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Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)

Titel: Lea und die Pferde - Das Glück der Erde (German Edition)
Autoren: Christiane Gohl
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er auch fast etwas stolz auf seinen Staat, er guckte ganz unternehmungslustig drein, als er auf den Abreiteplatz kam. Aber dann nahm sich Heiko die beiden vor und das Drama begann.
    »Nun stell ihn schon zusammen, so eine lange Aufwärmzeit braucht der nicht, schließlich ist er ein M-Pferd! Und benutz mal die Sporen, wozu hast du sie dran! Er fällt total auseinander. Wenn er so in die Prüfung geht, kriegen die Richter ’ne Krise!«
    »Aber ich kann ihn doch nicht hinter die Senkrechte …«
    »Klar kannst du! Machen die großen Stars doch auch. Wenn du ihm jetzt zeigst, was ’ne Harke ist, versägt er dich gleich nicht, sondern ist froh, dass er mehr Zügel kriegt!«
    Nicht dass ich irgendetwas von dieser Unterhaltung verstand. Aber ich sah, dass Ronja mit unheimlicher Anstrengung am Zügel zog und Joker dabei permanent mit den Sporen traktierte. Das gefiel ihm verständlicherweise nicht, er guckte ungnädig und wehrte sich schließlich, indem er unter den Bauch trat oder ausschlug. Stolz sah er nicht mehr aus, sondern eher traurig, fast wie besiegt, als er schließlich nachgab und sich den Kopf fast bis an die Brust ziehen ließ. Ronja schien zu diesem Zeitpunkt mit ihren Kräften am Ende. Ihre Schminke war zerlaufen, sie war rot vor Anstrengung und ihr Gesicht schweißüberströmt.
    Als sie endlich einreiten durfte, scheute Joker als Erstes vor dem Richterhäuschen und dann vor ein paar Kindern, die am Reitplatzrand spielten. Beim Grüßen vor den Richtern hampelte er herum, anstatt stillzustehen, und dann wollte er vor dem Richterpult nicht auf den Hufschlag.
    Ronja zwang ihn schließlich, und der erste Teil der Aufgabe sah dann auch aus wie bei allen anderen – fand ich, Heiko war da allerdings anderer Ansicht.
    Ich war wie zufällig zu ihm rübergeschlendert.
    »He, du bist ja heute schon da!« Heiko begrüßte mich fröhlich und legte mir flüchtig und wie nebenbei den Arm um die Schulter, während er mich rasch zum nächsten Sitzplatz auf der Tribüne lotste. Ich fühlte mich sofort besser. Wenn Heiko Ronja zusammenstauchte, mochte ich ihn nicht sonderlich, aber sobald er bei mir war, waren alle diese Gefühle ausgelöscht und ich strahlte nur noch – innerlich und äußerlich. Natürlich hatte ich mich auch wieder für ihn schön gemacht. Einhorntattoo und witzige Ohrringe, auch aus dem »Tierpension«-Fan-Shop. An meinem linken Ohr baumelte ein winziges Nilpferd, am rechten ein Frosch. Ich hatte auch noch ein sehr weit ausgeschnittenes T-Shirt anziehen und ein weiteres Tattoo im Ausschnitt platzieren wollen, aber darauf hatte ich dann verzichtet, um Fragen meiner Mutter vorzubeugen. Allerdings war mein Top bauchfrei – irgendwie musste ich der Welt beweisen, dass ich nicht fett war, auch wenn mein Hintern Reithosen sprengte.
    Heiko hatte jetzt allerdings nur Augen für Ronja und Joker, und was er sah, gefiel ihm gar nicht.
    »Er geht viel zu verhalten … meine Güte, entweder sie hält ihn zu fest oder sie lässt ihn zu lang, das Mädchen lernt’s nie!«, schimpfte er.
    »Aber … aber kann er denn so überhaupt noch gucken?«, fragte ich schüchtern. Jokers Kopf war immer noch Richtung Brust gezerrt, und ich meinte, irgendwo gelesen zu haben, dass Pferde nur geradeaus schauen können, wenn sie den Kopf heben. Jokers Verhalten bestätigte das. Er scheute vor jeder Kleinigkeit am Reitplatzrand.
    »Er braucht nicht zu gucken, Reitplätze sehen überall gleich aus«, belehrte mich Heiko. »Aber so tief einstellen sollte sie ihn in der Prüfung auch nicht. Das macht man vorher, um sie kirre zu machen. Aber doch nicht, wenn die Richter gucken!«
    Ich verstand das alles nicht so recht. Joker wirkte inzwischen eher verärgert und machte seinem Frust Luft, als er endlich galoppieren durfte. Er galoppierte nicht gleichmäßig und langsam wie die Pferde vor ihm, sondern er schoss zunächst los und buckelte dann herzhaft, als Ronja ihn bremsen wollte. Ronja fiel dabei nicht herunter, was für mich eindeutig die größte Leistung dieses Tages darstellte. Bislang hatte sich die Reiterei der Turnierteilnehmer für mich nicht allzu sehr von unseren eigenen Versuchen im Kurs unterschieden. Aber beim Rodeo hätte Ronja punkten können. Und es sah nicht einmal besonders schwer aus.
    Heiko neben mir fluchte. »Das war’s dann wohl mit einer Platzierung. Mein Daddy wird begeistert sein. Aber ich hab’s ja gleich gesagt: Ronja braucht ein ›Knopfdruckpferd‹, mit dem hier wird das nie was!«
    »Willst du jetzt noch
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