Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
sich schreiend am Boden wälzen.
Im Parcours sah ich keinen allzu großen Unterschied zu den Ritten am Tag zuvor. Zwar ging alles etwas langsamer und die Reiter riskierten nicht gar so viel, wenn es um die Kurven ging. Aber das lag vielleicht auch daran, dass hier deutlich mehr Mädchen am Start waren. Und das Starterfeld war kleiner. Nur 15 Reiter, und dabei war es ein A-Springen. Gestern hatten über vierzig um eine Platzierung gekämpft.
Neben mich setzte sich eben eine der Freundinnen von Ronja. Ich beschloss, sie anzusprechen. »Warum reiten hier so wenige mit?«, erkundigte ich mich. »Wollen die alle nicht so früh aufstehen?«
Das Mädchen lachte. Immerhin nahm sie Notiz von mir. Wie gesagt, ich war in der Hackordnung sprunghaft gestiegen.
»Die A-Dressuren fangen zum Teil noch früher an«, erklärte sie. »Und erst recht die E-Dressuren und die Jugendreiterprüfungen. Früh aufstehen sind hier alle gewohnt. Aber dies ist ein Stilspringen. Dazu hat kaum einer Lust.«
Das Mädchen hatte blonde, kurze Haare, freundliche grüne Augen und sah nett aus. Ich vermerkte auch erleichtert, dass sie sich nicht über mich lustig machte. Das alles gab mir Mut, weiter zu fragen. »Wieso denn nicht? Ist doch eigentlich eine ganz gute Idee … ich meine …«
»Du meinst, es wäre ganz sinnvoll, auch im Parcours ein bisschen schöner zu reiten«, fragte Ronjas Freundin. »Womit du recht hast. Wenn hier ordentlich gerichtet würde, könnten mal ganz andere gewinnen als sonst. Wird aber nicht. Im Grunde gilt das Gleiche wie immer: Du kannst reiten wie eine Göttin. Aber wenn dein Pferd einen Sprung reißt, bist du raus aus der Wertung. Die da zum Beispiel sitzt absolut lehrbuchgerecht …«
Sie wies auf ein Mädchen, das gerade einen kleinen Fuchs über die Sprünge lenkte. Ich erkannte unsere Mitreiterin von neulich.
»Aber sie hat keine Chance. Selbst wenn sie ohne Fehler durchkommt: Die setzen doch kein Mädchen mit einem Durchschnittspferd einem Heiko Tünnermann vor die Nase! Das trauen sich die Richter gar nicht. Sie würden damit ja zugeben, dass Springen sonst von Leuten gewonnen werden, die reiten wie die Henker. Also werden sie dieselben nach vorn setzen wie immer. Die anderen ärgern sich. Und bleiben beim nächsten Mal lieber im Bett.«
Ich selbst sah keine großen Unterschiede zwischen den Ritten, aber ich erkannte ein paar Starter wieder. Und tatsächlich wurden der Dritte und Vierte von gestern deutlich höher bewertet als das Mädchen auf dem Fuchs. Obwohl sie schneller ritten und die Pferde oft ganz schön um die Kurve zerrten.
Schließlich war Heiko an der Reihe. Er hielt Joker eisern am Zügel, als er einritt und grüßte, und dann zog er eine ziemliche Show ab. Der große Braune galoppierte in einer Art Zeitlupe durch den Parcours und nahm die Kurven dabei noch enger als Mariano. Teilweise schien er sich geradezu auf der Hinterhand herumzuwerfen. Heiko achtete allerdings darauf, ihn gerade vor die Sprünge zu bekommen und ihm genau rechtzeitig zum Taxieren den Kopf freizugeben.
»Joker macht es großartig, nicht?«, fragte ich schüchtern.
Das Mädchen neben mir schnaubte. »Kunststück, er ist ein Dressurpferd. Der geht S-Lektionen, Galopppirouetten macht er wie nix. Jedenfalls früher, bevor Ronja ihn hatte. Die Vorbesitzerin ist genauso hart geritten wie Heiko. Rollkur, du weißt schon …«
Ich wusste nicht. Aber ich konnte es mir denken. Wenn Heiko Joker den Kopf nach unten zog, sah es aus, als würde der Braune gleich zu einer Rolle vorwärts ansetzen.
»Und Ronja packt das nicht. Dafür ist sie einfach zu nett. Und diese Richter da drüben sollten Heiko jetzt in Grund und Boden punkten! Das Pferd war während der ganzen Prüfung hinterm Zügel. Aber warte mal ab, was kommt!«
Ronjas Freundin schien es schade, aber nicht ehrenrührig zu finden, dass Ronja nicht mit Joker zurechtkam.Und ich schnappte nach Luft, als ich Heikos Bewertung hörte. Seine Stilnote war himmelhoch.
»Ich geh jetzt Maren trösten«, bemerkte das Mädchen. »Das ist die mit dem Fuchs. Die hätte gewinnen müssen. Aber sie gewinnt nie. Ihr Dreamboy ist zu nichtssagend. Der fällt nicht auf und Maren ist auch nicht der Typ für die Charmeoffensive.«
Ich sah die zwei miteinander reden, während Maren ihr Pferd vom Abreiteplatz führte. Mit Heikos Ritt war sie endgültig raus aus der Platzierung. Aber immerhin ließ sie das Pferd nichts davon spüren. Im Gegenteil. Dreamboy bekam ein Leckerli und folgte ihr
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