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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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Kurven atemberaubend eng. Heiko war dabei wieder der Beste. Mariano schien auf einer Briefmarke wenden zu können und er kam auch aus den unmöglichsten Ausgangspositionen über die Sprünge. Schließlich bekam er eine goldene Schleife – und ich einen Kuss!
    Heiko platzierte den Schmatz so überraschend mitten auf meinem Mund, dass ich keine Zeit hatte, die Angelegenheit vorher noch zu diskutieren. Das Ganze direkt zwischen Parcours und Abreiteplatz, vor dem halben Reitstall! Nele schaute mich an wie das achte Weltwunder. Morgen würde sie mich vor Ehrfurcht wahrscheinlich siezen. Die Privatpferdereiterinnen – also die Gruppe, aus der Prinzen gewöhnlich ihre Prinzessinnen wählen – schmiedeten dagegen erkennbar Mordpläne.Außer Ronja und ihren zwei Freundinnen. Die mussten sie wieder trösten. Ronja hockte diesmal in der Sattelkammer und heulte sich die Augen aus.
    Den Grund dafür verriet mir Heiko gleich darauf. Er war ein bisschen auf dem Sprung, anscheinend wollte sein Vater jetzt im Bierzelt mit ihm angeben.
    »Ich wäre ja lieber noch mit dir was trinken gegangen. Aber das holen wir morgen nach. Dann gibt’s nämlich noch mehr zu feiern! Daddy hat mir gerade erlaubt, eine Prüfung nachzumelden. Ganz früh morgens ist ein Stilspringen. Und ich starte mit Joker!«

    Bislang war ich mir nicht sicher gewesen, ob ich am Sonntag noch einmal nach Hermannsburg fahren wollte. Natürlich wollte ich mit Heiko zusammen sein, aber wenn er ritt, hatte er sowieso keine Zeit für mich, und die Prüfungen fand ich durchweg ätzend. Außerdem ging mir die Verabredung mit Thorsten nicht aus dem Kopf. Nicht wegen Thorsten, um Himmels willen! Aber je öfter ich im Reitstall war, desto seltsamer fand ich das Verhältnis zwischen Reitern und Pferden. Vielleicht wäre es wirklich spannend, sich mit jemandem zu unterhalten, der »alles ganz anders sah« wie Thorstens Tante Wiebke.
    Aber jetzt, da Heiko auf Joker starten sollte, musste ich einfach zusehen! Und außerdem verzichtete meine Mutter sehr gern, ich würde also ohne Anhang nach Hermannsburg radeln können. Die Chance musste ich nutzen.
    Das »Stilspringen« begann bereits morgens um neun, ich musste also früh aufstehen. Vorher warf ich nochkurz einen Blick ins Internet, um herauszufinden, was dieses Springen von den anderen unterschied. Hier, so lernte ich, ging es nicht nur um Fehlerpunkte und Zeit. Stattdessen würde auch Sitz und Einwirkung des Reiters bewertet. Ich war gespannt. Bei Wiebke war Heikos Sitz ja neulich nicht so gut angekommen, und auch der wohlwollendste Zuschauer musste erkennen, dass er ganz schön heftig am Zügel zog. Gestern Abend hatte Mariano die Vaseline sicher auch gebraucht. Ob die Richter das anmerkten?

    Ronja war nicht im Stall, als ich kurz vor dem Springen eintraf, wohl aber ihre Freundinnen, die empört miteinander tuschelten. Andere Mädchen bereiteten Joker eben für Heiko vor und ich steckte ihm rasch einen Apfel zu. Der große Braune wirkte heute nicht so fröhlich wie gestern, sondern eher mürrisch. Seine Maulwinkel waren noch nicht verheilt – und so langsam fragte ich mich auch, wie es in seinem Maul aussah. Die Trense lag schließlich auf der Zunge. Konnte die gequetscht werden?
    Heiko kam eben aus den Umkleidekabinen und begrüßte mich mit Küsschen rechts und Küsschen links. Mir wurde umgehend warm ums Herz – aber ich konnte Joker nicht vergessen. Diesmal fieberte ich wirklich mit, als Heiko ihn zum Abreiteplatz führte und mir beim Aufsteigen fröhlich zuwinkte.
    Heiko erreichte in drei Minuten, wozu Ronja zwanzig gebraucht hatte. Er zog Joker mit Schwung den Kopf vor die Brust. Aus dieser Haltung ging er den Probesprungan – und ließ das Pferd erst im allerletzten Moment gucken. Verweigern konnte Joker da kaum noch, wenn er nicht in die Stangen hineinschlittern wollte. Aber er schien auch schon mal gesprungen zu sein. Brav setzte er über den Sprung und wurde hinterher gleich wieder »aufgenommen«. Inzwischen wusste ich, was das hieß: Der Reiter zog den Zügel wieder stark an.
    Heiko wechselte ein paar Worte mit seinem Vater, dann grinste er zu mir hinüber.
    »Ich hab Startnummer zehn, Glücksfee! Also geh schon mal zum Parcours und konzentrier dich!«
    Ich musste mir das Geschehen auf dem Abreiteplatz auch nicht länger ansehen. Joker schien seinen Frust geradezu in Wellen abzustrahlen. Aber die anderen Pferde wirkten auch nicht unbedingt glücklich. Wenn hier wirklich jemand Gedanken lesen könnte, müsste er
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