroffen, bevor ich in diesen Zug eingestiegen bin.«
    »Das ist doch nichts weiter als reine Spekulation«, protestierte John. »Sie haben gesagt, Sie hätten Beweise – jetzt zeigen Sie mir mal Ihre verdammten Beweise, Sie Vollidiot.«
    »Vira«, erwiderte Wargrave einfach. »Elsa hat mir haargenau beschrieben, was dort geschehen ist. Sie haben von einem festen Standort aus mit Ihrer Luger auf drei Männer gezielt, die sich mit nicht mehr als fünfunddreißig Stundenkilometern an Ihnen vorbeibewegten. Sie haben drei Schüsse abgefeuert – und haben jedesmal danebengeschossen…«
    »Es war ein bewegliches Ziel…«
    »Auf eine Entfernung von knapp fünfzig Metern. Drei Männer, dicht beieinander. Sie haben genau gezielt, um ja keinen von Ihren eigenen Männern zu treffen.«
    John seufzte. »Das ist mir alles zu hoch. Jetzt brauche ich auch eine Zigarette…« Er schlüpfte mit der rechten Hand in sein Jackett und wollte die Luger hervorziehen. Wargrave drückte das glühende Ende seiner Zigarette auf Johns Handrücken. John zuckte zusammen und ließ die Waffe fallen, die scheppernd zu Boden fiel; er versetzte Wargrave einen harten, klatschenden Schlag auf den Hals. Wargrave ging ein wenig zu spät auf, daß John beidhändig schlagen konnte und links und rechts gleichermaßen kräftig und beweglich war. Ihm wurde schwarz vor Augen, als John ihm mit dem Knie wild in den Unterleib stieß, aber er hatte den Angriff kommen sehen und die Wirkung durch eine schnelle Drehung mildern können. Er zielte einen Schlag auf Johns Unterbauch, aber John drehte sich gleichfalls weg und fing den Schlag mit der Hüfte ab.
    Die beiden Männer kämpften in dem engen Raum zwischen Waschraum und Außentür miteinander, aber Wargrave war noch immer benommen von dem unerwarteten Schlag. Er sah seinen Gegner nur als verschwommene Gestalt, und zudem war John kräftiger, als er erwartet hatte. Plötzlich senkte John den Kopf und stieß ihn Wargrave hart ins Gesicht, während er gleichzeitig den Türgriff herunterdrückte, so daß die Waggontür aufflog. Wargrave fiel in die Nacht hinaus, aber im Fallen langte seine linke Hand nach oben und packte die Oberseite der Tür, und dann hing er mit nur dieser einen Hand an der schwingenden Tür in der Luft.
    Der Expreß war soeben auf eine weitere geschwungene Brücke gefahren, die eine tief unter Wargrave gähnende Schlucht überspannte. Nur das Schwanken des Waggons verhinderte, daß seine Hand beim Zurückschwingen der Tür zerschmettert wurde. Jetzt aber begann die Tür wieder auf den Waggon zuzuschwingen. John wartete mit der schnell vom Fußboden aufgehobenen Luger in der Hand. Er hatte keineswegs die Absicht, Wargrave zu erschießenden Knall eines Schusses würde er nie erklären können. Wargrave sollte ganz einfach verschwinden. Er stand ja sowieso in dem Ruf, ein einsamer Wolf zu sein – wer würde sich also wundern, wenn er wieder einmal verschwand? Dies alles schoß John blitzschnell durch den Kopf, als er darauf wartete, mit dem Lauf der Luger auf Wargraves halberfrorene Knöchel einschlagen zu können, diese Knöchel zu zerschmettern.
    Die Waggontür bewegte sich langsam auf John zu. Wargrave stöhnte vor Schmerz auf. Er streckte den Arm aus, ließ dann die Hand fallen und krümmte sich zusammen. John beobachtete ihn wie ein Arzt, der die Reaktion eines Patienten prüft. Sein

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