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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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etwas Weiches. Es ist dunkel. Ich rieche Frauenparfüm. Es klackert, wenn ich die Arme bewege. Kleidung auf Bügeln. Das ist immerhin mal etwas Neues. Bislang hat noch keine Tür direkt in einen Schrank geführt. Es ist eng. Es ist stickig. Ich frage mich, ob das schon Daphnes Geheimnis ist. Aber hat sie nicht gesagt, man warte auf mich? Und warum werde ich in einem Schrank gebraucht?
    Etwas Licht dringt durch Ritzen von außen zu mir herein. Da draußen scheint sich jemand zu bewegen. Gedämpfte Schritte. Ich höre eine Person summen, ohne Frage eine Frau. Es kostet mich Mühe, meine Umgebung nicht knarzen zu lassen, als ich mein Gewicht verlagere. Ich frage mich, ob es nicht besser ist, mich einfach bemerkbar zu machen. Ich habe keine Ahnung, warum ich so vorsichtig bin. Irgendwie fühle ich mich wie ein Eindringling.
    Na ja, denke ich, vermutlich ist man das auch, wenn man einfach so im Schrank einer Frau steht.
    Nach einer Weile hört das Summen auf, es ist still jetzt da draußen. Ich drücke gegen die Schranktür, die sich leise knarzend öffnet. Neben mir schaukelt ein Kleid aus einem chiffonartigen, durchsichtigen Stoff mit orangefarbenen, grünen und gelben Formen, die ich nicht weiter benennen kann. Ich schiebe ein paar Bügel zur Seite und trete aus dem Möbel in das Zimmer. Ich halte den Atem an: nichts mehr zu hören, kein Geräusch. Dem Schrank gegenüber hängt ein ovaler Spiegel über einer einfachen Kommode. Der Spiegel zeigt einen äußerst gut aussehenden Mann mit einem uneindeutigen Gesichtsausdruck, der mit offenem Mund vor einem geöffneten Frauenschrank steht.
    Rechts ein Bett, unbehandeltes Holz, Holzfußboden. Ein Flickenteppich. Links ein Fenster mit einem kleinen, weiß lackierten Schreibtisch davor. Der Blick aus dem Fenster geht auf eine Gasse mit Kopfsteinpflaster. Häuser aus rotem Backstein. Schnee. Draußen liegt Schnee, auf den Dachziegeln hält er sich, auf dem Gehweg ist er zur Seite gefegt. Keine Autos zu sehen. Ich schaue nach links und nach rechts aus dem Fenster. Es sieht sonderbar aus, wie eine geräumte Filmkulisse, eine ganze Straße ohne Autos. Habe ich einen Zeitsprung gemacht? Und es sieht deutsch aus, ich weiß nicht, woran es liegt. Woher nimmt man so einen Eindruck? Und woher kommt plötzlich der Schnee? In den Rinnsteinen häuft er sich weiß, nicht schmutzig grau wie zu Hause. Ich denke, dass ich nicht passend gekleidet bin. Für einen Pelzmantel war kein Platz in der Grundausrüstung.
    Ich trete erneut vor den Schrank, blicke auf Kleider. Geschmack scheint die Person keinen zu besitzen. Ich untersuche ein Oberteil, das aus orangefarbenem und braunem Samt zusammengesetzt ist und mit einem Blütenblätterkragen versehen ist. Ich versuche mir die Frau vorzustellen, die so etwas trägt. Sie ist sehr blond und sehr groß, mindestens einsneunzig, hat ein rotes, fleischiges Kinn. Abends mixt sie sich Blue-Curaçao-Oranges an der Hausbar. Sie hört gerne Schlager, Tony Marshall und Costa Cordalis. Sie ist Single, aber in ihrem Bett wartet jeden Abend ein Kuscheltier auf sie, ein Schaf namens Mopsi, das sie seit der Vorschule begleitet. Beim Herumfummeln fällt mir auf, dass sich in den Kleidungsstücken keinerlei Etiketten befinden. Merkwürdig. Ich sehe meine monströse Blondine mit der Nagelschere auf den Dielen vor dem Schrank hocken und aus einem nebelverhangenen Grund sorgfältig die Etiketten aus ihrer Kleidung entfernen, vielleicht aus Sozialneid.
    Ich schiebe die Bügel zur Seite und betrachte die Rückwand. Das sieht massiv aus so weit, nicht wie eine Tür, eine Passage. Ich besteige den Schrank und schließe sorgfältig die Tür hinter mir. Ich greife energisch ins Dunkel. Und zum ersten Mal funktioniert es. Ich stoße die schwere Kellertür auf und schaue in Daphnes Gesicht. Ich lache, Daphne lacht ebenfalls.
    »Verrückt«, sage ich, »es funktioniert. Ich kann da hinein und auch wieder hinaus, einfach so.«
    »Wie bei mir«, sagt Daphne. »Erzähl, wo bist du gewesen?«
    »Im Schrank«, sage ich. »Ich war im Kleiderschrank einer Frau.«
    Daphne nickt zufrieden.
    »Du auch?«, frage ich.
    »Hast du jemanden getroffen?«
    »Da war eine Frau vor dem Schank, glaube ich, aber ich habe gewartet, bis sie weg war. Da liegt Schnee, Daphne, verrückt, und es gab keine Autos, glaube ich. Was hat das zu bedeuten?«
    »Geh zurück«, sagt sie. »Das musst du herausfinden. Im Grunde weiß ich auch nicht mehr als du, geh.«
    »Ist gut«, sage ich. »Mache ich einen

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