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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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beschäftigt bin. Außerdem spricht er leise, erschöpft wie er ist. Mich beschäftigt die Frage, ob ich mich nicht besser heimlich aus dem Staub machen sollte, jetzt, da alle beschäftigt scheinen. Was habe ich hier noch verloren? Der Lehrer richtet seine letzten Worte an mich, was mir auffällt, als alle Gesichter sich mir zuwenden, was sich anfühlt, als strahle mich ein 2000-Watt-Scheinwerfer an, die geballte Aufmerksamkeit Beeks.
    »Und so klingt es sicherlich überraschend und vielleicht etwas ungeheuerlich, wenn wir dir, lieber Mittler, und dir, liebe Daphne, den Personen, bei denen wir uns eigentlich überschwänglich bedanken wollen, und es soll das letzte Mal sein, für immer, noch einmal einen kurzen Aufenthalt unter Beobachtung zumuten müssen, eine Art freundlichen Arrest. Ich sehe keine andere Lösung.«
    »Bitte?«, frage ich. Ich habe irgendetwas nicht mitbekommen.
    »Leider müssen wir zur Gegenprobe aufbrechen«, sagt der Lehrer. »Denn wir wissen bis jetzt nicht wirklich sicher, ob dieser Weg durch die Einöde an Seilen eine verlässliche Passage für uns nach drüben darstellt. Woher sollen wir wissen, dass diese Expedition nicht nur gelang, weil der Mittler, weil Personen von außerhalb anwesend waren, die unsere Schritte lenkten?«
    »Von Schritte lenken kann wohl keine Rede sein«, sage ich, »du hast mich getragen, schon vergessen?«
    »Trotzdem«, sagt der Lehrer. »Woher sollen wir die Gewissheit haben, dass dieser Weg auch dann noch zum Ziel führt, wenn ihr in eure Welt zurückgekehrt sein werdet? Wir brauchen eine Folgeexpedition ohne euer Zutun, erst dann können wir euch gehen lassen.«
    »Aber deshalb müsst ihr uns doch nicht einsperren«, sage ich.
    »Heiner«, sagt der Lehrer, und ich spüre bei dieser Anrede die Augen Danielas auf mir, die mich nur als Lazyboy kennengelernt hat. »Du selbst hast mir erzählt, was dich in deine Welt zurückzieht, wie dringlich dein Anliegen ist, und ich habe es gut verstanden, denn auch ich bin ein menschliches Wesen mit menschlichen Gefühlen, und auch ich habe einmal geliebt.«
    Die Blicke der Beeker schwenken bei diesen Worten erst zum Lehrer und dann zu Daniela hinüber.
    »Und ich kann mir bestens vorstellen, dass du nicht weiter warten magst, wie unsere Sache ausgeht. Dass du wieder einmal in Versuchung gerätst. Wir haben dich ein wenig kennengelernt, Mittler, deine Qualitäten, aber auch deine Abgründe, und deshalb werden wir dich zum Segen Beeks festsetzen, bis die Passage durch die Einöde als sicher gelten kann.«
    Er schaut mir direkt ins Gesicht. Für einen kurzen Moment sieht er traurig aus.
    »Wir brechen erneut in die Einöde auf, unter meiner Führung, es mag mich begleiten, wer will, und es ist mir wichtig, dass auch jene dabei sind, die bei der ersten Expedition scheiterten. Wenn wir alle, und ich betone es, alle anhand der Seile durch die Einöde auf die andere Seite gelangen und dort mit offenen Armen empfangen werden, wenn wir zu einer Verständigung mit den dortigen Bewohnern kommen und anschließend alle anhand der Seile sicher zurückgekehrt sein werden, erst dann gilt für mich als bewiesen, dass dies die Passage ist, nach der wir uns so gesehnt haben, dass erst dann die Wiedervereinigung Beeks gefeiert werden kann. Erst dann steht es dem Mittler zu, die Verantwortung abzulegen und in seine Welt zurückzukehren, wenn er es denn will. Bringt sie in die Hütte des Mittlers!«
    »Moment«, rufe ich, aber meine Worte gehen im tosenden Jubel unter, der sich endlich Bahn bricht. Ich werde überwältigt. Dieselben Beeker, die mich vor Kurzem noch auf Händen als Held aus der Einöde trugen, binden mir erneut die Gelenke.
    »Undank ist der Welten Lohn«, rufe ich, aber meine Worte gehen im allgemeinen Lärm unter.
    Der Großteil der Menge schwenkt Richtung Einöde ab, Daphne und ich werden zur Hütte getragen.
    Wieder sitzen wir in der Hütte fest, Daphne auf dem Boden mit angewinkelten Knien, ich auf der Pritsche, den Rücken an die Holzwand gelehnt. Vor der Tür und vor dem Fenster stehen mit Baseballschlägern bewaffnete Männer.
    »Unglaublich«, sage ich.
    »Ach, komm schon«, sagt Daphne. »So schlimm ist das auch nicht. Das überleben wir auch noch.«
    »Was ist denn das für eine Art«, sage ich, »uns immerzu einzusperren. Wir sind doch Gäste hier, und wir sind wichtige Gäste. Die sollten sich lieber mal erkenntlich zeigen.«
    »Na ja«, sagt Daphne. »Richtig verlässlich bist du ja wirklich nicht

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