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Lazyboy

Lazyboy

Titel: Lazyboy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Weins
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steht. Ich bin unangekündigt hier, ganz ohne Türen, einfach so mit Bus und Bahn, um die Entführungsspur Daphnes aufzunehmen. Ich hoffe, dass sie noch heiß ist. Wenn ich Pech habe, ist niemand da, dann bin ich umsonst hergekommen. Ich trete einen Schritt zurück und betrachte die Villa.
    Daphne selbst öffnet die Tür einen Spalt und äugt hinaus, sie hat die Sicherheitskette vorgelegt. Mir fällt ein mittlerer Berg vom Herzen.
    »Ich bin es«, sage ich, »Lazyboy«, obwohl anzunehmen ist, dass sie es auch so erkennt. Daphne hantiert an der Kette herum.
    »Kannst du nicht anrufen?«, raunzt sie.
    »Was für eine Begrüßung«, sage ich. »Ich freue mich auch sehr, liebe Daphne, dich zu sehen.«
    Daphne trägt einen Bademantel, um den Kopf hat sie ein Handtuch geschlungen. Ihre Füße stecken in Wollsocken.
    »Komm rein«, sagt sie mürrisch.
    »Daphne«, sage ich, »alles in Ordnung mit dir?«
    »Klar«, sagt sie.
    »Wurdest du nicht entführt?«
    »Hä?«
    »Du hast mich doch angerufen, weil du entführt worden bist.«
    »Ach so, das ...«
    »Hast du mich nicht angerufen?«
    »Doch, doch, klar. Stimmt, ich wurde entführt. Na und? Halb so wild, ich habe dich angerufen, ich wurde entführt. So what?«
    Sie wendet sich ab. Im Flur stelle ich sie, ich fasse sie an der Schulter. »Verarschst du mich, oder was? Komm, sag mir die Wahrheit!«
    »He, warum sollte ich lügen?« Ihre Augen funkeln, und ich beschließe, ihr zu glauben, jetzt und für immer.
    »Was ist passiert, was haben die gemacht, konntest du dich aus eigener Kraft befreien?«
    »Sie haben mich freigelassen.«
    »Wer?«
    »Vier Männer in Anzügen, ich konnte die Gesichter nicht erkennen. Schwarzer Kastenwagen.«
    »Und? Was wollten sie? Die haben dich einfach so freigelassen?«
    »Ach Mann, du machst aber einen Wind. Die wollten bloß ein paar Sachen wissen, die mit dem Haus und meinem Onkel zu tun haben. Also habe ich ihnen ein paar Sachen erzählt, mit denen sie nichts anfangen können.«
    »Haben sie dir etwas angetan?«
    »Nö.«
    »Und jetzt? Bist du bei der Polizei gewesen?«
    Daphne schüttelt den Kopf und blickt auf ihre Wollsocken.
    »Nicht?«
    Sie guckt mich an.
    »Sie haben mich auf die Tür angesprochen, okay? Vermutlich wissen sie darüber Bescheid. Ich kann den Polizisten ja schlecht erzählen, dass mich Männer verfolgen, die in den Besitz meiner magischen Tür im Keller gelangen wollen.«
    »Hm«, sage ich und lasse sie los.
    »Diese Entführungsgeschichte klingt beunruhigend«, sage ich, als wir in einem altdeutsch eingerichteten Wohnzimmer in tiefen Ohrensesseln Platz genommen haben. Um uns herum hohe Bücherregale, tausend Jahre alte Bücher mit steifen Lederrücken, ein Klavier, Beethovenbüste, ein Schiffsmodell einer spanischen Galeone, viel dunkles Holz. Auf dem Fußboden ein Bodenbelag, der aussieht wie nachlässig gegerbtes Wildschweinfell.
    »Und ob.« Daphne schnaubt. »So wie ich das sehe, solltest du dir möglichst schnell ein eigenes Bild machen. Du musst die Tür benutzen, solange es noch geht.«
    »Wie?«, frage ich.
    »Na ja, wenn die Typen wirklich hinter der Tür her sind. Nicht, dass du dich hinterher beschwerst, wenn sie für uns verschlossen bleibt.«
    »Meinst du, es ist in dieser Situation das Richtige, dass ich durch deine Tür verschwinde?«
    »Na klar, du musst!«
    »Wieso?«
    »Das liegt doch auf der Hand: Vielleicht kann sie dich heilen. Vielleicht bist du anschließend wieder ein normaler Mensch, so weit dir das möglich ist. Vielleicht kann sie die Wirkung aufheben, irgendetwas in der Art. Das ist es doch, was du wolltest. Wir müssen wissen, ob ein Zusammenhang zwischen unseren Geschichten besteht. Irgendetwas muss passieren. Jetzt.«
    »Aber vielleicht ist es gefährlich«, sage ich. »Vielleicht löse ich mich in Luft auf.«
    »So ein Quatsch.«
    »Naja, ich bin ja gar nicht darauf vorbereitet.«
    »Wie alt bist du noch mal?«
    »Es ist nicht direkt Angst«, sage ich.
    Ich denke: Wahrscheinlich ist es nichts anderes als eine außergewöhnlich hübsche Tür in den angrenzenden Fahrradkeller. Eine Tür, die versteht, mehr aus ihrem Typ zu machen.
    »Du hast schon recht«, sage ich. »Ich bin es leid, wie irre durch die Gegend geschubst zu werden. Mein Leben gerät aus den Fugen.«
    »Dann komm, worauf warten wir.«
    Daphne umfasst mit der Hand ihre Zehen.
    »Aber ich kann dich doch unmöglich hier alleine lassen.«
    »Wieso das denn auf einmal?«
    »Ich habe mir Gedanken über dich gemacht. Du bist 13

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