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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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oder soll, vergessen.«
    Eine Weile rutschen wir auf unseren Stühlen herum und erinnern uns ungut daran, dass wir eigentlich zwei Fremde füreinander sind.
    »Musst du nicht in die Schule?«, frage ich.
    »Ehrlich gesagt bin ich von der Schulpflicht befreit. Ich bekomme Privatunterricht von meinem Onkel. Sie sagen, ich sei zu klug für die Schule, ich habe einen IQ von 176.«
    »Oha«, sage ich und denke, dass ich meinen eigenen IQ lieber nicht wissen will. »Was ist denn nun mit deinem Onkel, warum musst du auf ihn aufpassen?«
    Sie blickt sich nach links und nach rechts um, aber anscheinend ist niemandem zu trauen hier.
    »Ich erzähle es dir später«, flüstert sie. »Das ist nicht so einfach.«
    »Okay«, raune ich.
    »Aber jetzt zum geschäftlichen Teil«, sagt sie. »Ich habe mich gefragt, was es zu bedeuten hat, dass wir uns getroffen haben. Denn das ist doch schon ein merkwürdiger Zufall, dass du durch meinen Vorgarten latschst und mir dann deine Geschichte über Türen erzählst und ich das arme, verlassene Mädchen bin, das eine geheimnisvolle Tür im Keller beherbergt, über die es sonst eigentlich mit niemandem sprechen kann. Ich frage mich, was es zu bedeuten hat. Ob eine Art Auftrag dahintersteckt. Ob wir zusammenarbeiten sollen.«
    »Du meinst, wie Geheimagenten, wir bilden ein Türen-Einsatzteam?«
    »Ja, genau das meine ich. Findest du es nicht eigenartig, dass wir uns treffen?«
    »Schon«, sage ich und lächele, weil die Situation mir gefällt. »Und was könnte unser erster Auftrag sein?«
    »Tja, darüber habe ich jetzt lange nachgedacht.«
    Sie greift nach ihrem Koalarucksack und holt einen Block und einen Hello-Kitty-Bleistift hervor. Der Block scheint vollständig mit dem Bleistift vollgekritzelt zu sein.
    »Entweder muss ich dir dabei helfen, dir über deine Situation klar zu werden, denn deine scheint mir irgendwie noch bescheuerter als meine, du stolperst da ja nur irgendwie vor dich hin. Vielleicht musst du dafür durch meine Tür gehen, und wir gucken, was dann passiert.«
    »Okay«, sage ich. Ein interessanter Gedanke.
    »Oder wir versuchen herauszubekommen, ob es noch andere gibt wie uns. Wenn es uns gibt, zwei Menschen, die auf eine nicht ganz alltägliche Art und Weise durch Türen gehen können, auch wenn mein System natürlich weiter entwickelt ist als deins, bei dir kann man wohl kaum von einem System sprechen, eher von einer Kette fortgesetzter Unfälle, und wir uns auch noch begegnen, dann fragt sich doch jeder halbwegs intelligente Mensch sofort, ob es a) noch mehr Türen-Leute wie uns gibt oder b) was sonst noch für Freaks mit außergewöhnlichen Eigenschaften oder Fähigkeiten da draußen herumlaufen. Wir müssen sie bloß suchen und finden.«
    »Du hast recht«, sage ich und staune. Auf den Gedanken bin ich noch gar nicht gekommen. Vermutlich bin ich irgendwie zu ichbezogen.
    »Okay, wir inserieren«, sage ich, »wir schalten Anzeigen in der Zeitung, wir twittern und machen diesen ganzen Internet-Blödsinn, wir suchen großflächig nach Gleichgesinnten.«
    »Ja«, sagt sie, »genau.«
    » Leiden Sie unter paranormalen Phänomenen? «, sage ich.
    »Ach Quatsch, das ist doof«, sagt sie, »das ist zu sehr Ghostbusters .«
    »Woher kennst du denn Ghostbusters ? Das ist doch 80er.«
    »Fernsehen? Schon mal gehört, ganz modern?«
    »Oh«, sage ich. »Schon klar.«
    »Vermutlich gibt es direkt um uns herum noch viel verrücktere Phänomene«, sagt sie, »die wir bloß nicht mitbekommen in unserer Borniertheit.«
    »Irgendwie unheimlich«, sage ich.
    Sie setzt sich zurück, verschränkt die Arme und betrachtet mich aufmerksam.
    »Wie alt bist du noch einmal?«
    »35«, sage ich kleinlaut. »Warum?«
    »Wie läufst du eigentlich rum? Das solltest du nicht tragen, das Sweatshirt da. Das ist wohl eher etwas für Mädchen in meinem Alter.«
    »Tss«, mache ich. Ich trage ein sehr schönes, ausgewaschenes Sweatshirt, lila, mit einem Pu-der-Bär-Motiv.
    »Das verstehst du nicht«, sage ich. »Das ist der Großstadtcode. Wie sollst du das auch verstehen, du kommst ja vom Dorf.«
    »Ich wachse mit Facebook und Youtube auf, alter Mann. Als Kleinkind habe ich zum Einschlafen MTV geguckt. Und ob ich etwas davon verstehe. Ich bin das Produkt einer durchglobalisierten Jugendkultur, du bist wohl eher vom Dorf, so wie ich das sehe.«
    »Du solltest aber auch nicht so rumlaufen.«
    »Wie?«
    »Na, mit der Schminke und so. Du bist doch fast noch ein Kind.«
    »Alles klar«, sagt sie. »Du musst

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