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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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grinsen. Das liegt an der Lücke zwischen seinen Schneidezähnen. Ich nehme an, dass sich deshalb immer und überall die fantastischsten Frauen der Erde für ihn interessieren, auch wenn seine Frisur mehr als zweifelhaft ist. Mirko hat immer noch lange Haare wie früher, als wir beide Iron-Maiden-Fans waren, obwohl er seit Jahren zunehmend eine Glatze entwickelt. Es sieht lustig aus. Fluffig irgendwie. Er sieht aus wie ein kleines, zauseliges Ding. Bei den Frauen ruft es offensichtlich Liebe oder sexuelles Begehren hervor. Vielleicht ist es aber auch sein Beruf, der ihn zum männlichen Magneten prädestiniert. Ich nehme an, es wirkt als Aphrodisiakum, wenn man als Antwort auf die Frage nach dem Beruf Musikproduzent sagen kann. Außerdem ist er sehr breit gebaut. Auch jetzt stelle ich fest, dass sich bedeutend mehr Frauen mit iPod-Stöpseln in den Ohren und Stirnbändern nach ihm umdrehen. Wenn sie sich nach ihm umdrehen, gucken sie eindeutig sexuell interessiert. Wenn sie sich nach mir umdrehen, gucken sie mitleidig, oder sie versuchen sich ihr Grinsen nicht anmerken zu lassen. Allerdings trägt er auch sein Muscle-Shirt, auf dem Ich habe DJ Petzi produziert steht. Meine Wenigkeit hat extra normale Kleidung angezogen, Zivilkleidung, ich habe komplett auf Joggingwäsche verzichtet, damit es nicht zu peinlich aussieht. Wir walken gebückt unter Weidenzweigen hindurch, links von uns auf dem bleigrauen Wasser der Alster dümpelt ein dümmlich blickendes Schwanenpaar, White Trash, das Schwanenproletariat. Zwar bewegen wir uns tatsächlich wie abgesprochen um die Alster, das alleine taugt eigentlich schon zum Wunder, allerdings joggen wir nicht, das hält sein Knie nicht aus, behauptet Mirko. Er habe aus Übersee Kniebeschwerden mitgebracht. Wir halten unsere Ellbogen schön hoch und schwingen die Ärmchen, machen große, weit ausholende Schritte. Am Telefon hat er gesagt, man würde auf diese Art genauso viel Fett verbrennen wie beim Joggen, ich würde mir schon keinen Zacken aus der Krone brechen. Klar, Großmutter, habe ich gesagt. Jetzt hoffe ich bloß, dass wir niemanden treffen, den ich kenne, während wir um dieses Binnengewässer wackeln, das wäre ganz und gar nicht gut fürs Image. Man weiß, dass man die besten Zeiten hinter sich hat, dass die eigene Sonne in den Sinkflug übergegangen, dass der eigene Stern ins Taumeln geraten ist, wenn man sich plötzlich zu gelenkschonenden Sportarten hingezogen fühlt.
    »Das ist doch geil«, sagt er jetzt, und er meint meine Geschichte mit den Türen. Ich habe mich entschlossen, ihm gegenüber offensiv mit dem Problem umzugehen. Diesmal habe ich die spektakulärere Geschichte zu erzählen, auch wenn ich nicht Grace Jones privat kennengelernt oder mit Ingrid Maisel gekokst habe. Er grinst über beide Ohren.
    »Geil. Das ist wie mit dem Wurmloch bei Raumschiff Enterprise. Geil!«
    »Wie man’s nimmt«, sage ich. »Das letzte Mal stand ich plötzlich in Bonn am Rhein in einer Seitenstraße, es dauerte eine Weile, bis ich herausgefunden hatte, wo ich war, die Leute reagieren immer sehr zurückhaltend, wenn ich frage, in welcher Stadt ich mich befinde. Und dann ausgerechnet Bonn. Da wollte ich wirklich noch nie im Leben hin. Obwohl, schön ist es da schon, weißt du, ich schaute mir die Altstadt an, den Langen Eugen am Rhein, und natürlich das alte Kanzleramt, diese sonderbar pragmatische 60er-Jahre-Architektur mit der klobigen Moore-Bronze davor. Aber du kannst dir vielleicht vorstellen, dass es sich kompliziert gestaltet, Monika ständig akzeptable Entschuldigungen aufzutischen.«
    »Geil!«, sagt er, in meinen Augen langsam eine etwas unpassende Reaktion. Ich schaue eine Weile still und ungläubig meinen Schuhen beim Walken zu.
    »Wenn ich das richtig sehe«, sagt er vollkommen unempathisch, »bist du ein Superheld. Mann! Das müssen wir feiern! Wir werden das groß aufziehen und vermarkten! Du brauchst ein Kostüm, du brauchst einen Namen, Doorman oder so. Du gehst durch eine Tür und bist verschwunden. Du bist der Reisende, oder: Der Eskapist! Du bist der Lazyboy. Unvermittelt tauchst du auf und kannst so unglaubliche Wirkungen entfalten, darüber musst du dir nur noch Klarheit verschaffen. Du musst die Möglichkeiten ausloten. Oder du nennst dich den Geher , weil du ja durch die Türen gehst und weil du endlich deine ideale Sportart gefunden hast.«
    Ich drehe mich nach einer dunkelhaarigen Frau mit einem hübschen Po in einem grauen Jogginganzug um, die mich keines

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